Wir wollen uns mit dem Bericht des amerikanischen Pew Research Centers befassen, der die Einstellung der Millennials zum Familienleben untersucht, die sich stark von früheren Generationen unterscheiden. Zuvor ist es aber notwendig, einige der verwendeten Begriffe zu definieren. Unter Millennials versteht man die zwischen 1981 und 1996 Geborenen, unter „Generation X“ die zwischen 1965 und 1980 Geborenen, unter „Baby Boomers“ die zwischen 1946 und 1964 Geborenen und unter „Silent Generation“ die zwischen 1930 und 1945 Geborenen.
Die im Folgenden näher erläuterte Untersuchung vergleicht dieser vier Generationen anhand der Lebensstile der jeweiligen Vertreter im Alter zwischen 23 und 38 Jahren, da man in diesem Lebensabschnitt „traditionellerweise heiratet und Eltern wird“.
Die Zeiten haben sich jedoch geändert.
Bessere Bildung und mehr berufstätige Frauen
Die Generation der Millennials ist nach den Babyboomern die zahlenmäßig stärkste Generation in den USA. Jetzt, da selbst die Jüngsten unter ihnen erwachsen sind, ist es möglich, ihre Besonderheiten im Vergleich zu früheren Generationen zu erfassen.
Die aktuellen „jungen Erwachsenen“ sind im Durchschnitt besser ausgebildet: Etwa 40 % haben einen Hochschulabschluss oder einen höheren Abschluss; im Vergleich sind es bei der „Silent Generation“ nur 15 % und bei „Generation X“ 29 %. Insbesondere haben Frauen etwa viermal häufiger einen Hochschulabschluss und übertreffen damit die absolute Zahl der männlichen Absolventen. Auch in der Arbeitswelt ist ein Anstieg der Frauenerwerbstätigkeit zu verzeichnen: Lag der Anteil der berufstätigen Frauen der „Silent Generation“ bei lediglich 40 %, sind heute 72 % der weiblichen Millennials erwerbstätig – ein Umschwung, der auf die „Baby Boomer“ zurückgeht, die den Grundstein legten und als Beispiel für die nachfolgenden Generationen dienten. Bereits 1985 waren 66 % der Frauen erwerbstätig.
Was das finanzielle Wohlergehen betrifft, so wird die Situation der Millennials als „kompliziert“ beschrieben: Im Vergleich zu früheren Generationen haben sie zwar eine bessere Ausbildung, aber mit größerer Wahrscheinlichkeit auch höhere Studienschulden. Dies ist mit ein Grund, warum ihr durchschnittliches Vermögen statistisch gesehen niedriger ist als das der gleichaltrigen Baby-Boomer.
Zunehmend spätere Familiengründung
Millennials gehen, was vielleicht am wichtigsten ist, deutlich seltener eine Ehe ein als frühere Generationen. In der Tat sind nur 46 % verheiratet, ein starker Rückgang gegenüber den 83 % der Silent, 76 % der Boomers und 57 % der Gen X. Dies spiegelt zweifellos den gesellschaftlichen allgemeinen Einstellungswandel in Bezug auf die Ehe wider: Während 1968 eine „durchschnittliche amerikanische Frau“ mit 21 Jahren und ein „durchschnittlicher amerikanischer Mann“ mit 23 Jahren heirateten, liegt das Alter heute bei 28 Jahren bei Frauen bzw. bei 30 Jahren bei Männern. Dabei handelt es sich nicht nur um späte Eheschließungen: Wenn die derzeitigen Trends anhalten, wird schätzungsweise ein Viertel aller heute jungen Erwachsenen selbst im Alter von 45 bis 50 Jahren nicht verheiratet sein – ein Rekordwert.
Nur 55 % der Millennials haben eine eigene Familie und nur 30 % fallen in die Kategorie „mit einem Ehepartner und [mindestens] einem Kind lebend“. Auch das ein starker Rückgang gegenüber den 40 % der Gen X, 46 % der Boomer und 70 % der Silent. Der Unterschied betrifft übrigens vor allem Paare mit Kindern. Was die Zahl der Lebensgemeinschaften ohne Kinder anbelangt, ist der Anteil über die Generationen hinweg gleichgeblieben (zwischen 12 % und 13 %).
Der Rest lebt noch bei den Eltern oder anderen Familienmitgliedern. Etwa 10 % der Millennials lebt allein; etwa 7 % leben mit Personen zusammen, mit denen sie weder verwandt sind noch eine Liebesbeziehung haben.
Kinder können warten
Etwas mehr als die Hälfte (55 %) der Millennial-Frauen hat bereits ein Kind zur Welt gebracht, verglichen mit 62 % der Gen X und 64 % der Boomer. Dies ist jedoch keine „endgültige“ Zahl, da sowohl weibliche Vertreter der Millennials als auch der jüngeren Generation X immer noch zu Veränderungen in der Statistik beitragen können, zumal andere Untersuchungen gezeigt haben, dass Frauen immer länger warten und viele erst nach dem vierzigsten Lebensjahr zum ersten Mal Mutter werden. Auch die Wahrscheinlichkeit, nicht verheiratet zu sein, hat deutlich zugenommen: rund 33 % der Millennials-Mütter sind unverheiratet, im Gegensatz zu den 9 % der Silent, 23 % der Boomers und 29 % der Gen X. Ebenso rückläufig ist die Zahl der Väter: Weniger als 40 % geben an, ein Kind bekommen zu haben; nur etwa 32 % leben mit ihrer Familie und ihren Kindern zusammen. Jeder Fünfte ist alleinerziehender Vater: ein deutlich höherer Anteil als bei früheren Generationen, dieser lag bei 15 % bei der Generation X und bei 4 % bei den Baby Boomer.
Beunruhigende Zukunftsszenarien
Das ist die Situation in den Vereinigten Staaten von Amerika, das „weniger Kinder als je zuvor hervorbringt“ und wo „in 25 Bundesstaaten die Zahl der Sterbefälle die Zahl der Geburten übersteigt“.
Wenig Hoffnung machen die Umfragen unter den Vertretern der „Generation Z“, d.h. den zwischen 1997 und 2010 Geborenen: 39 % von ihnen bezweifeln, angesichts der drohenden Klimaapokalypse sich fortzupflanzen zu wollen. Die Pandemie hat es nicht besser gemacht, im Gegenteil: der Kinderwunsch bei Erwachsenen ist um 17 % gesunken, ein großer Teil erklärt sich als childfree.
Es wird einem ganz anders, wenn man die Worte der britischen feministischen Wissenschaftlerin Sophie Lewis liest, die in ihrem 2019 erschienenen Buch „Full Surrogacy Now: Feminism Against Family“ von einer Zukunftswelt ohne Elternschaft träumt: Ihrer Vorstellung nach wird die Familie durch eine „klassenlose Kommune mit der bestmöglichen Versorgung für alle“ ersetzt. Ist es wirklich das, was uns erwartet?
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