Fake News entlarvt: Schluss mit den Lügen über Abtreibung in Afrika

Studie entlarvt Fake News über Frauen, die angeblich durch illegale Abtreibungen in Malawi gestorben sind

Last updated on November 11th, 2021 at 05:30 am

Die Druckmittel, die das politisch korrekte Mainstream-Denken fördert und nutzt, um den freiwilligen Schwangerschaftsabbruch möglichst schnell und einfach zu ermöglichen, ja sogar zu einem echten Menschenrecht zu machen, sind in der Regel zweierlei. In Industriestaaten und wohlhabenden Ländern werden Grenzfälle ausgenutzt, die bewegend, ja herzzerreißend sind: zum Beispiel sehr junge Mädchen, fast Kinder, vielleicht sogar Behinderte, Opfer von Vergewaltigung und/oder Inzest. Solche Situationen gibt es leider, aber das sind und bleiben Grenzfälle. Dagegen erzählen die Daten zur Abtreibung, zum Beispiel in Italien, eine ganz andere Geschichte.

In weniger begünstigten Gebieten der Welt, wo Hunger und unzureichende hygienische Verhältnisse an sich schon unzählige Opfer fordern, wird unverhohlen eine andere Ziffer zur Veranschaulichung herangezogen, nämlich die der Müttersterblichkeit. Diese ist aus einer Reihe wirtschaftlicher und sozialer Gründen wissenschaftlich schwer nachprüfbar.

Diesen zweiten Ansatz verfolgte ein Artikel, der im Februar im London Telegraph erschien und speziell dem Staat Malawi im Südosten Afrikas gewidmet war. Der Artikel wird nun durch die Veröffentlichung einer analytischen, sorgfältig von Fachleuten geprüften Studie im International Journal of Environmental Research and Public Health (IJERPH) in Frage gestellt wird.

Todesfälle durch „Straßenabtreibung lautThe London Telegraph

Der Telegraph-Artikel spricht in hochdramatischem Ton und Couleur von Tausenden von Frauen, genauer gesagt von 12.000, die jedes Jahr infolge von „Straßenabtreibungen“ „wie Hühner“ sterben, womit natürlich die illegalen Abtreibungen gemeint sind, zu denen sich die Frauen des Landes aufgrund der malawischen Gesetzgebung entscheiden. Der freiwillige Schwangerschaftsabbruch ist in Malawi nur möglich, wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist. Die britische Zeitung stellt fest, dass „[…] nach jüngsten Untersuchungen des Malawi College of Medicine jedes Jahr mehr als 141.000 unsichere Abtreibungen und Straßenabtreibungen, davon 12.000 mit tödlichem Ausgang für die Mutter, stattfinden“, und beklagt außerdem, dass die Landbevölkerung kaum „moderne“ Verhütungsmethoden anwendet.

Im Telegraph heißt es weiter: „[…] 2017 entwarf die malawische Rechtskommission einen Gesetzentwurf zur Schwangerschaftsunterbrechung, um das derzeitige Anti-Abtreibungsgesetz zu reformieren und Bestimmungen zur legalen Abtreibung im Fall von Vergewaltigung oder Inzest aufzunehmen. Aber in den darauffolgenden Jahren ist die Dynamik der vorgeschlagenen Änderungen ins Stocken geraten, teilweise aufgrund des starken Widerstands von Seiten von Kirchenführern, die Abtreibung mit Mord in Verbindung bringen.“

In jüngster Zeit sind weitere Versuche, die Abtreibung zu legalisieren, gescheitert: Das Parlament lehnte Anfang dieses Jahres einen entsprechenden Gesetzentwurf einstimmig ab. Ein späterer Gesetzentwurf wurde sogar von den eigentlichen Befürwortern zurückgezogen.

Die Antwort der Studie

Die Studie, über die in der IJERPH berichtet wird und die diese Darstellung der Abtreibungsrealität in Malawi in Frage stellt, wurde von Calum Miller, einem Arzt, Absolventen der Oxford Medical School im Jahr 2015 und wissenschaftlichem Mitarbeiter für Bioethik und Religionsphilosophie an der Universität Oxford, durchgeführt.

Miller geht von einer grundlegenden und absolut „säkularen“ Annahme aus, nämlich dass „es aus einer Reihe von Gründen wichtig ist, eine genaue Bewertung der Müttersterblichkeit durch unsichere Abtreibung durchzuführen“. Er fährt fort: „Erstens wird es dazu beitragen, dass bei der Zuweisung von Ressourcen Prioritäten gesetzt werden, um die Müttersterblichkeit so weit wie möglich zu senken. Zweitens werden die Ergebnisse in die politischen Debatten über den rechtlichen Status der Abtreibung einfließen: Wenn weitaus weniger Frauen an unsicheren Abtreibungen sterben, als allgemein angenommen wird, und wenn es kaum Beweise dafür gibt, dass die Legalisierung der Abtreibung diese Todesfälle verhindern würde, dann wird das Argument für die Legalisierung der Abtreibung auf der Grundlage der Müttersterblichkeit entsprechend geschwächt“. Ebenso wichtig ist die Tatsache, dass das Thema nicht nur Malawi, ein Land mit überwiegender Landbevölkerung mit niedrigem Einkommen, betrifft, sondern dass „die gleichen Argumente auf beiden Seiten für einen Großteil der Entwicklungsländer gelten“. Zumindest in den meisten afrikanischen Staaten.

In seiner Studie kommt er zum eindeutigen Schluss, dass „es zwar unbestreitbar ist, dass jedes Jahr einige Frauen nach illegalen Abtreibungen sterben, aber der vorliegende Bericht zeigt, dass die Zahl nach den neuesten Erkenntnissen viel geringer ist, als gemeinhin behauptet wird“.

Dr. Miller schreibt seine Schlussfolgerung, nachdem er eine höchst relevante Analyse geliefert hat. So hat er festgestellt, dass das vielleicht größte Problem bei der Schätzung von Todesfällen durch unsichere Abtreibung darin besteht, dass „[…] in Sterblichkeitsstatistiken zum Thema ‚Abtreibung‘ fast immer sowohl induzierte als auch spontane Abtreibungen, sprich Fehlgeburten, (und manchmal sogar Eileiterschwangerschaften) miteinkalkuliert werden“.

All dies geschieht in Gegenden, in denen es schwerwiegende soziale, wirtschaftliche und infrastrukturelle Probleme gibt. Deshalb sind die Ursachen der Müttersterblichkeit auf drei Faktoren zurückzuführen, die zu Verzögerung führen, und zwar in Hinblick auf: die Entscheidung der Frau, sich behandeln zu lassen, auf das Erreichen der Gesundheitseinrichtung und schließlich auf die Erbringung der erforderlichen Behandlung.

Miller weist die These des Telegraph-Artikels zurück und weist darauf hin, dass in Ländern, in denen die Abtreibung nicht entkriminalisiert wurde (wie z. B. in Polen oder Chile zum Zeitpunkt der Untersuchung), die Müttersterblichkeit ebenfalls gesunken ist, da illegale Abtreibungen unter lebensrettenden Bedingungen durchgeführt werden und die Betreuung nach der Abtreibung besser ist, insbesondere bei der medikamentösen Abtreibung.

In anderen Ländern, wie Ruanda und Äthiopien, hat die Liberalisierung der Abtreibungsgesetze sogar zu einem Anstieg der durch Abtreibung verursachten Todesfälle bei Müttern geführt.

Schlussfolgerungen

Calum Millers Untersuchung schließt mit folgenden Worten: „[…] die neuesten Erkenntnisse deuten darauf hin, dass 6-7% der Todesfälle von Müttern – also etwa 69-147 pro Jahr, je nach Schätzung der gesamten Todesfälle von Müttern – in Malawi auf eine Kombination von Abtreibung und Fehlgeburt zurückzuführen sind. Die jüngste Schätzung der Müttersterblichkeit deutet auf das untere Ende dieser Spanne hin. Selbst diese Ziffern beruhen jedoch auf Daten, die inzwischen 20 Jahre zurück liegen, und dürften angesichts erheblicher Fortschritte bei der Sicherheit illegaler Schwangerschaftsabbrüche und der Qualität der Betreuung nach der Abtreibung weiter gesunken sein. Ein großer Teil dieser Todesfälle, vielleicht sogar die Mehrheit, ist auf Fehlgeburten zurückzuführen, so dass nur ein sehr kleiner Teil und eine sehr geringe Zahl der Todesfälle von Müttern speziell auf einen induzierten Abbruch zurückzuführen sind. Die Beweise dafür, dass diese kleine Zahl von Frauen durch die Legalisierung der Abtreibung gerettet werden könnte, sind dürftig. Um die Müttersterblichkeit mit begrenzten Mitteln zu senken, sollten daher die geburtshilfliche Notfallversorgung und eine flächendeckende medizinische Grundversorgung Vorrang vor kostspieligen, umstrittenen und wahrscheinlich unwirksamen Maßnahmen haben“.

Das bedeutet natürlich nicht, dass das Leben dieser Frauen weniger wichtig ist als das anderer, aber es erscheint fast lächerlich, sich deswegen rechtfertigen zu müssen: Bereits ein Todesfall ist einer zu viel. Gleichzeitig kann man sich aber auch nicht vor künstlich aufgebauschten Daten in den Medien schützen, die darauf abzielen, die Politik zur Liberalisierung zu zwingen. Diese würden – abgesehen von den nicht verhandelbaren Grundsätzen – dennoch nicht dazu beitragen, die Zahl der Toten zu senken.

Und dennoch hat das britische Royal College of Obstetricians and Gynaecologists es nicht versäumt, den Telegraph-Artikel und die Nachricht von den 12.000 Frauen, die jedes Jahr wie Vieh abgeschlachtet werden, zu bekräftigen, indem es unaufhörlich Posts zugunsten „sicherer Abtreibung“ twittert; sichere Abtreibung, die „Leben rettet“. Da sind wir wieder bei der Frage, die wir uns in dieser Kolumne immer wieder stellen: Was heißt hier Leben retten? Mit jeder Abtreibung stirbt ein Kind.

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