Last updated on Juni 10th, 2020 at 02:42 am
Papst, Heiliger, Kämpfer für das Leben und die Familie. Zum Gedächtnistag des 100. Geburtstags Johannes Paul II. gab es post mortem ein besonderes Geburtstagsgeschenk: eine neues Institut für Kultur wurde am 19. Mai am Angelicum– der Universität der Dominikaner – im Rom eröffnet.
Mit seiner Epochalen Enzyklika „Evangelium Vitae“ (1995) hat Johannes Paul II. einen Meilenstein für den weltweiten Lebensschutz gesetzt. Besonders kennzeichnete seine Lehre die Würdigung des Genius der Frau, wie „Mulieris Dignitatem (1988) beweist. Dass die Familie gegen die „zahlreichen Kräfte, die sie zu zerstören oder entstellen trachten“ („Familiaris consortio“, 1981) geschützt werden muss, dem widmete sich der Papst sein ganzes Pontifikat hindurch.
iFamNews hatte die Gelegenheit den Rektor des Angelicums, P. Michał Paluch OP zur „Kultur des Lebens“ und der Einstellung Johannes Paul II. zur Kultur überhaupt zu interviewen.
iFamNews: Was ist die Mission des neuen Zentrums für Kultur Johannes Pauls II.?
Fr. Paluch: Es handelt sich um ein Projekt, das zügig, innerhalb von sechs Monaten, realisiert wurde. Das Institut bildet einen Teil der Fakultät für Philosophie. Das Erbe Johannes Paul II. ermöglicht uns, mit der heutigen Welt ins Gespräch zu kommen. Der Schlüssel zum Herzen der heutigen Welt ist die Kultur. Dieses Thema wurde in den letzten Jahrzehnten etwas vernachlässigt. Die Werte Familie und Lebensschutz sind wichtig, wir müssen dann einen Schritt weiter gehen und darüber nachdenken, wie unsere Beziehungen überhaupt, wie unsere Gesellschaften uns helfen können, unser christliches Leben zu führen, oder ein Hindernis dafür sind.
Kultur stand immer im Mittelpunkt des Erbes von Johannes Paul II. Nicht nur, weil er Künstler war, Gedichte schrieb und in seiner Jugend versuchte, Schauspieler zu werden, sondern vor allem, weil er von Anfang an zutiefst davon überzeugt war, die richtige Antwort auf die Probleme der modernen Welt durch eine richtige Anthropologie gegeben werden kann. Anthropologie und Kultur – beides zusammen. Diese philosophische Grundlage kann uns dabei helfen, unsere Lebensweise in unserer Gesellschaft zu verbessern und die Gesellschaft zu durchwirken.
In ein paar Tagen feiern wir den 40. Jahrestag dieser berühmten Rede im UNESCO-Hauptquartier. Johannes Paul II. war der erste Papst, der persönlich vor dieser Versammlung sprach. Er verstand seine Rede als ein entscheidendes Merkmal seines ganzen Pontifikats. In seinem Buch „Erinnerung und Identität“ spricht er über diese Rede und ihre Bedeutung für ihn.
iFamnews: Ein von Johannes Paul II. geprägter Begriff ist die „Kultur des Lebens“. Denken Sie, dass seine Kritik an der „Kultur des Todes“ auch uete noch Gültigkeit beweist und seine Lösung, die Erbauung einer „Kultur des Lebens“ Abhilfe schafft?
Fr. Paluch: Auf jeden Fall ja. Ich denke, das Christentum ist immer in diesen Konflikt zweier unterschiedlicher Kulturen verwickelt. Manchmal verkennen wir diesen Konflikt, indem wir die eine oder die andere Seite zu sehr vereinfachen. Die Wahrheit ist, dass Kultur Teil unseres Herzens ist und nicht nur ein politisches „Spiel“. Es ist etwas Persönliches, dessen wir uns bewusst sein sollen. Wir müssen das demütig erkennen. Die Einschätzung Johannes Paul II. ist absolut die richtige Richtung und hat heute größte Aktualität.
iFamNews: In allen europäischen Ländern wird die Gesetzgebung zu Sterbehilfe, Abtreibung und Empfängnisverhütung freizügiger und liberaler. Was ist Ihrer Meinung nach der zentralste Beitrag von Johannes Paul II. in dieser Debatte?
Fr. Paluch: Die richtige Einstellung. Man muss ein Zeuge sein. Man soll keine Angst haben, abgelehnt zu werden. Auf der anderen Seite, muss man offen für die anderen bleiben, ihnen zuzuhören und in der Lage sein, der Diskussion zu folgen und die Chance zu nutzen, die Diskussion zu nuancieren.
Was mir entscheidend erscheint, ist die Einladung, unsere Identität mit wirklicher Überzeugung zu leben. Aufgrund dieser starken Identität – die immer eine Umkehr voraussetzt – können wir uns dem anderen nähern. Dies bedeutet nicht, dass wir, um Raum für die anderen zu schaffen, unseren eigenen Raum reduzieren müssen oder dem anderen den Raum einfach überlassen. Das ist falsch. Aufgrund unserer Identität sollten wir in der Lage sein, Platz für den anderen zu schaffen.
In Europa müssen wir heute erkennen, dass wir eine Diasporakirche werden müssen, auch wenn es uns nicht gefällt. Es ist vielleicht keine so große Katastrophe, obwohl es so erscheinen mag. In vielen Momenten der Vergangenheit war es so. Wenn ich an das Christentum in Europa denke, das von Tag zu Tag weltlicher wird, konzentrieren wir uns manchmal zu sehr auf die Sorge, unseren Halt zu verlieren. Wir verschwenden unsere Energie mit Frustration, anstatt unsere Anstrengungen in einer Kreativität der Evangelisierung umzusetzen. Anstatt bitter und frustriert zu sein, müssen wir versuchen, nach kreativen Wegen zu suchen, um die christliche Botschaft auf die kraftvollste, attraktivste und schönste Weise zu präsentieren. Die Menschen brauchen dringend das Christentum.
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