1997 kam der Science-Fiction-Film Gattaca in die Kinos. Der Film spielt in einer Zukunft, in der es den Eltern freisteht, aus einer Gruppe von Embryonalzellen auszuwählen, um so Kinder mit einer bestimmten erwünschten genetischen Ausstattung auf die Welt zu bringen. Diese Zukunft ist im Hier und Jetzt angekommen.
Polygene Tests
Einem Bericht von Bloomberg zufolge werden im Rahmen klinischer Versuche die Gene menschlicher Embryonen manipuliert mit dem Ziel, die Wahrscheinlichkeit von Herzerkrankungen, Diabetes und Krebs im Erwachsenenalter zu verringern. Die Prozedur wird als „polygene Tests“ bezeichnet. Die Unternehmen, die diesen „Service“ für Paare mit dem Wunsch nach dem „perfekten Kind“ anbieten, kann man auf der Website Genomic Prediction nachschlagen. Zu den Eltern, die sich an eine dieser Kliniken gewandt haben, gehört Rafal Smigrodzki, ein Neurologe aus North Carolina mit einem Doktortitel in Humangenetik. Gegenüber Bloomberg erklärt er, es sei Pflicht der Eltern, ihrem Kind einen möglichst gesunden Start ins Leben zu ermöglichen. „Zum Teil wird diese Aufgabe erfüllt, indem man Krankheiten vorbeugt und Impfungen durchführt. Das ist bei polygenen Tests nicht anders. Es ist lediglich eine weitere Möglichkeit, Krankheiten vorzubeugen“, betont er.
Die Illusion von der Garantie auf ein „gesundes Kind“
Eine Art Krankheitsprävention, deren Ergebnisse jedoch keineswegs sicher sind. Wie Bloomberg in der Juli-Ausgabe des New England Journal of Medicine berichtet, schlagen dreizehn Wissenschaftler bereits Alarm: Es bestehe die Gefahr, dass die Kunden, d. h. die Eltern, mit der Illusion eines zu 100 % „gesunden Kindes“ angelockt würden. Aber, so die Wissenschaftler, „die Werte“ der polygenen Tests ergeben „lediglich Wahrscheinlichkeiten; sie sind keine Garantie“.
Das „perfekte Kind“
Abgesehen von dem Wunsch Krankheiten vorzubeugen, wenden sich immer mehr Eltern an diese Kliniken um „ein Kind zu bestellen“, das mit bestimmten körperlichen Merkmalen und ausgeprägten intellektuellen Fähigkeiten ausgestattet ist. Smigrodzki, der von Bloomberg dazu befragt wurde, gibt offen zu: „Es ist richtig, dass jedes Kind intelligent sein sollte, überdurchschnittlich intelligent“.
Das Risiko der „liberalen Eugenik“
Die Vorstellung einer Selektion aufgrund von Intelligenz wirft jedoch berechtigte Zweifel auf. Steven Hyman, Direktor des Stanley Center for Psychiatric Research am Broad Institute des MIT und Harvard, spricht von einer „liberalen Eugenik“, die subtiler ist als die von den Nazis betriebene Eugenik. Hyman zufolge ist es unerlässlich, von Anfang an ethische Grenzen festzulegen, bevor sich das diskriminierende Prinzip der „wenigen Perfekten“ durchsetzt.
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