Papst besucht Irak und diskriminierte Christen

Leiter von Kirche in Not Italien: „Ein positives Signal zehn Jahre nach dem Arabischen Frühling“

Bald steht die erste Reise von Papst Franziskus nach dem Ausbruch der CoViD-19-Pandemie an. Vom 5. bis 8. März wird der Papst unter dem Motto „Ihr alle seid Brüder“ den Irak besuchen. Das Thema Versöhnung ist hochaktuell, denn das Land ringt um Heilung der Wunden, die von jahrelangem Krieg und Hass zwischen den Konfessionen verursacht worden sind. Im Vorfeld der Reise hat die päpstliche Stiftung ‚Kirche in Not Italien’ (Aiuto alla Chiesa che soffre ACS) einen Bericht über die politische und gesellschaftliche Lage im Irak erstellt und darin besonders auf die Notlage der christlichen Minderheit hingewiesen, die zwar in viele verschiedene Konfessionen zersplittert, aber durch Leid und Verfolgung geeint ist.

Rückkehr der Christen in die Ninive-Ebene

„Die für Christen problematischen Gebiete liegen weiterhin hauptsächlich im Norden des Landes“, erklärte Alessandro Monteduro, Leiter von ‚Kirche in Not Italien’, gegenüber iFamNews. In seinen Überlegungen geht er vor allem auf den Brennpunkt in der Ninive-Ebene ein. Seit 2014 hat die christliche Bevölkerung in diesem Gebiet massiv abgenommen: Zwischen 100.000 und 120.000 Christen waren nach der Besetzung durch die dschihadistischen Isis-Milizen zur Flucht gezwungen. „Fünfundvierzig Prozent der Christen sind inzwischen in ihre Dörfer zurückgekehrt“, stellt Monteduro fest. „Einige Christen sind auch nach Mosul, aber die meisten sind in die syrisch-katholische Stadt Karakosch sowie in die mehrheitlich chaldäisch-katholische Stadt Karemlasch zurückgekehrt.“

Arbeitslosigkeit

Die Rückkehr der Christen ist eine erfreuliche Nachricht. Aber das reicht nicht. „Es gibt dort zwei sehr große Probleme“, so der Leiter von ‚Kirche in Not Italien’. Das erste Problem ist die Arbeitslosigkeit. „Wenn keine Arbeitsbedingungen geschaffen werden, werden wir einen weiteren Exodus von Christen und insbesondere von jungen Leuten erleben“, erklärt er. Diese Erkenntnis hat ‚Kirche in Not Italien’ dazu veranlasst, ein Hilfsprojekt ins Leben zu rufen, um die Christen vor Ort zu unterstützen. So sollen einheimische Arbeitskräfte beim Wiederaufbau von Kirchen in der Ninive-Ebene zum Einsatz kommen. „Das hilft ihnen wieder auf die Beine“, sagt er.

Sicherheit

Das zweite von Monteduro angesprochene Problem betrifft die Sicherheit. „Die Christen im Irak geben den Pfad der Versöhnung nicht auf, aber ihre Angst vor einem Wiederaufflammen des Fundamentalismus, ob nun vom selbsternannten Islamischen Staat oder von anderen Gruppierungen ausgehend, ist nur verständlich“ fährt er fort. Am Ende des letzten Konflikts zeigte sich eine neue Bedrohungsfront. „Die Christen beschuldigen die vom Iran unterstützten, schiitischen Milizen, sie tagtäglich zu schikanieren und zu diskriminieren“, so Monteduro. Er fügt hinzu: „Diese Situation ermutigt sie sicherlich nicht zum Bleiben“. Monteduro erinnert daran, dass Isis nur dank des Einsatzes der schiitischen Milizen besiegt wurde. „Wir möchten aber nicht, dass die einstigen Retter zu neuen Verfolgern werden.“

Symbolischer Gehalt der Reise

Der Weg zur Stabilisierung des Iraks ist noch lang. Einige Dinge können jedoch dazu beitragen, den Weg zu verkürzen. Der Papstbesuch gehört sicher dazu. „Es ist bezeichnend, dass sich der Heilige Vater in den Irak begibt, und zwar genau zehn Jahre nach dem Beginn des Konflikts in Syrien, dessen Konsequenzen sich dann wie in einer Kettenreaktion auf den gesamten Nahen Osten auswirkten. Im Irak führte der Krieg zur Gründung des selbsternannten Islamischen Staates“, erklärt der Leiter von ‚Kirche in Not Italien’. Vielleicht vermag es der Besuch des Papstes, den Kreis zu schließen und eine neue Epoche einzuläuten.

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