„100.000 Menschen sind heute dank unserer Abtreibungsgesetze am Leben. Warum sollten wir sie also ändern?“. So lautete 2017 eine Pro-Life-Werbekampagne in Nordirland, wo die Abtreibung nur auf Ausnahmefälle beschränkt war. Es gab Proteste, doch die Werbebehörde bestätigte die Zuverlässigkeit der Schätzung. Heute weiß man, dass die Schätzung nicht nur zuverlässig sondern exakt war.
Im März 2020 liberalisierte die Regierung in London den Schwangerschaftsabbruch in Nordirland und hob das bis dahin geltende Gesetz auf. Bis Juni dieses Jahres wurden dem Gesundheitsministerium 1.624 Abtreibungen gemeldet. Dies ist ein deutlicher Anstieg und bestätigt – falls es eines Beweises bedarf – den Zusammenhang zwischen zunehmenden Abtreibungszahlen und Liberalisierung.
Die Situation in Nordirland hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Im Jahr 2016, als noch ein restriktives Abtreibungsgesetz in Kraft war, reisten 724 Frauen auf eigene Kosten nach England, um den Schwangerschaftsabbruch dort durchführen zu lassen. Im Jahr 2017 kündigte die britische Regierung die Kostenübernahme für jene in der Region ansässigen Frauen an, die zwecks Abtreibung nach England reisten. Seither sind die Fallzahlen stetig nach oben gegangen: im Jahr 2017 waren es 919 Abtreibungen, im Jahr 2018 bereits 1.053.
Nachdem 2019 in der Republik Irland erstmals der freiwillige Schwangerschaftsabbruch eingeführt wurde, nutzten 67 nordirische Frauen diese Möglichkeit und überquerten die Grenze, während 1.014 Frauen nach England fuhren und weitere 22 Frauen zu Hause abtrieben. Die Gesamtzahl für das Jahr 2019 liegt damit bei 1.103 Abtreibungen, 50 Fälle mehr als im Vorjahr.
Im darauf folgenden Jahr nach der Liberalisierung stieg die Zahl weiter an, und zwar sprunghaft. Die offiziellen Zahlen des Ministeriums belaufen sich auf 1.624 Abtreibungen, bezogen auf den Zeitraum zwischen März 2020 und Mai 2021. Wenn man berücksichtigt, dass diese Zahlen einen Zeitraum von 14 Monaten abdecken, entspricht dies einem Durchschnitt von 116 Abtreibungen pro Monat bzw. 1.392 pro Jahr. Erneut ein deutlicher Anstieg. Diese Zahlen beziehen sich im Übrigen nur auf die in Nordirland vorgenommenen Abtreibungen. Hinzuzählen muss man noch die Abtreibungen, die von nordirischen Frauen in England oder in der Republik Irland vorgenommen wurden.
Die Ziffern dafür betragen für das vergangene Jahr 371 Abtreibungen in England und 36 in der Republik Irland, das macht insgesamt 407. Addiert man die 1.392 Abtreibungen in den ersten 12 Monaten seit Inkrafttreten des neuen Gesetzes ergibt dies eine Gesamtzahl von 1.800 Babys, die im Mutterleib getötet wurden. Das ist ein Plus von 66,5 % in nur einem Jahr, eine dramatische Auswirkung der von London gewollten Liberalisierung.
Während im Jahr 2016 in Nordirland die Zahl der Abtreibungen 3 % der Geburten entsprach, ist der Prozentsatz im Jahr 2020 auf 8,6 gestiegen: Das heißt, es gab viel mehr Abtreibungen und gleichzeitig viel weniger Geburten.
Einige Abtreibungsbefürworter behaupten, dass vor der Liberalisierung viele Frauen Abtreibungspillen verwendeten und sich diese heimlich beschafften, so dass es zu Abtreibungen kam, die nicht in den Statistiken auftauchten. Aber selbst wenn dies zuträfe, lässt sich nicht leugnen, dass die Liberalisierung die Abtreibungsrate drastisch erhöht hat. Bekanntlich geht die illegale Abtreibung auch nach der Legalisierung weiter.
Das nordirische Gesundheitsministerium macht keine Angaben zu den demografischen Daten der Frauen, die eine Abtreibung vornehmen lassen. Der offizielle englische Bericht zu diesem Thema jedoch besagt, dass 89 % der nordirischen Frauen, die sich für eine Abtreibung nach England begeben, unverheiratet sind (50,8 % sind offiziell ledig, haben aber einen Partner). 15,1 % haben schon einmal abgetrieben und 54,4 % haben mindestens einmal entbunden. 40,3 % bezeichnen sich selbst als „weiß und britisch“, 45,3 % als „weiß und irisch“, was sich auf die beiden größten Bevölkerungsgruppen in Nordirland bezieht. Der offizielle Bericht der Republik Irland enthält keine demografischen Angaben.
Ja, es stimmt. Die Werbekampagne von 2017 lag goldrichtig. Mindestens hunderttausend Menschenleben wurden gerettet, bis die britische Regierung im vergangenen Jahr liberale Abtreibungsgesetze einführte. Deshalb sterben heute viele Tausende Kinder und viele Tausende werden noch sterben.
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