Warum wir einen Sondergesandten für Religionsfreiheit brauchen

Kirche in Not startet einen erneuten Aufruf

Die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan hat das Thema Menschenrechtsverletzungen wieder in den Mittelpunkt gerückt. Vor allem die Notlage der afghanischen Frauen hat zu einer internationalen Mobilisierung geführt. Doch die dschihadistische Offensive des asiatischen Landes stellt zweifellos auch eine Gefahr für Christen und andere religiöse Minderheiten dar. Deshalb hält es die päpstliche Stiftung Kirche in Not für angebracht, das Anliegen auf die Tagesordnung aller Regierungen zu setzen. Insbesondere richtet die Päpstliche Stiftung einen neuen dringenden Appell an die italienische Regierung – einen solchen hatte sie bereits im Mai letzten Jahres gestartet – und fordert die Ernennung eines Sonderbeauftragten für Religionsfreiheit.

Doppelter Anlass für den Aufruf

Kirche in Not Italien hat einen doppelten Anlass zum wiederholten Aufruf: Ein solches Amt würde es Italien ermöglichen, „eine anerkannte und wegweisende Rolle auf internationaler Ebene zu übernehmen“ und würde bestätigen, „dass das Recht zur freien Ausübung des Glaubens, das in Artikel 19 der italienischen Verfassung anerkannt wird, nicht auf die eigenen Landesgrenzen beschränkt ist, sondern im Gegenteil auf internationaler, nationaler und lokaler Ebene als unantastbares Recht jedes Menschen gefördert werden muss“.

Der europäische Abgesandte

Was heute in Rom fehlt, ist in Brüssel bereits vorhanden. Der frühere Aufruf von Kirche in Not geht auf die Ernennung des zyprischen Abgeordneten Chrīstos Stylianidīs zum Sonderbeauftragten für die Förderung der Religions- und Glaubensfreiheit durch die Europäische Kommission zurück. Man hatte lange darauf gewartet. Und ohne die tatkräftige Mobilisierung und Unterschriftensammlung durch die Internationale Organisation für die Familie und durch iFamNews wäre das Amt dieses europäischen Gesandten wahrscheinlich unbesetzt geblieben.

Der Vorgänger Ján Figeľ

Zudem wäre es vollkommen unverständlich gewesen, ein solches Amt abzuschaffen, nach all der hervorragenden Arbeit, die Ján Figeľ geleistet hat. Der slowenische Abgeordnete und Minister, der im Mai 2016 ernannt wurde, hat in den drei Jahren seiner Tätigkeit die Bedrohung der Religionsfreiheit in den Fokus gerückt: Bedrohung durch Gewalt, durch Terrorismus, aber auch durch einen vor allem im Westen immer aggressiver werdenden ideologisierten Atheismus. Um eine Vorstellung von Figel’s konkreter Arbeit zu bekommen, muss man wissen, dass es unter anderem seinem stillen Wirken im Hintergrund zu verdanken ist, dass Asia Bibi in Pakistan befreit wurde.

Religiöse Kompetenz

Nun hat Stylianidīs, vier Monate nach seiner Ernennung, die Aufgabe, Figels Schaffen fortzuführen. Ein Bekenntnis, das in den Worten des ehemaligen Gesandten an die Europäische Kommission zum Ausdruck kommt: „Wir brauchen vielmehr intelligente Menschen als intelligente Telefone! Das bedeutet, dass wir in einer globalisierten Welt voller Vielfalt neben der digitalen Kompetenz auch die religiöse Kompetenz erlernen müssen. Indem wir verfolgte Religionsgemeinschaften verteidigen und unterstützen, gehen wir auch die Ursachen der Flüchtlingskrise an.“

Die Wurzeln der Krise

Diese Worte sind hochaktuell. Gerade in Hinblick auf die beginnende Flüchtlingskrise aus Afghanistan ist es in Europa von größter Bedeutung, die religiösen Wurzeln dieser Diaspora anzuerkennen und zu berücksichtigen. Das Amt des Sonderbeauftragten für Religionsfreiheit innerhalb der Europäischen Union, aber auch innerhalb der italienischen Regierung, ist in diesem Sinne eine Verpflichtung.

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