Für immer und ewig: Wie das Leben mit der Natürlichen Empfängnisregelung die Scheidungsrate senkt

Interview mit dem Medizinerehepaar Rhomberg zur Rhomberg-Studie über die Natürliche Empfängnisregelung.

Immer mehr Frauen wenden sich von klassischen hormonellen Verhütungsmethoden ab, weil deren Einnahme mit erheblichen Gesundheitsgefahren verbunden sind. Eine hormonfreie und natürliche Alternative zur Vermeidung von Schwangerschaften bietet die Natürliche Empfängnisregelung (NER), die bei richtiger Anwendung die Sicherheit von Verhütungsmitteln sogar noch übertreffen kann. Darüber haben wir im letzten IFamNews-Interview mit Elisabeth Rötzer, der Präsidentin des Instituts für Natürliche Empfängnisregelung (INER), gesprochen.

Doch NER als hormonfreies Verhütungsmittel zu begreifen, tut ihr Unrecht. Studien zeigen, dass NER-praktizierende Paare auffallend selten geschieden werden. Welches Paar hätte wohl kein Interesse daran herauszufinden, wie es die eigene Beziehung unterstützen kann? Und worin liegt das Geheimnis dieser Praxis, die die gegenseitige Liebe durch ein ganzes Leben trägt?

Prof. Dr. med. Walter Rhomberg und Dr. med. Michaela Rhomberg sind genau dieser Frage nachgegangen und stellen im heutigen IFamNews-Interview die Ergebnisse der nach Ihnen benannten Rhomberg-Studie vor.

IFamNews: Liebe Frau Dr. Rhomberg, lieber Herr Prof. Rhomberg, wie haben Sie die NER kennengelernt und warum wollten Sie die Methode wissenschaftlich untersuchen?

Ehepaar Rhomberg: Im Detail habe ich die Methode über meine Frau kennen gelernt. Meine Frau erhielt ihre erste Information durch einen Studienkollegen.

Die Methode dann irgendwann wissenschaftlich zu untersuchen, entsprang der Initiative von Weihbischof Andreas Laun und dem Referat für Ehe und Familie der Erzdiözese Salzburg. Bischof Laun kannte die These einer geringen Scheidungsrate bei Anwendung der NER durch eine Publikation von Mercedes Wilson aus den USA1 und wollte die Daten auch für Europa verifizieren. Und so wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Natürliche Empfängnisregelung (INER) und Bischof Elmar Fischer vom Referat für Ehe und Familie der Diözese Feldkirch die Studie in Angriff genommen.

Die periodische Enthaltsamkeit fördert die Kommunikation und stärkt die Beziehung

IFamNews: Wie haben Sie die Studie aufgebaut?

Ehepaar Rhomberg: Wir haben gemeinsam mit dem Referat für Ehe und Familie der Diözese Salzburg und den Verantwortlichen von INER einen Fragebogen entworfen, der dann an die Mitglieder von INER in Deutschland, Österreich, der Schweiz und in Italien (Region Südtirol) geschickt werden sollte. Die Bögen enthielten je 14 Fragen mit 37 detaillierten Antwortmöglichkeiten. Dementsprechend haben wir mehrere Sitzungen benötigt, bis ein Konsens bezüglich des Inhalts des Fragebogens erreicht war. Die rückgesandten Fragebögen – die Rücklaufquote betrug 44%, ein recht guter Wert – wurden dann statistisch ausgewertet und aus den Ergebnissen entsprechende Schlüsse gezogen.

IFamNews: Zu welchem Ergebnis sind sie nach der Durchsicht der Daten gekommen?

Ehepaar Rhomberg: Die Ergebnisse können im Detail in dem Buch Die Dynamik der Liebe (Hrsg. Maria Eisl und Andreas Laun)2 nachgelesen werden. Es konnte der Schluss gezogen werden, dass die sympto-thermale (ST) Methode nach Rötzer die Kommunikation unter den Eheleuten fördert und auch den Dialog über intime Themen erleichtert. Dies scheint die Stabilität einer Familie bzw. Ehe zu erhöhen. Auch die periodische Enthaltsamkeit führt auf geheimnisvolle Weise zur Stärkung der Partnerschaft und gibt Raum für andere wichtige Aspekte des Ehelebens. Aus diesem Grund und durch den Willen „gut zu leben“, d.h. in unseren Augen die zehn Gebote Gottes einzuhalten, sinkt wohl auch die Scheidungsrate. Aber der religiöse Aspekt allein ist dafür offensichtlich nicht verantwortlich.

Die überwältigende Mehrheit der Paare empfindet die Abstinenz positiv

IFamNews: Einige Leser werden sicher denken: NER klingt ja wirklich schön und die Ergebnisse sind auch vielversprechend, aber ist es denn im Alltag realistisch, zu den fruchtbaren Tagen der Frau enthaltsam zu leben? Haben die befragten Paare auch Aussagen gemacht, wie Sie mit der periodischen Enthaltsamkeit umgegangen sind?

Ehepaar Rhomberg: Sie haben sehr wohl dazu Aussagen gemacht. Interessant und überraschend war zunächst das Ergebnis bezüglich der Frage: „Empfinden Sie – trotz eines höheren Anspruchs – die periodische Abstinenz als positiv“? Ein „Ja“ kam von 82% der Befragten, ein „Nein“ von 12%. Nur 6% meinten, dass die sympto-thermale Methode nach Prof. Rötzer kaum zu leben sei. Viele derer, die mit „Nein“ antworteten, haben diese Tage mit künstlichen Verhütungsmethoden überbrückt. Die Rate auswertbarer Antworten auf diese Frage lag bei 92%.

Es scheint eine interessante Beziehung zwischen periodischer Abstinenz, Familienleben und Kinderzahl zu bestehen. Die Ehepaare, die die periodische Abstinenz einhielten, gaben häufiger an, dass ihre Partnerschaft durch NER bereichert und ihr Familienleben glücklicher wurde. Der Unterschied zu den Paaren, die die periodische Abstinenz nicht durchhielten, war statistisch signifikant (p = 0.05) [2; p 10].    

Eine Betrachtung der freiwilligen Kommentare, die von etwa 60% der Antwortenden dem Fragebogen beigelegt worden sind (unveröffentlicht), zeigt interessante zusätzliche Aspekte. In diesen Kommentaren wurde in den allermeisten Fällen die periodische Enthaltsamkeit als positiv empfunden, und zwar aus zwei Gründen: Erstens scheint es den Bedürfnissen der Frau (gelegentlich auch denen des Mannes) entgegen zu kommen, dem Partner nicht immer verfügbar zu sein, und zweitens wird zweifelsfrei festgestellt, dass diese Periode des Sich-Zurücknehmens die Sexualität lebendig erhält, die Vorfreude auf das Zusammenkommen steigert und somit einer Routine oder Gewohnheit vorbeugt. Einheitlicher Tenor: „Gelebte Abstinenz im Rahmen der NER (ST-Methode) erhält die Freude an der Sexualität aufrecht”. Nur 5 dieser 120 Kommentare zur Abstinenz sind negativ oder stufen diese als „kaum zu leben“ ein. In 51 der positiven Aussagen zur Abstinenz wird aber auch von einer Herausforderung, bzw. von einem Opfer gesprochen.

NER lässt in der gemeinsamen Verantwortung wachsen

IFamNews: Wenn NER so ein elementares Hilfsmittel darstellt, seine Ehe oder Partnerschaft krisenfest zu machen, warum ist die Methode bis heute so unbekannt?

Ehepaar Rhomberg: Die Antwort ist vielschichtig. Es fängt damit an, dass in der offiziellen Medizin nur ein begrenztes Wissen bzw. falsche Vorstellungen zur NER existieren (unsichere Methode, völlig falsche Angeben zum PEARL-Index etc.). Dazu gesellt sich die Macht der Pharmalobby! Dieser Einfluss hat schon in den 1960er Jahren dazu geführt, dass erste Berichte über gefährliche Nebenwirkungen der oralen Kontrazeptiva (z.B. Thrombosen oder Schlaganfälle) in der medizinischen Fachliteratur unterdrückt und zerredet werden konnten. Pille, Spiralen und dergleichen sind eben besser zu verkaufen als die NER.

Auch das Meinungsdiktat der heutigen Medien spielt hier eine Rolle. Berichte über NER sind einfach nicht gefragt und werden aus ideologischen Gründen nicht gebracht. Nicht zu über-sehen ist heute auch der allgemeine Unwille der Leute, eine Methode zu leben, die gewisse Opfer (hier die periodische Abstinenz) verlangt.

IFamNews: Welche wichtigen Einsichten möchten Sie den Leserinnen und Lesern noch mit auf den Weg geben?

Ehepaar Rhomberg: Entgegen der gängigen Aussagen ist die ST-Methode der NER eine sichere Methode. Es lohnt sich, mit Entschlossenheit diesen Weg gehen zu wollen und sich nach Angeboten der Schulung und Beratung umzusehen, um eine Sicherheit zu gewinnen.

Das Praktizieren der Methode steigert den Selbstwert in der Beziehung und lässt in der Verantwortung wachsen. Man entflieht den Nebenwirkungen der künstlichen Verhütung, die teils auch psychische Nebenwirkungen sind. Und beim Kinderwunsch kennt das Paar auch die mögliche Zeit der Fruchtbarkeit.

Dass der Mensch Schwierigkeiten hat, seine Libido dem Geist unterzuordnen, ist eine Tatsache, die schon Jahrtausende bekannt ist. Die ehrlich gelebte ST-Methode der NER ist eine Chance für den Menschen, ihre Beherrschung, die so viele gute, jedoch nicht gleich sichtbare Früchte mit sich bringt, auf sanfte Art einzuüben und in sein Leben zu integrieren.  

Literatur:

  1. Wilson Mercedes A.: The practice of natural family planning versus the use of artificial Birth control: family, sexual and moral issues. Catholic Social Science Rev. Vol VII, Nov. 2002: 185-211.
  2. Eisl M. und Laun A. (Hrsg): Die Dynamik der Liebe. Ehe Familie Buch, 4. Aufl., 2020.
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