Am Mittwoch, 16. Juni, wurde die Versammlung der katholischen Bischöfe der Vereinigten Staaten von Amerika (USCCB) eröffnet. Erwartungsgemäß stand ein Thema im Mittelpunkt, das vom Erzbischof von San Francisco, Msgr. Salvatore Cordileone, mit Stolz, Ernsthaftigkeit und Schönheit eingebracht wurde. Er wiederholte und bekräftigte dabei, was der damalige Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger, in einem 2004 veröffentlichten Memorandum niedergeschrieben hatte. Dort hieß es: „Es kann auch unter Katholiken legitime Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich des Kriegseintritts oder der Anwendung der Todesstrafe geben, aber in keinem Fall hinsichtlich Abtreibung und Euthanasie.“ Nur ein Blinder könnte den Wink mit dem Zaunpfahl übersehen, nämlich dass diese Kritik auf den Präsidenten Joe Biden und die Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi abzielt. Beide sind große Befürworter des „Rechts“ auf Abtreibung, obgleich bekennende Katholiken.
Die Ernsthaftigkeit der Problematik zu verleugnen, ist sinnlos. Sie betrifft einen brisanten Punkt der katholischen Doktrin und, was noch brisanter ist, es gibt Bischöfe und Erzbischöfe, die es anscheinend vorziehen, das Ganze zu ignorieren. Ist das möglich? Gewiss.
Sinnlos zu erwähnen, wie unbehaglich ich mich dabei fühle. Zunächst einmal, weil iFamNews keine konfessionelle Publikation ist, so dass die Behandlung dieses Themas unausgereift erscheinen könnte. Aber ich antworte sofort und behaupte, dass die Angelegenheit so ernst ist, dass ein (x-beliebiger) Journalist es nicht versäumen kann, darüber zu berichten – insbesondere wenn ein Teil der katholischen Kirche ein nicht verhandelbares Prinzip übergehen würde, und es demzufolge jeden Befürworter dieses Prinzips, ob katholisch oder nicht, umhauen müsste. Der zweite Grund für mein Unbehagen liegt darin, dass ich am liebsten nie über derartige Dinge schreiben möchte: Die katholische Kirche ist nach wie vor glücklicherweise eine nicht-demokratische Institution (also nicht abhängig von Mehrheiten oder von Strömungen, die der Gesundheit schaden), und deshalb stört mich jede Einmischung, die auch nur entfernt an Parteien und politische Kraftproben erinnert, und jeder Versuch, die katholische Kirche zu demokratisieren. Es widert mich an und widerstrebt mir. Der dritte Grund ist, dass angesichts des Gewichts des Themas Abtreibung der bloße Gedanke, hochrangige Vertreter der katholischen Kirche könnten an diesem Tag andere Verpflichtungen haben, mich zusammenzucken und erzittern lässt. Bin ich naiv? Ich pflege meine Naivität als eine Tugend anzusehen.
Wer unschuldiges menschliches Leben für einen Witz hält, wird sich bestimmt daran erinnern, dass 67 US-Bischöfe und Erzbischöfe, darunter fünf Kardinäle, am 13. Mai einen Brief unterschrieben haben, in welchem sie darum bitten, das Thema weder in die Debatte der anstehenden Vollversammlung aufzunehmen noch darüber abzustimmen.
Diejenigen, die die katholische Kirche demokratisieren wollen, seien darauf hingewiesen, dass der Vorsitzende der amerikanischen Bischofskonferenz, der Erzbischof von Los Angeles Msgr. José H. Gómez, am 22. Mai den 67 Mitbrüdern geantwortet hat. Er hat klar gestellt, dass er bereits einen Vorschlag zur Diskussion des Themas angenommen habe, wie von Msgr. Rhoades, Bischof von Fort Wayne-South Bend, Indiana, eingereicht. Der Vorsitzende der katholischen Bischöfe der USA ist sich der öffentlichen Peinlichkeit bewusst, die Präsident Biden der katholischen Kirche (Institution und Gläubigen) zufügt, indem er als Katholik den Schwangerschaftsabbruch befürwortet, nachdem sich durch diesen Skandal zu Recht viele Stimmen der Empörung erhoben haben.
So wie die Dinge stehen, werden die US-Bischöfe deshalb über den Skandal sprechen. Tatsache jedoch bleibt, dass 67 Bischöfe und Erzbischöfe, darunter fünf Kardinäle, aus den Vereinigten Staaten (man denke an den „Nervenkrimi“ um Kardinal Timothy M. Dolan, Erzbischof von New York und ehemaliger Vorsitzender der USCCB, der seine Unterschrift zurückzog) es vorziehen würden, an diesem Tag nicht anwesend zu sein.
Der Bischof von San Diego, Kalifornien, Msgr. Robert McElroy bringt das Thema auf den Punkt: Menschen, die sich öffentlich für die Abtreibung aussprechen, die heilige Kommunion zu verweigern, sei „der falsche Weg“, insbesondere weil man währenddessen das „immanente Übel“ des Rassismus ignoriere. Selbstverständlich fragte ich mich: „Träume ich oder bin ich wach?“ Im Übrigen, so Msgr. McElroy, instrumentalisiere das Thema die Eucharistie, indem es sie zu einer Waffe im politischen Kampf mache. Wenn er nicht ein Prälat wäre und daher den größten Respekt verdient, müsste man sich ernsthaft fragen, wo der Herr Prälat lesen, schreiben und zählen gelernt hat.
Sinnvollerweise kommt man zu dem Schluss, dass bei den Themen Leben, Tod und öffentlichem Skandal innerhalb und außerhalb der katholischen Kirche die „großmäuligen Besserwisser“ nichts zählen. Sinnvoll ist es auch nachzulesen, was iFamNews in seinen deutschen und englischen Sektionen zu diesem Thema veröffentlicht hat:
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