Last updated on Januar 21st, 2021 at 10:28 am
Die Nachricht tauchte Mitte Dezember in den US-Medien auf, fand aber keine große Beachtung. Grund dafür mögen die Weihnachtseinkäufe und Feierlichkeiten gewesen sein oder aber man wollte die Nachricht erst mal in aller Stille verdauen. Es geht um eine Entscheidung aus dem Jahr 2017, bei der ein kalifornischer Richter drei Männer als „Väter“ der dreijährigen Piper anerkannte, wie auf der Geburtsurkunde eintragen. Das Mädchen hat noch einen jüngeren Bruder, Parker, der vierzehn Monate alt ist: Eigentlich sind die beiden Kinder Halbgeschwister, denn sie sind das Ergebnis einer Eizellspende und einer Leihmutterschaft. Es ist in der Tat kurios, dass diese Ereignisse aus dem Jahr 2017 erst Ende 2020 Resonanz finden.
Wie dem auch sei, Ian Jenkins und Alan Mayfield sind seit 17 Jahren ein Paar. Vor acht Jahren schloss sich ein weiterer Mann, Jeremy Allen Hodges, ihrer Lebensgemeinschaft an und damit war die „polyamore Familie“ geboren, die durch das oben erwähnte Urteil vor drei Jahren als eben solche anerkannt wurde. Das Urteil gewährt nun einen bis dahin als mangelhaft angesehenen gesetzlichen Schutz und hat den Weg für neue ähnliche Verfahren geebnet.
Offenbar hatte die kalifornische Richterin aus San Diego zunächst erklärt, sie könne dem Antrag der drei Männer, sie alle 3 auf Pipers Geburtsurkunde aufzuführen, nicht stattgeben und sie sei nicht in der Lage, „einen Präzedenzfall zu schaffen“. Später jedoch habe sie „unter Tränen der Rührung“ einen Weg gefunden, die bereits existierenden Gesetze auszuschöpfen und so „Rechtsgeschichte zu schreiben“. Alle Achtung!
Ian Jenkins ist Arzt. Und selbstverständlich weiß er die Social Media bestens für sich zu nutzen und verkauft seine Story auf brillante Weise. Sogar ein Buch hat er geschrieben, das im März unter dem Titel Three Dads and a Baby erscheinen soll (in Anlehnung an die Ulk-Komödie Drei Männer und ein Baby aus dem Jahre 1987): Das Buch berichtet nicht nur vom ungewöhnlichen „Familienleben“, sondern bietet auch „Ratschläge und Anregungen“ für „Eltern“. Das muss man unbedingt gelesen haben…
Abgesehen von der offensichtlichen medialen und kommerziellen Ausschlachtung der ganzen Angelegenheit und im Endeffekt dieser Kinder, deren Gesichter „auf den Titelseiten prangern“ und überall im Netz herumgeistern, ist dabei natürlich vor allem der juristische Aspekt von Interesse. Das Urteil hat sich als Meilenstein in den USA herausgestellt, denn – wenn es denn stimmt – wurde im Juli 2020 in Somerville, Massachusetts in einer Abstimmung festgelegt, Menschen in polyamoren Beziehungen einige der gleichen Rechte wie verheirateten Ehepartnern zuzusprechen, zum Beispiel die Möglichkeit, in der Krankenversicherung eines der Partner aufgenommen zu werden oder bei Krankenhausaufenthalten und Operationen im Krankenhaus anwesend sein zu dürfen, wie die New York Times berichtet.
In den vergangenen Jahren gab es bereits andere „historische“ Entscheidungen zu ähnlichen Themen, immer unter dem von der LGBT+ Gemeinschaft eingeforderten Scheingrund der „Ehe“ zwischen gleichgeschlechtlichen Personen. 2004 wurde ebenfalls in Massachusetts die „Ehe“ zwischen homosexuellen Paaren legalisiert, was indirekt den Weg für das ebnete, was später geschah: so gründeten drei junge Frauen eine ungewöhnliche „Familie“, indem sie die Möglichkeit des Handfasting (eine alte heidnische Zeremonie, die hier zweckmäßig instrumentalisiert wurde) ausnutzten und dann mit Hilfe eines erfahrenen Anwalts durch Kombination „gewisser rechtsverbindliche Dokumente eine gesetzlich anerkannte Ehe“ schlossen.
Außerdem gilt „in den Vereinigten Staaten seit Dezember 2013 die Polygamie aufgrund eines Gerichtsurteils im Bundesstaat Utah als legal, was somit einen landesweit gültigen juristischen Präzedenzfall darstellt. Die einzige Einschränkung besteht darin, dass polygame religiöse Zeremonien (vorerst) keinen zivilrechtlichen Charakter haben, deren Durchführung sowie das Zusammenleben der ‚Vermählten’ sind aber legal.“
Später, im Jahr 2015, „setzte der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten die Legalisierung der homosexuellen ‘Ehe’ für alle 50 US-Staaten durch“. Das entsprechende Urteil bezeichnete der Richter des Obersten Gerichts Antonin G. Scalia (1936-2016) als eine Bedrohung für die Demokratie Amerikas. Auch der Vorsitzende des Supreme Courts, Richter John G. Roberts, war gegen die Maßnahme und äußerte damals folgende Bedenken: „Obwohl die Richtermehrheit in ihrer Urteilsbegründung das Adjektiv ‘zwei’ willkürlich an verschiedenen Stellen des Textes einfügt, bietet sie jedoch keine Argumente, das ‘Zwei-Personen’-Element, das im Mittelpunkt der Definition von Ehe steht, aufrecht erhalten zu müssen, während aber gleichzeitig das ‘Mann-Frau’-Element wegfällt.“
Nun, in Bezug auf die Angelegenheit der drei „Väter“ und ein Baby sollte man folgenden zwei Schlüsselfragen Beachtung schenken, selbst wenn man sich auf sträfliche und unverantwortliche Weise dazu entscheidet, über die emotionale Auswirkung auf die Kinder hinwegzusehen sowie die Verwirrung bezüglich Rollenblid und Selbstbild zu vernachlässigen, die sich aus der Tatsache ergeben, drei „Väter“ aber „keine“ Mutter zu haben (man könnte selbstverständlich ein Jahrhundert Psychoanalyse wegwerfen und sich auf das „anthropologische Konzept“ berufen, aber das wäre vielleicht nicht so ratsam…).
Die erste Problematik ergibt sich aus der Auswirkung, die dieses Lebensmodell auf die gesamte Gesellschaft hat oder haben kann: Es geht nicht einfach nur um die Wunscherfüllung dreier (oder mehrerer) Menschen, seien sie homo- oder heterosexuell, die fest davon überzeugt sind, sich zu lieben und in wilder Ehe miteinander leben zu wollen. Vielmehr geht es um die rechtliche Anerkennung dieser Art von Beziehung, die jedem naturrechtlichen Prinzip völlig zuwiderläuft. Die Anerkennung ist selbstredend keine private Tatsache mehr, sondern eine durchweg öffentliche Tatsache, die nun Verbindlichkeit genießt.
Das zweite Problem auf der Waagschale ist das Thema Leihmutterschaft, sprich Schwangerschaft für Andere oder Vermietung der eigenen Gebärmutter: iFamNews hat sich mehrfach mit diesem Thema befasst und in diesem Zusammenhang über die unkontrollierte Ausbeutung und wirtschaftliche Spekulation berichtet, über die Superfötation, über die Unterbrechung der Mutter-Kind-Bindung, die für die lebenslange psychophysische Gesundheit des Neugeborenen unerlässlich ist, und schließlich über die Legalisierung einer Dystopie.
All dies geschieht, um die Wünsche der Erwachsenen zu befriedigen. Da fragt man sich ein ums andere Mal: Wo bleiben bei alldem die Kinder?
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