Die Cancel-Kultur macht vor nichts Halt und hat nun auch den Eishockeysport erreicht.
Thomas Greiss, Torwart des NHL-Teams Detroit Red Wings, wird sein Heimatland Deutschland auf absehbare Zeit nicht mehr bei internationalen Eishockey-Events vertreten. Das teilte der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) gestern mit als Reaktion auf einen Instagram-Post von vor zwei Monaten, in welchem Greiss sein Beileid zum Tod des konservativen Talkmasters Rush Limbaugh ausdrückte.
DEB-Sportdirektor Christian Künast sagte gegenüber Reporter Michael Bauer von Eishockey News: „Solange die aktuelle sportliche Leitung dafür verantwortlich ist, wird keine Einladung von Thomas Greiss (zur kommenden Eishockey-WM 2021) erfolgen. Wir können uns seiner Einstellung zu unseren Werten, die in der Satzung stehen, nicht zu 100 Prozent sicher sein. Eine Nominierung ist daher aktuell kein Thema.“
Greiss ist ein erklärter Anhänger des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump und erlangte Bekanntheit, als er 2017 Vergleiche von Hillary Clinton mit Adolf Hitler in den Social Media mit einem „Like“ versah. Greiss entschuldigte sich später für sein schroffes Social-Media-Verhalten. Kurz darauf nahm DEB-Vizepräsident Marc Hindelang Greiss in Schutz: „Es ist sehr wichtig klarzustellen, dass Thomas Greiss definitiv kein Rechtsextremist und kein Rechtspopulist ist.“
Greiss spielte zu jenem Zeitpunkt bei den New York Islanders in der NHL und hatte dreieinhalb Monate vor dem Clinton-Hitler-Statement auf Instagram eine dreijährige Vertragsverlängerung mit dem Verein unterzeichnet.
Im Oktober letzten Jahres unterschrieb Greiss einen Zwei-Jahres-Vertrag über 7,2 Millionen US-Dollar bei den Red Wings und kehrte im Alter von 35 Jahren zu Höchstform zurück. Zur gleichen Zeit, als der DEB seine Erklärung abgab, Greiss aus der Eishockeynationalmannschaft auszuschließen, gab die NHL die Ernennung des altgedienten Goalie zum Spieler der Woche bekannt.
Im vergangenen April nutzte Greiss Instagram, um denjenigen zu helfen, die mit den Folgen von COVID-19 zu kämpfen hatten.
Der Instagram-Account von Greiss ist voller gut gelaunter Sprüche, selbstironischer Bilder, Stolzbekundungen zu seiner Wahlheimat Amerika und Umarmungen und Späßen mit seiner Frau Brittany, die 2014 Miss South Dakota war. Das Paar hat eine Tochter.
Kanadischen Eishockeyfans ist Greiss vor allem aus dem Spiel Deutschland gegen Kanada bei den Olympischen Spielen 2006 in Turin in Erinnerung geblieben, als er 35 Tore der Kanadier abwehrte. Auch bei den Spielen in Vancouver 2010 wurde er in den deutschen Olympiakader berufen.
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