Wird Kinderpornografie auf Twitter nicht zensiert?

Was geschah: Die Mutter eines Jugendlichen nahm Kontakt zu Twitter auf und verlangte die Entfernung von unsittlichen Aufnahmen ihres Sohnes, die ohne dessen Erlaubnis im sozialen Netzwerk veröffentlicht worden waren. Twitter weigerte sich, diese zu entfernen, weil die Bilder nicht gegen die „Richtlinien“ des Unternehmens verstoßen.

Der Vorfall

Dieser Fall habe sich laut einigen US-Medien kürzlich ereignet. Im Januar verklagten Mutter und Sohn den Web-Giganten. Das beanstandete Video, das 167.000 Mal aufgerufen wurde und Tausende von Retweets vermeldete, stammt aus der Zeit als der heute 17-jährige Junge 13 Jahre alt war. Der Jugendliche soll das Opfer einer Täuschung geworden sein. Er sei in einem Chatroom von einer oder mehreren Personen kontaktiert worden, die sich als eine 16-jährige Schulkameradin ausgaben. Zwischen den beiden Profilen habe ein Austausch von Nacktfotos stattgefunden, woraufhin die Betrüger, als 16-jähriges Mädchen getarnt, anfingen das Opfer zu erpressen. Sie sollen noch expliziteres Bild- und Videomaterial verlangt und bei Nichterfüllung ihrer Forderungen damit gedroht haben, die Aufnahmen den Eltern des Jungen sowie dessen Trainer und einem mit ihm befreundeten Priester zukommen zu lassen.

Entfernung verweigert

Zunächst habe der junge Mann eingewilligt, bis er sich entschloss, das Profil seiner Erpresser zu blockieren. Das schien das Ende der Geschichte zu sein, doch einige Monate später – im Januar 2020 – stellte der junge Mann fest, dass die obszönen Bildaufnahmen auf Twitter veröffentlicht worden waren. Die Familie bat das soziale Netzwerk, das Material sofort zu entfernen, erhielt aber einige Zeit lang keine Antwort. Nach mehreren Mahnungen antwortete Twitter schließlich: „Vielen Dank für Ihre Anfrage. Wir haben den Inhalt überprüft und keinen Verstoß gegen unsere Regeln festgestellt, daher werden zu diesem Zeitpunkt keine Maßnahmen ergriffen.“ Eine Reaktion, die den Jungen und seine Familie zutiefst schockierte. Erst nachdem sie sich mit einem Mitarbeiter des US-Ministeriums für Innere Sicherheit in Verbindung setzte, konnte die Mutter Twitter dazu bringen, den Inhalt zu entfernen.

Der Rechtsstreit

Vor drei Monaten reichte die Familie des jungen Mannes eine Klage gegen das soziale Netzwerk ein. Es wird berichtet, die Klage ziele darauf ab, „aufzuklären, wieso Twitter Kinderpornografie auf seiner Plattform akzeptiert und davon profitiert hat, indem es Gewinne über Menschen, Geld über den Schutz von Kindern und Reichtum über menschliche Freiheit und Würde gestellt hat.“ Letzte Woche antworteten die Anwälte von Twitter, dass das soziale Netzwerk „sich dem Kampf gegen die sexuelle Ausbeutung von Minderjährigen verschrieben hat“ und dass „Fehler oder Verzögerungen (bezüglich der Entfernung des Bildmaterials, Anm. d. Red.) Twitter nicht zu einem wissentlichen Beteiligten am Kindersexhandel machen“, wie von der Klägerseite unterstellt.

Jedoch gaben sich die Anwälte der Familie des betroffenen Jungen mit diesem Argument nicht zufrieden. „Twitter hätte all diese Aufrufe verhindern können, weigerte sich aber unerklärlicherweise, die Videos zu entfernen, trotz eindeutiger Beweise, dass [der Betroffene] noch minderjährig war“, schreibt Lisa Haba, eine der Anwältinnen, die die Familie des geschädigten Jugendlichen vertritt. „Kein Kind oder Elternteil sollte eine derartig schwerwiegende Verletzung seiner Rechte durch ein Hightech-Unternehmen hinnehmen müssen“, so die Verteidigerin weiter. Es sei daran erinnert, dass Twitter während des letzten Wahlkampfes den damaligen US-Präsidenten Donald Trump zeitnah und wiederholt zensiert hat.

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