Amsterdam: Metropole des Abtreibungstourismus

Die Niederlande dienen polnischen Frauen, die das Abtreibungsgesetz umgehen, als Zufluchtsort und missachten dabei die nationale Souveränität

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Es ist eine absonderliche Form des Altruismus, die die niederländische Regierung derzeit an den Tag legt. Das niederländische Parlament hat sich nicht damit begnügt, die Früchte einer nahezu uneingeschränkten Gesetzgebung zu Abtreibung und Euthanasie zu „genießen“. Vielmehr hat es mit 111 Ja-Stimmen (von insgesamt 150 Stimmen) eine Maßnahme zur staatlichen Finanzierung freiwilliger Schwangerschaftsunterbrechungen für polnische Frauen, die einen entsprechenden Antrag stellen, verabschiedet. Belgien hatte dies bereits im September getan und auch andere Länder haben bereits einen ausgesprochen düsteren „Abtreibungstourismus“ etabliert.

In Holland sind Abtreibungen bis zur 22. und in einigen Fällen bis zur 24. Schwangerschaftswoche legal. Zum Beispiel wirbt die Abtreibungsklinik Bloemenhove in Amsterdam auf ihrer schicken Website mit einem umfangreichen Angebot für jeden Geschmack, von der chemischen Abtreibung bis zur Kürettage, und erklärt: „[…] es gibt Hunderte triftige, gute und wichtige Gründen, sich für einen Schwangerschaftsabbruch zu entscheiden. Vielleicht willst du einfach kein Kind“. So simpel ist das, oder?

Dieses großartige lebensverachtende Modell hat jedoch einen kleinen Schönheitsfehler: Die Abtreibung ist zwar leicht zugänglich und sogar kostenlos, allerdings nur für niederländische Bürger. Wer aus dem Ausland kommt, muss für die Leistung zwischen 480 und 930 Euro zahlen.

Tatsächlich gab es in den Niederlanden bereits einen Fonds zur Bezuschussung von Abtreibungen, der ausländischen Frauen vorbehalten war. Dieser war aber ursprünglich für Bürger aus Ländern der so genannten Dritten Welt gedacht, um ja nicht des Rassismus bezichtigt zu werden: in Sachen Abtreibung sind Kinder aller Hautfarben und Ethnien willkommen. Infolge des Verbots der eugenischen Abtreibung durch das polnische Verfassungsgericht im Oktober 2020 sowie des Skandals um eine 30-jährige Frau, die vor kurzem auf tragische Weise ihr Leben durch einen septischen Schock verlor, richtet sich das Angebot nun auch an polnische Frauen. Das bestätigt Sjoerd Sjoerdsma von der linksliberalen Partei Democraten 66 (D66). Er ist der Urheber der Resolution, die – darauf sei an dieser Stelle deutlich hingewiesen – auf Niederländisch und auf Polnisch verfasst ist.

Die Kosten für eine Abtreibung sind für ausländische Frauen „sehr hoch“, so Sjoerdsma, „deshalb wollen wir polnische Frauen in Bezug auf die Behandlungskosten finanziell unterstützen, damit sie wissen, dass sie in den Niederlanden gut aufgehoben sind und sich keine Sorgen ums Geld machen müssen“. Um die Kinder im Mutterleib macht sich selbstverständlich niemand Sorgen.

In einer von der niederländischen Botschaft in Warschau an Notes from Poland herausgegebenen Erklärung werden die üblichen Schlagworte Gleichstellung der Geschlechter sowie sexuelle und reproduktive Rechte herangezogen: „Frauenrechte, Gleichstellung der Geschlechter, reproduktive Rechte und Gesundheit zählen schon längst zu den Prioritäten der Niederlande, auch in unserer Außenpolitik. Dies wurde während der jährlichen Haushaltsdebatte im Parlament mit unserem Außenminister erneut bestätigt. Die Mehrheit des Parlaments hat dem Antrag zugestimmt, der die Regierung dazu auffordert, im Rahmen eines bereits bestehenden Menschenrechtsfonds finanzielle Mittel zur Unterstützung von LGBTI-Personen und von Frauenrechten in Europa aufzuwenden. Dazu gehört u.a. der Zugang zu sicheren Abtreibungen“.

Es bleibt noch eine letzte kleine Hürde, denn „[…] dieser Menschenrechtsfonds kann nur zur finanziellen Unterstützung von Organisationen, nicht jedoch von Einzelpersonen verwendet werden. Wir prüfen derzeit, wie wir dieses Ziel erreichen können“. Leider muss man davon ausgehen, dass es ihnen gelingen wird.

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