Liebe Leser, ein persönliches Geständnis. Ich freue mich, dass ich die Realität genauso deute wie es Albert Mohler Jr., der Vorsitzende des Southern Baptist Theological Seminary in Louisville, Kentucky, tut. Ich sage dies nicht, um mich zu rühmen, sondern weil dies bedeutet, dass die Realität komplex ist und wir gegen ihre Fallstricke gut gewappnet sein müssen.
Angesichts der jüngsten Entscheidung des neopostnationalistischen chinesischen Regimes vom 27. September, ein Maßnahmenpaket zur Verbesserung der „reproduktiven Gesundheit der Frauen“ auf den Weg zu bringen, zu dem auch die Einschränkung von Abtreibungen zu „nichtmedizinischen Zwecken“ gehört, freut sich Mohler wie ich darüber, dass weniger Menschenleben ausgelöscht werden. Doch macht er auf einen entscheidenden kritischen Punkt aufmerksam: Pekings Entscheidung ist zwar gegen Abtreibung, aber das heißt nicht, dass sie uneingeschränkt für das Leben ist.
„Die Kommunistische Partei Chinas“, so der Geistliche, „will mehr Kinder und mehr Kontrolle. Sie rüstet sich, um ihre totalitäre Herrschaft nach Plan umzusetzen. Aus diesem Grund hat sie Abtreibungen jetzt eingeschränkt.“ Aber „es wird klar, dass dies nicht aus Achtung vor der Unantastbarkeit und der Würde des menschlichen Lebens geschieht. Diese sind gewiss nicht Bestandteile einer marxistischen Denkweise. Es geht vielmehr darum, mehr Kinder zu wollen, um den Nachschub an Soldaten und Arbeitern zu sichern.“
Der Unterschied zwischen Abtreibungsgegnern und Verteidigern der universellen Unantastbarkeit des Lebens ist auf theoretischer Ebene außerordentlich wichtig und hat, wie alle Theorien, eine unmittelbare und wesentliche, sich daraus ergebende Auswirkung auf die moralische Ebene. Und wie wir wissen, ist Politik soziale Moral. Der chinesische Totalitarismus waltet über Leben und Tod der Menschen, um seine Macht auszuüben, und geht dabei ohne Skrupel und systematisch gegen Menschen vor.
Egal ob Leben beendet oder verschont werden, man spielt Gott, auf widerlich gnostische Art, ohne jede Scham und ohne Achtung vor der Unantastbarkeit des Lebens.