Jeden Tag sterben Menschen wegen ihres Glaubens

Der schreckliche Alltag der Christen in Nigeria und das Schweigen Europas

Lagos, Nigeria, tramonto

Image by Namnso Ukpanah from Unsplash

Ihr Haus wurde verwüstet, ihr Mann ermordet und ihre beiden Kinder schwer verletzt. Dann ein paar Jahre später wurde sie entführt. Die Geschichte von Amina, einer Christin aus Nigeria, ist die Geschichte Tausender Christen, die tagtäglich mit Gewalt von Boko Haram und Fulani-Hirten konfrontiert sind. Nach Angaben von Open Doors, einer gemeinnützigen Organisation, die Christenverfolgung auf der ganzen Welt anzeigt, sterben in Nigeria jeden Tag im Schnitt zehn Menschen einen gewaltsamen Tod, nur weil sie des Christseins „schuldig“ sind.

Zerstörte Leben

Am 2. Oktober 2012 wird Aminas Leben zum ersten Mal von Boko Haram erschüttert, erzählt die Frau Premier Christian News, als eine Gruppe von Terroristen in ihr Haus in Maiduguri, Borno, einem der 36 nigerianischen Bundesstaaten eindringt. Erst stehlen die islamischen Extremisten alle Wertgegenstände im Haus, dann nehmen sie sich Aminas Ehemann und die beiden Kinder im Teenageralter vor: Sie verlangen von allen drei, dem christlichen Glauben abzuschwören. Als diese sich weigern, beginnen die Terroristen sie fürchterlich zusammenzuschlagen. Der Vater überlebt nicht, die beiden Söhne können sich retten. Amina sagt, es sei ein Wunder angesichts der brutalen Gewalt, die ihre Jungen erlitten haben. Die Beiden kommen ins Krankenhaus, wo sie wochenlang behandelt werden. Im Juni 2017 sitzt Amina in einem Bus, als das Fahrzeug plötzlich von einem Boko Haram-Trupp gestoppt wird: Alle Passagiere werden als Geiseln genommen und einer harten Indoktrination unterzogen, um sie zur Abkehr von ihrem Glauben zu bewegen. Doch sie hören nie auf, heimlich zu beten und am Ende werden sie befreit.

Es fällt schwer, Hoffnung zu haben

Amina ist heute dank jahrelanger psychologischer Betreuung und spiritueller Unterstützung durch Open Doors in der Lage, über jene Ereignisse zu sprechen. Fälle wie dieser häufen sich immer mehr, aber dennoch tauchen sie nicht in den Schlagzeilen der 20-Uhr-Nachrichten auf: Es ist von grundlegender Wichtigkeit, dass die europäische Öffentlichkeit Druck macht. Der Erzbischof von Benin City und Vorsitzende der Bischofskonferenz Nigerias hat vor kurzem über das Hilfswerk Kirche in Not einen Appell an die westliche Welt gerichtet: „Erzählen Sie von den Gräueltaten, die in Nigeria stattfinden. Auf diese Weise fühlt sich unsere Regierung vielleicht unter Druck gesetzt und unternimmt etwas. Wir hoffen, dass die EU und die USA die moralische Pflicht verspüren, das Leben aller Christen und aller Nigerianer zu schützen, die unaufhörlich von Boko Haram und Fulani-Hirten angegriffen und getötet werden.“ Die Vereinigten Staaten von Amerika haben reagiert und Nigeria aufgrund der ständigen Angriffe auf die christliche Gemeinschaft auf eine Watchlist des US-Außenministeriums gesetzt. Hingegen lässt sich Europa Zeit, seine Stimme gegen den Missstand zu erheben.

Vergessene Christen

Das Toben der im Lande grassierenden Christenfeindlichkeit wird jeden Tag aufs Neue mit Schweigen bedeckt. Am 15. Januar wurde Pater John Gbakaan, Pfarrer der St. Anton-Kirche in Gulu, in der nigerianischen Diözese Minna, auf barbarische Weise getötet. Der katholische Priester war mit seinem Bruder (der sich noch in der Hand von Terroristen befindet) auf dem Rückweg von einem Besuch bei seiner Mutter, als das Auto angehalten und die beiden Brüder entführt wurden. Die Terroristen forderten von der Diözese Minna ein Lösegeld, doch kurz darauf wurde der leblose Körper des mit einer Machete erschlagenen Priesters entdeckt. Nur wenige Wochen zuvor waren der Weihbischof von Owerri und sein Fahrer entführt worden, und am 14. Dezember 2020 hatte Boko Haram mehrere Schüler einer katholischen Schule verschleppt. Zu ihrem Verbleib gibt es bis heute keine gesicherten Nachrichten. Genau wie sie befinden sich viele Leben in Gefahr und haben keine Aussicht auf Hilfe von Seiten der lokalen Institutionen, die, selbst wenn sie nicht von Korruption verdorben sind, aus Angst oder Bequemlichkeit zugunsten der Extremisten handeln.

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