Cris Galera ist 33 Jahre alt (oder 31, aber Frauen sollte man nie nach dem Alter fragen). Die kurvige Brasilianerin, ein Dessous-Model aus São Paulo, hat im September geheiratet. Aber jetzt will sie sich scheiden lassen, und das nach nur 90 Tagen. Sie lässt sich scheiden, weil sie erkannt hat, dass sie den falschen Partner geheiratet hat. Sie hat jemand anderen kennengelernt, sich verliebt und ist eine Beziehung eingegangen. Deshalb hat sie nun als „Wiedergutmachung“ die Scheidung eingereicht.
Ist doch nichts Neues in der heutigen Welt, werden die meisten denken. Eine Welt, in der man die Ehefrau bzw. den Ehemann wechselt wie ein Kleidungsstück.
Das trifft hier aber nicht zu. Denn im September hat die gutaussehende Cris sich selbst „geheiratet“ und lässt sich nun „scheiden“. Sie hatte die falsche Person „geheiratet“, nämlich sich selbst, und nimmt nun Abstand von dem Fehler, sprich von sich selbst. Immerhin sagt sie, es war schön, solange es hielt.
Wahrscheinlich finden Sie das zum Lachen: Ich habe auch gelacht, als ich die Nachricht gelesen habe. Aber in Wirklichkeit ist es zum Weinen.
Wir sind an der Perversion aller Werte, der Subversion der Sprache, der Zerstörung der Vernunft, dem Verfall des Geistes angelangt. Wir sind nur noch das, was wir sein wollen und wofür wir uns selbst halten. Die Propheten der „konkreten Utopie“ erklärten: „Umso schlimmer für die Tatsachen“, doch waren sie lediglich intellektuelle Dilettanten.
Im Hier und Jetzt hingegen wird alles, was menschlich ist, ins Gegenteil verkehrt. Das Beängstigende dabei ist, dass die meisten von uns die Geschichte von Cris als völlig normal, vielleicht sogar als vorbildlich empfinden; dass wir bereits morgen die Sache abgehakt haben und schon bereit sind, die nächste Tragödie zu verdauen. Die Worte des genialen Gilbert K. Chesterton (1874-1936) in seinem Buch „Ketzer“ aus dem Jahr 1905 bewahrheiten sich täglich mehr und mehr: „Fires will be kindled to testify that two and two make four. Swords will be drawn to prove that leaves are green in summer“, „Feuer werden entfacht werden, um zu belegen, dass zwei plus zwei gleich vier ist. Schwerter werden gezückt werden, um zu beweisen, dass die Blätter im Sommer grün sind“. Wir sind die Jünger des Wahrhaftigen und die Anhänger des Selbstverständlichen, die Ritter des Offensichtlichen und die Krieger des Normalen, die Zerstörer des Absurden und die Saboteure des Surrealen. Daher schlage ich heute die Gründung des „Clubs der grünen Blätter“ vor. Werden auch Sie Mitglied.
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