COVID-19 führt in Großbritannien zu mehr Abtreibungen

Angst führt zunächst zu mehr Abtreibungen kann aber auch zu mehr Geburten führen.

Image from Iona Institute

Auch jenseits des Ärmelkanals haben die zunehmenden CoViD-19-Maßnahmen zu einem Abtreibungsboom geführt. Das belegen die Angaben des britischen Gesundheitsministeriums anhand von Daten, die aus dem Monat April 2020 aus England und Wales stammen.

Zu jener Zeit erlaubte man Frauen nämlich erstmals, medikamentöse Abtreibungen zu Hause ohne ärztliche Aufsicht durchzuführen. Ergebnis: Um die Zahl der durch Coronavirus verursachten Todesfälle einzudämmen, hat man Rekordzahlen hinsichtlich der vor der Geburt getöteten Kinder erzielt.

Um genau zu sein, lag die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche im April 2020 bei 20.546 gegenüber 16.006 im gleichen Monat des Vorjahres, das bedeutet eine Steigerung von 30 %. Es wäre unentschuldbar, nicht darüber nachzudenken.

Es gibt jedoch einen weiteren Faktor, der unabhängig von Gesundheitsprotokollen zu berücksichtigen ist. Zahlreiche Freiwilligenverbände behaupten, viele Frauen hätten sich auch aus Angst, in Zeiten einer wirtschaftlichen Krise ein Kind nicht großziehen zu können, für eine Abtreibung entschieden.

Als ob das noch nicht genug wäre, sagte ein Sprecher des britischen British Pregnancy Advisory Service – einer Einrichtung, die sich ungeniert als Wohltätigkeitsorganisation bezeichnet, aber ihrer Satzung zufolge Abtreibung unterstützt und fördert -, dass es eine „signifikante Zunahme“ an Abtreibungsanfragen von Seiten von Frauen gibt, die bereits Mütter sind. Das heißt, etwa ein Drittel der Frauen, die zwischen April und Juni 2020 in England und Wales abgetrieben haben, hatten bereits Kinder: Im gleichen Quartal des Vorjahres war es nur etwa halb so viele.

Dies bestätigt, wie die wirtschaftliche und moralische Krise vor allem die Familien überfordert hat. Die Belastung durch Distanzunterricht der Kinder gekoppelt mit erhöhter Arbeitsplatzunsicherheit haben bewirkt, dass britische Frauen vom Wunsch nach einer neuen Mutterschaft abgerückt sind.

Der eigentliche Knackpunkt in diesem Szenario ist jedoch ein anderer. Die seit Anfang letzten Jahres geltenden Regelungen erlauben es, chemische Abtreibungen zu Hause durchzuführen und zwar durch Einnahme von Medikamenten, die der Arzt per Telefon oder Videoanruf verschreibt. Die Möglichkeit der Heimabtreibung, die unter dem Vorwand der Corona-Notlage eingeführt wurde, wird wahrscheinlich noch so lange bestehen bleiben, wie die Pandemie andauert. Der dadurch verursachte Schaden wird letztendlich riesig sein. Und es kommt noch mehr: Das britische Gesundheitsministerium erwägt eine öffentliche Konsultation, um diese Maßnahme auf Dauer zu etablieren. So nach dem Motto: CoViD-19 ist zwar daran schuld, aber wir sollten die tolle Gelegenheit, die CoViD-19 uns jetzt bietet, nicht verpassen.

Die einzige relativ tröstliche Information ist, dass die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche mit Ausnahme des Aprils in den übrigen Monaten des Jahres 2020 weitgehend stabil blieb. Betrachtet man die ersten vier Monate des letzten Jahres, so verzeichnete man 109.836 Abtreibungen, verglichen mit 105.540 in den ersten vier Monaten des Jahres 2019. Im Januar 2020 (also kurz vor Ausbruch der Pandemie) lag der Anstieg bei 7% gegenüber dem Vorjahr, im März 2020 bei 2%.

Im Mai und Juni konnte man sogar eine Trendwende verzeichnen: im Mai 2020 wurden 17.125 Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt (-6% im Vergleich zu 2019), während die Zahl im Juni bei 15.797 lag (-7% im Vergleich zum Vorjahr).

Eine noch detailliertere Analyse der Daten zeigt, dass 86 % der Abtreibungen innerhalb der ersten zehn Wochen der Schwangerschaft und 50 % innerhalb der ersten sieben Wochen durchgeführt wurden.

Insgesamt wurden 82% der Schwangerschaftsabbrüche durch die Einnahme von Mifepriston oder anderen Abtreibungspillen, also ohne Krankenhausaufenthalt, durchgeführt.

Die Panikstimmung, die durch die Turbulenzen der Pandemie ausgelöst wurde, ist allgemein gesprochen sicherlich ein gewaltiger Zünder für die Geburtenrate. Allein die Tatsache, dass nach der ersten Welle die Abtreibungen tatsächlich zurückgegangen sind, bestätigt das. Bei diesen Faktoren kann man und muss man ansetzen. Doch genau das Gegenteil zu tun, sprich die chemische Abtreibung zu fördern und zu verbreiten – wie es in Großbritannien, Italien und anderen Ländern geschehen ist – bedeutet, den Dreck unter den Teppich zu kehren. Die Moral der Geschichte lautet: Das Drama wird trivialisiert und das Gewissen betäubt. Wie so oft verwechselt man die Lösung (demografische Erneuerung) mit dem Problem.

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