In Spanien wie auch in anderen Teilen Europas häufen sich die Attacken auf Kruzifixe und andere christliche Symbole. Der Hass der Randalierer jenseits der Pyrenäen läuft Gefahr, sich mit der Auslegung eines Landesgesetzes zu vermischen. Es handelt sich um das Gesetz der demokratischen Erinnerung, das von der linken Regierung im September verabschiedet wurde. Es hat zum Ziel, jedwede franquistische Nostalgie auszulöschen.
Das Tal der Gefallenen
Das erste und prominenteste Opfer dieser Maßnahme könnte das riesige Kreuz in der Valle de los Caídos sein, einer Gedenkstätte nördlich von Madrid, wo Zehntausende von im Bürgerkrieg (1936-1939) gefallenen Soldaten begraben sind. Nach der Exhumierung und Überführung des Leichnams von Francisco Franco (1892-1975) will die Regierung diesen Ort nun entweihen und der Obhut der Fundación de la Santa Cruz der Benediktiner entziehen. Es macht sich die Befürchtung breit, das Kruzifix könne im Zuge dessen entfernt werden. Daher haben einige Gläubige eine Online-Petition zur Rettung des Kreuzes gestartet.
Wie das chinesische Regime
Die Befürchtung, dass es abgerissen wird, ist alles andere als abwegig: Wie Tempi berichtet, sind in anderen Teilen des Landes Kruzifixe „als Zeichen der Wiedergutmachung für die Opfer […] der Franco-Diktatur“ bereits entfernt worden. So geschehen, zum Beispiel in Aguilar de la Frontera in Andalusien: Ein vor einem Kloster der Unbeschuhten Karmelitinnen errichtetes Kruzifix wurde von den örtlichen Behörden entfernt. Solche Szenen kennt man aus dem kommunistischen China oder aus Gebieten, die von islamischen Terroristen besetzt sind. Die konservative Partei Vox schaltete sich in die Angelegenheit ein. Alejandro Hernández, Parteisprecher von Vox im andalusischen Parlament, prangerte an: „Der Kulturminister der andalusischen Junta hat sich unter Angabe technischer und ästhetischer Ausreden dazu herabgelassen, an dieser Episode religiösen Hasses mitzuwirken. Seine heuchlerische und feige Haltung verursacht Spaltung und Spannung unter den Bürgern und schafft ein Problem, wo es vorher keines gab“.
Der Antrag von Vox
Doch Vox belässt es nicht bei verbalen Anschuldigungen. Um die Welle der Christenfeindlichkeit zu bekämpfen, hat die Partei in allen Gemeinden einen Antrag gestellt mit dem Ziel, das Symbol des Kreuzes als „Kulturgut“ einstufen zu lassen. Den Befürwortern der Initiative zufolge „werde man auf diese Weise versuchen, die Offensive gegen religiöse Symbole und Gefühle“ auf Grundlage von „ideologischen Gesetzen“ zu stoppen. In den Anträgen werden die Stadtverwaltungen und die autonomen Gemeinden aufgefordert, alle Flurkreuze und Kruzifixe aufzulisten, die auf Straßen oder öffentlichen Plätzen stehen, „damit sie als Objekte von kulturellem Interesse eingestuft werden können.“ Durch eine solche Klassifizierung würde diesen ein besonderer Rechtsstatus verliehen. Darüber hinaus, so Vox, sei „das christliche Kreuz das wichtigste Symbol des Christentums, dem religiösen Glauben, zu dem sich ein Drittel der Weltbevölkerung bekennt, und außerdem, unabhängig vom Glauben, mit der Geschichte Spaniens verbunden“.
Vergessene Geschichte
Apropos Geschichte Spaniens: Die Linke lässt keine Gelegenheit aus, die Franco-Diktatur zu stigmatisieren, vergisst dabei aber, vielleicht absichtlich, dass viele Christen im Bürgerkrieg ein Martyrium erlebten. Die Verfasser der Unterschriftensammlung zur Rettung des Kreuzes im Tal der Gefallenen (Valle de los Caidos) erinnern daran, dass „die Christen zwischen 1934 und 1939 eine der größten und blutigsten Verfolgungen der Geschichte vonseiten einer obskuren Koalition aus Sozialisten, Kommunisten und Anarchisten, genannt „Volksfront“, erlitten, bei der mehr als 8.000 Geistliche und mehrere tausend Laien brutal ermordet wurden, einzig und allein aufgrund ihres Glaubens“.
Das Buch Persecuzione (Hrsg. Lindau, 2015) von Mario Arturo Iannaccone behandelt das Thema. Die Geschichte ist in der Tat die Lehrmeisterin des Lebens, aber nur, wenn sie in ihrer Gesamtheit erzählt wird. Andernfalls handelt es sich nur um ideologische Propaganda, die Gefahr läuft, Hass bei im Internet agierenden Gruppen wie „Fuego al clero“ zu schüren, die von Worten zu Taten übergehen und gezielt Kirchen angreifen.