Last updated on Januar 21st, 2021 at 10:30 am
Noch hat Joe Biden sein Amt im Weißen Haus nicht angetreten, die Auswirkungen des neuen politischen Kurses zeichnen sich jedoch jetzt schon ab. Wie die New York Post berichtet, hat Nancy Pelosi, Sprecherin des Repräsentantenhauses, in den letzten Tagen Änderungen an der Sprachregelung der Abgeordnetenkammer vorgeschlagen: Um „alle geschlechtlichen Identitäten zu respektieren“, sollen sowohl männliche und weibliche Personalpronomen als auch Begriffe wie „Vater“ und „Mutter“, „Sohn“ und „Tochter“, „Onkel“ und „Tante“ abgeschafft werden. Es wären demnach nur noch neutrale Substantive und Pronomen wie „Elternteil“ und „Geschwisterteil“ erlaubt.
Eine erste, deutliche Offensive in puncto Gender-Logik.
Nun war Pelosi bereits vor ihrer Wiederernennung, infolge des Siegs der Demokraten bei den Wahlen am 3. November, die Sprecherin des Repräsentantenhauses. Sie hätte diese Maßnahmen also schon vorher verabschieden können. Aber offensichtlich zielt dieses hinausgezögerte „Gender-Bewusstsein“ in Wirklichkeit nur darauf ab, die Dinge künstlich hochzuspielen, um weltweit ein ebenso klares wie ideologisches Zeichen der Nicht-Fortsetzung zu setzen, und zwar ganz bewusst im Vorfeld der Amtseinführung des neuen Präsidenten.
Spott in den sozialen Medien
Über die vorgeschlagenen Änderungen, u.a. die Einführung eines „Amts für Vielfalt und Inklusion“, wird demnächst in einer Sitzung der Kammer abgestimmt. Dadurch werde, so Pelosi, das US- Repräsentantenhaus „zum integrativsten in der Geschichte“.
Das Thema sorgt aber schon jetzt für Diskussionen sowie für Kritik und spöttische Kommentare in den sozialen Medien. „Wie man sehen kann, hat der Kongress echt den Nerv der USA getroffen“, lautete ein Tweet. „Ist das eine Art Strategie, Verwirrung durch Vernebelung zu stiften?“, erwiderte ein anderer Twitter-Nutzer. Der republikanische Kongressabgeordnete Kevin McCarthy fasste sich knapp: „Das ist idiotisch. Gezeichnet von einem Vater, Sohn und Bruder“.
Präzedenzfall in Italien
Pelosis Aktion erinnert stark an eine Initiative, die Laura Boldrini, ihre damalige italienische Amtskollegin, im Jahr 2017 startete. In Italien fiel die damalige Vorsitzende der Abgeordnetenkammer gleich nach ihrem Amtsantritt dadurch auf, dass sie (mit Kosten für die Steuerzahler verbunden) den Briefkopf ändern ließ: „Der Präsident“ wurde zu „Die Präsidentin“. Zwei Jahre später schrieb sie offiziell einen Brief an alle Abgeordneten und richtete sich mit „liebe Kollegin“ und „lieber Kollege“ an diese. Darin forderte sie alle Abgeordneten auf, in parlamentarischen Sitzungen, in Interviews und in allen schriftlichen Dokumenten die weiblichen Formen zu verwenden, und zwar jedes Mal wenn sie Angehörige des weiblichen Geschlechts ansprachen.
Widerstand der Frauen
Boldrini begründete die Initiative damit, dass „[…] auch Frauen das Recht haben, in Bezug auf das Geschlecht, dem sie angehören, definiert zu werden und nicht ihrer Identität beraubt zu werden, wenn sie Ämter und Funktionen einnehmen, die historisch gesehen Männern vorbehalten waren und daher in der männlichen Form verwendet werden“. Der feministische Impuls stieß jedoch gerade unter Frauen auf Ablehnung. Die weiblichen Parlamentarierinnen sträubten sich gegen eine derartige Dekonstruktion der Sprache und verfassten einen Protestbrief an Boldrini. „Unter Berücksichtigung der Gleichstellung der Geschlechter“, schrieben sie, „kann man nicht allgemein den Zwang auferlegen, die weibliche Form der Berufsbezeichnung zu benutzen, wenn einige Arbeitnehmerinnen dies gar nicht wollen.“ Dieser rein weibliche Widerstand war jedoch nicht genug, um Boldrinis Tatkraft zu bremsen. Denn die Stimme der Frauen ist nur dann relevant, wenn sie im Chor der politischen Korrektheit erklingt.
Image source: Nancy Pelosi speaking in Phoenix, Arizona, photo by Gage Skidmore from Flickr, licensed by CC BY SA 2.0
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