Derzeit wird eine bedeutende, durchweg ideologische und jeder moralischen und wissenschaftlichen Begründung entbehrende Schlacht geführt, um mit allen Mitteln die „Gebärmutter-Vermietung“, sprich Leihmutterschaft, als eine solidarische Praxis zu etablieren. Doch sie stößt auf Widerstand von Seiten der Wissenschaft.
Im konkreten Fall und der Einfachheit halber wird im Folgenden der medizinisch-chirurgische Ansatz von Dr.med. Marcello Pili (Vertreter der nach Luca Coscioni benannten Vereinigung, die pro Eugenik und pro Abtreibung ist) sowie die Idee von Dr.med. Clementina Peris, Gynäkologin am Turiner Sankt Anna-Krankenhaus, näher beleuchtet. Bestärkt durch die Tatsache, dass derartige Eingriffe bereits erfolgreich durchgeführt wurden, empfiehlt Dr. Peris eine Gebärmuttertransplantation für Frauen, bei denen aufgrund des Rokitansky-Syndroms, d.h. dem Fehlen von Gebärmutter und Vaginaltrakt, Unfruchtbarkeit diagnostiziert wurde. Bei einer derartigen Transplantation werden Spenderorgane von verstorbenen Frauen eingesetzt, doch gibt es derzeit zahlreiche Studien, die eine moralische und deontologische Möglichkeit der Gebärmuttertransplantation mittels Lebendorganspenden prüfen: diesbezüglich sei auf die Überlegungen von Prof. Giorgia Brambilla verwiesen.
Dr. Peris weiß, was jeder Experte auf diesem Gebiet mit Sicherheit bestätigen kann: dass der Verleih der eigenen Gebärmutter solidarisch und ohne Ausbeutung vonstattengeht, ist nahezu unmöglich (das gilt gleichermaßen für fehlende Eizellenspenden, z. Bsp. in Italien): Wir sind dankbar für ihren Hinweis, dass Adoption und Pflegeelternschaft zur Verfügung stehen, wenn man einem bereits geborenen Kind Liebe und Schutz schenken möchte.
Bekanntlich vertreten jedoch die Befürworter der Leihmutterschaft sowie sämtlicher assistierter Reproduktionstechniken die Meinung, – wobei sie im gleichen Atemzug mit gutem Gewissen Einspruch gegen die Anwendung des Gesetzes 194 (Anm.: italienisches Abtreibungsgesetz) erheben, und das passt irgendwie gar nicht zusammen – dass alle das (sich aus dem Kinderwunsch ableitende) Recht haben sollten, ein unter genetischem Gesichtspunkt 100%ig oder zumindest teilweise eigenes Kind zu haben bzw. zu zeugen. Da diese Sichtweise bereits geborene Babys zu Kindern zweiter Klasse macht und somit Adoption als alternative Elternschaft ausschließt, dient sie genau dem Zweck, die Gesetzgebung zu einer „solidarischen Leihmutterschaft“ hin voranzutreiben.
Der Mediziner Dr. Pili ist der Überzeugung, dass eine Gebärmuttertransplantation mehr Risiken birgt als eine solidarische Nutzung der Leihmutterschaft, denn die Frau würde zu einer Risikoschwangerschaft gezwungen (wie alle Frauen, die durch assistierte Reproduktionstechniken schwanger werden) und müsse sich möglicherweise einem Kaiserschnitt unterziehen (heutzutage ein schneller und fast risikofreier Eingriff und daher weit verbreitet) oder einer Gebärmutterentfernung (wie es manchmal bei einer utero-plazentaren Apoplexie, einem irreparablen Gebärmutterriss u.a. vorkommt). Er scheint einen physiologischen Ansatz der Schwangerschafts- und Geburtsbegleitung zu befürworten (als ob er nicht wüsste, dass, noch bevor die Frau die Schwangerschaft mit künstlich befruchteten Embryonen bis zum Ende austragen kann, verschiedene Probleme sowohl für die Frau selbst als auch für das ungeborene Kind auftreten können).
Der unermüdliche alltägliche Einsatz vieler Hebammen und Gynäkologen versucht, die Zahl der Kaiserschnitte zu senken, eine Zahl die in Italien erschreckend hoch ist. Das klingt in den Ohren derer, die sich für den Schutz von Frau und Kind stark machen, alles sehr befremdlich, denn bekanntermaßen setzt eine angemessene Schwangerschaftsbetreuung und Geburtsbegleitung in erster Linie die Wahrung der Mutter-Kind-Bindung voraus.
Dr. Pili führt in der Tat einen rein ideologischen Diskurs und bezeichnet Kinder in seinem Aufsatz nicht als Subjekte, sondern als Objekte (wie so viele Ärzte, die assistierte Reproduktionstechniken anwenden). Wer die Leihmutterschaft für eine „gute Sache“ hält, sollte auch wissen, dass ein auf diese Weise gezeugtes und geborenes Kind das perfekte Produkt einer Versuchsreihe ist, bei der die weniger perfekten Produkte eliminiert worden sind. Da fragt man sich, ob es ihm nicht egal ist, unter welchen Umständen die Mutter das langersehnte Kind zur Welt bringt, wenn ihn schon nicht die Gesundheit des Kindes nicht zu interessieren scheint.
Die Geburtshilfe war einst der Zweig der Medizin, der sowohl die Mutter als auch das ungeborene Kind zu retten versuchte: Denn eine Mutter hätte stets das eigene Leben für ihr Kind gegeben, wohlwissend, dass das Kind die Zukunft des Lebens und der Gesellschaft ist. Hebammen, die nach wie vor eine seriöse und qualifizierte Geburtsbegleitung vertreten, sind natürlich und aus offensichtlichen Gründen gegen Abtreibung (einige akzeptieren den Schwangerschaftsabbruch als Ultima Ratio wenn sich aus der Fortsetzung der Schwangerschaft gesundheitliche Probleme für die Mutter ergeben). Darüber hinaus bezeugen sie aber auch die Tatsache, dass die Unterbrechung der Mutter-Kind-Beziehung (sei es künstlich oder natürlich herbeigeführt, während oder nach der Schwangerschaft) enormes Leid für beide Seiten bedeutet, was dann z.B. die Adoptiveltern zu spüren bekommen.
Und die Kinder? Wo bleiben bei alldem die Kinder?
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