Malthusianische und eugenische Theorien als Grundlagen demographischer Entwicklung

Wie die Selektion die Menschenwürde auslöscht.

cicogna

Was haben die unterschiedlichsten perversen Bestrebungen, Menschen auszulöschen, bevor sie überhaupt geboren sind, gemeinsam? Eine Ideologie, die als Neo-Malthusianismus bekannt ist. Professorin Giorgia Brambilla hat zum Thema eine präzise und prägnante Studie erstellt, die wir den iFamNews Lesern zur Lektüre und Reflexion empfehlen. Die Ergebnisse sind verblüffend.

Vermeintlich tugendhafte Ziele sind es, die von zwei verschiedenen Denktraditionen vertreten werden. Sie haben auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, doch gehen sie im Kampf gegen Generation und Elternschaft Hand in Hand: die malthusianische und die eugenische Sichtweise.

Betrachten wir, wie das möglich ist.

Der anglikanische Pfarrer Thomas Robert Malthus stellte in seinem „Essay on the principle of population“ [zu Deutsch: „Das Bevölkerungsgesetz“] von 1798 einen Zusammenhang zwischen Bevölkerung und verfügbaren Ressourcen her und leitetet daraus ein „natürliches“ Gesetz der Unvereinbarkeit zwischen dem Tempo des Bevölkerungswachstums und dem Produktionszyklus von „Mitteln zur Existenzsicherung“ ab.

In dem von großer Armut geplagten Großbritannien des 18. Jahrhunderts vertritt Malthus die Ansicht, dass die Politik zur sozialen Unterstützung der Armen nicht nur unzureichend, sondern sogar unangemessen ist, weil sie die aus ethischer und demographischer Sicht „am wenigsten kontrollierte“ soziale Klasse schützt. Malthus stellt eine Inkongruenz zwischen der Kurve des Bevölkerungswachstums und der Nahrungsmittelproduktion fest, und ist zudem der Meinung dass, die sich die Fortpflanzungsfähigkeit je nach sozialer Klasse unterscheidet. Seiner Theorie zufolge wächst die Bevölkerung alle fünfundzwanzig Jahre nach einem geometrischen Verhältnis (1-2-4-8 usw.) sprich exponentiell an, während die Nahrungsmenge nach einem arithmetischen Verhältnis (1-2-3-4 usw.), sprich linear, wächst: Während sich die Bevölkerung also verdoppelt, nehmen die Nahrungsressourcen viel langsamer zu. Daraus folgt, dass die Produktionserhöhung der Nahrungsmittel nicht mit dem Wachstum der Bevölkerung mithalten kann: Es wird, laut Malthus, immer mehr Menschen geben und proportional dazu immer weniger Ressourcen, um sie zu ernähren.

In seinem Essay behauptet Malthus, dass Hungersnot und Schwäche die beiden Hauptfaktoren zur Wachstumskontrolle sind. Zum Beispiel halten Hunger, Epidemien und Kriege die Bevölkerung in Schach. Es ist bekannt, dass Charles Darwin entscheidend von Malthus inspiriert wurde, als er seine Idee von der Konkurrenz um begrenzte Nahrungsressourcen bei zahlenmäßig überhöhter Population formulierte, welche wiederum die Grundlage für seine Theorie der natürlichen Selektion darstellt.

Auf den Alarm des britischen Demographen reagierte nicht nur Darwin, sondern auch dessen Cousin Francis Galton, dem wir den Neologismus „Eugenik“ verdanken, mit der Veröffentlichung seines Programms zur Reproduktionsförderung der Besten. Es herrschte nämlich die gängige Vorstellung einer „unterschiedlichen Fruchtbarkeit“ der Klassen: auf der einen Seite die bedrohliche reproduktive Unordnung des nicht zufällig so genannten „Proletariats“, auf der anderen Seite die kluge und vorausschauende Nachkommenschaft des Bürgertums, einer Elite, die in der Lage war, die Gesellschaft zu führen. Das Problem der Quantität der Bevölkerung wurde also von ihrer Qualität ergänzt.

Das Gedankenguts des anglikanischen Pastors war so einflussreich, dass die Ideologie, die auch heute noch in der zahlenmäßigen Bevölkerungszunahme die Hauptursache für Hunger, Ressourcenknappheit, Armut und Umweltzerstörung sieht und Geburtenkontrolle als einzige Lösung vorschlägt, als „Malthusianismus“ bezeichnet wird. Ich spreche von Ideologie, weil es keinen wissenschaftlichen Beweis für den Zusammenhang zwischen Umweltverschmutzung und Bevölkerungswachstum gibt, obwohl einige „Wissenschaftler“ keine Gelegenheit auslassen, um zu bekräftigen, dass man so wenig Kinder wie möglich haben sollte. Aber steht tatsächlich die Sorge um die Umwelt (die im Übrigen als abstrakte Entität betrachtet wird, die an und für sich würdig ist) im Mittelpunkt dieser Haltung oder handelt es sich nicht vielmehr um eine eugenische Vision der Menschheit?

Ich möchte daran erinnern, dass wir oftmals aus Gewohnheit die Eugenik mit einer grausamen Idee in Verbindung bringen, die im Nationalsozialismus geboren und mit ihm gestorben ist. Aber das ist falsch. Die Eugenik entstand in einem nicht-totalitären Umfeld, in Bereichen, die häufig als Modell der Liberalität gepriesen wurden: man denke an die Eugenik anhand von Sterilisierung behinderter Menschen im angelsächsischen Raum, an die Eugenik im Zuge des utopischen Positivismus in Italien oder an die Eugenik des schwedischen Funktionalismus.

Man kann also behaupten, dass die Nazis nichts Neues erfunden haben. Ganz im Gegenteil, sie haben das angewendet, was in den Nationen, die als die zivilisiertesten ihrer Zeit galten, bereits umgesetzt wurde. Das hat dazu geführt, dass die Eugenik heutzutage als „liberale“ Ansicht Einzug in die Mentalität der Gesellschaft gefunden hat.



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