Man kann neuerdings eine öffentliche Toilette aufsuchen, ohne darauf achten zu müssen, ob an der Tür ein Männer- oder ein Frauen-Symbol hängt. Die Vorreiterrolle in Sachen Gender-Ideologie auf dem stillen Örtchen übernimmt eine Schule in der norditalienischen Stadt Piacenza. Dort, genauer gesagt am Kunstgymnasium „Cassinari“, wurde beschlossen, die Geschlechterunterscheidung beim Betreten der Toiletten aufzuheben. Der Vorschlag kam von den Schülern, die damit den Begriff „Inklusion“ durchsetzen wollten. Die beiden Piktogramme zur Unterscheidung von Männer- und Frauenklo sind zwar geblieben, haben aber ihre Hinweisfunktion verloren.
Amerikanisches Vorbild
Die Region Emilia-Romagna bestätigt einmal mehr, gegenüber gewissen Themen sehr empfänglich zu sein. Bereits 2019 hatte die Gemeinde Reggio Emilia ein Protokoll – das erste auf nationaler Ebene – zum Schutz der LGBT+-„Rechte“ eingeführt, welches unter anderem „geschlechtsneutrale“ Toiletten vorsah. Während in Italien solche Fälle noch recht selten vorkommen und daher für Schlagzeilen sorgen, sind „Regenbogentoiletten“ in anderen westlichen Ländern praktisch die Regel. 2019 hatte der US-Supreme Court ein Urteil zu diesem Thema gefällt. Die Richter wiesen die Klage der Organisation Alliance Defending Freedom ab. Diese wollte gegen die Entscheidung eines Schulbezirks in Pennsylvania vorgehen, die eine freie, vom Geschlecht unabhängige Benutzung der Toiletten im Boyertown Area School District erlaubte. Die Befürworter der Initiative äußerten sich kritisch und betonten, es sei richtig, LGBT+-Personen zu schützen, aber man müsse die Privatsphäre aller wahren.
Sexuelle Übergriffe
Nicht nur die Privatsphäre wird verletzt. Einige junge Mädchen in einer Schule in Virginia wurden sogar Opfer körperlicher Gewalt. Scott Ziegler, der Schulleiter der Loudoun County School, steht in der Kritik: Laut Aussagen einer Gruppe von Eltern habe seine Entscheidung, die Geschlechtertrennung auf den Schultoiletten abzuschaffen, zu sexuellen Übergriffen auf den geschlechtsneutralen Toiletten geführt. Der erste Fall ereignete sich im Mai letzten Jahres, als ein Vater meldete, seine Tochter aus der sechsten Klasse sei von einem Jungen vergewaltigt worden, der „vermutlich einen Rock trug“. Der Schulleiter hatte die Vorwürfe der Eltern zurückgewiesen und erklärt: „Soweit mir bekannt ist, liegen uns keine Berichte über Übergriffe in unseren Toiletten vor“.
Wütende Eltern
Einige Monate später wurde die Schule in Virginia jedoch mit einer neuen Anschuldigung konfrontiert. Ein weiterer sexueller Übergriff hatte stattgefunden. Diesmal meldeten sich nicht nur der Vater des mutmaßlichen Opfers, sondern gleich mehrere Eltern zu Wort. In einer Sitzung des Schulausschusses forderten sie Zieglers sofortigen Rücktritt. „Wir haben Sie gewarnt, dass die von Ihnen eingeführten Maßnahmen eine Gefahr für unsere Kinder darstellen würden. Nun ist das eingetreten, was wir befürchtet hatten“, protestierten die Eltern.
Im Verlauf der Sitzung ergriff auch eine Schülerin das Wort. „Ich bin 14 Jahre alt, und allein die Tatsache, dass ich hier sein muss, um mein Recht zu verteidigen, um mir von der Schule keine radikale Agenda aufzwingen zu lassen, ist nicht nur beunruhigend, sondern auch erschütternd“, sagte sie. „Meine Klassenkameraden und ich sind keine Werkzeuge zur Förderung einer politischen Agenda“. Diese Worte der jungen Frau haben die Grenzen Virginias überschritten und uns erreicht.
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