„Europa, sei wieder du selbst“

Ideologien und Interessen haben unseren Kontinent vom Kurs abgebracht. Europa entzieht sich immer mehr seiner Wurzeln, verleugnet sie beinahe, so dass es kaum wieder zu erkennen ist.

In den letzten Tagen habe ich ein Buch gelesen, das in allen europäischen Schulen Pflichtlektüre sein sollte: Die fünf Väter Europas. Das Abenteuer der europäischen Einigung [Spanischer Originaltitel:  Los cinco padres de Europa. La aventura de la unidad europea] von Antoni Coll.

Als ich es meinen Kindern vorlas, sagte ich ihnen, dass sie dank dieses kleinen, 150-seitigen Buches nichts mehr über die Entstehung der Europäischen Union zu lernen brauchten und vielleicht nicht einmal darüber, wie Europa zu Beginn des 20. Jahrhunderts war.

Auf diesen wenigen Seiten, die mit viel Sachverstand und Herz geschrieben sind, schafft es der Autor, die Leser anhand der aufregenden Lebensgeschichten und der großen Ideale von Adenauer, Spaak, Schuman, de Gasperi und Monet zu begeistern und zu bewegen. Man versteht, warum der heilige Johannes Paul II. folgende klare Worte an Europa richtete: „Sei wieder du selbst, besinne dich auf deinen Ursprung“.

Die Gründung der Europäischen Union war ein Abenteuer und ein Beispiel für gut durchdachte Politik; ein Unternehmen, das von fünf Männern vollbracht wurde, die tatsächlich noch POLITIKER waren; Männer, die Politik in Großbuchstaben machten. Fünf mutige, fähige Politiker, die gelitten und gekämpft hatten, fünf begnadete Hirne und Herzen.

Und doch haben Ideologien und Interessen unseren Kontinent vom Kurs abgebracht. Europa entzieht sich immer mehr seiner Wurzeln, verleugnet sie beinahe, so dass es fast unmöglich ist, in diesem traurigen Kontinent das alte Europa wiederzuerkennen, das zu Glanzleistungen und Heldentaten fähig war.

Wie Kardinal Sarah in seinem Buch „Kraft der Stille: Gegen eine Diktatur des Lärms” (ein weiteres Juwel, das Pflichtlektüre für alle sein sollte) so treffend erklärt, ist Europa zur Selbstzerstörung verdammt. Es verschwindet, weil es seine christlichen Wurzeln verleugnet, sich ihrer schämt und sie auslöschen will. Europa und der Westen im Allgemeinen werden untergehen wie das Römische Reich. Möglicherweise werden wir es sogar noch miterleben. Der Untergang scheint bereits unaufhaltsam zu sein, doch hoffen wir, dass er sich verzögert und sich noch rückgängig machen lässt.

Dennoch sind die Aussichten für die nahe Zukunft nicht sehr ermutigend. Wir stehen im Europäischen Parlament kurz vor der Abstimmung zum Matic-Bericht, mit dem die Abtreibung als Grundrecht definiert werden soll. Und zwar ein Grundrecht mit allem, was daraus folgt. Man setzt alle Hebel in Bewegung, um sicherzustellen, dass es keine Debatte und keinen Widerstand gibt. Doch damit nicht genug, gleichzeitig treibt uns die Agenda 2030 in den Abgrund.

Einst hat Europa der ganzen Welt das Christentum gebracht. Jetzt droht es, Zerstörung zu bringen.

Aber wir geben nicht auf, sondern werden alles tun, was in unserer Macht steht, sei es noch so bescheiden. Erinnern wir uns an die Worte aus der Enzyklika Chrisitefideles laici, die an uns Laien gerichtet sind: „Niemandem ist es erlaubt, untätig zu bleiben“. Steh auf, fahr hinaus ins Tiefe. Hab Vertrauen und fahr hinaus.

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