[Dieser Artikel erschien ursprünglich am 19. August 2020 auf SALVO (www.salvomag.com); er wird hier mit Erlaubnis des Urhebers wiedergegeben. – Hrsg.]
Als Abigail Shrier kürzlich ihr Buch Irreversible Damage: The Transgender Craze Seducing Our Daughters [zu Deutsch: Irreversible Schäden: Der Transgender-Wahnsinn, der unsere Töchter verführt; Titel bisher nur auf Englisch erschienen; Anm. d. Red.] veröffentlichte, war sie sich bewusst, damit ein höchst kontroverses Thema anzuschneiden.
In einem Interview im ‚Joe Rogan Experience’-Podcast spricht Shrier über die genaueren Begleitumstände und über ihre Beweggründe, ein solches Buch zu verfassen. Nachdem Rogan den Buchtitel langsam vorgelesen hat, kommentiert er diesen mit den Worten: „Das ist ein wahres Minenfeld“.
„Ja, aber eigentlich sollte es nicht so sein, ganz und gar nicht“, so Shriers Antwort. Sie betont, dass ihr Buch „nichts mit erwachsenen Transgender-Personen zu tun hat, von denen viele ganz wunderbare Menschen sind“ und Freunde von ihr seien. Vielmehr beschreibt Shrier das Phänomen einer „Ansteckung“ oder „Epidemie“ bei Mädchen im Teenageralter, die als Kinder absolut keine Anzeichen erkennen lassen, Jungen sein zu wollen. Es handelt sich um hochintelligente Mädchen, die zumeist aus sozial angesehenen, wohlsituierten, weißen Familien stammen und vergleichsweise häufig zu Angstzuständen, Depressionen und anderen psychischen Problemen neigen. Diese Mädchen sind lange und intensiv auf sozialen Medien aktiv und verkünden dann plötzlich, transgender zu sein. In vielen Fällen beginnen sie, körperlich entstellende Eingriffe an sich vorzunehmen, wie z. Bsp. das Tragen eines „Binders“ (um die Brust abzubinden und zu verbergen), die Einnahme von Testosteron oder sogar die Durchführung von Brust-OPs, um die Brust ganz zu entfernen. Als Folge werden sie auf den Social-Media-Kanälen sozial akzeptiert und regelrecht verehrt. Das Problem jedoch ist, dass sich die seelische Verfassung der Mädchen nach ihrem Geschlechtswandel zu verschlechtern scheint, so die Aussagen der Eltern dieser Mädchen. Sie seien übellaunig, verschlossen und wütend. Das ist genau die Sorte Mädchen, sagt Shrier, die in früheren Generationen selbstverletzendes Verhalten oder Essstörungen entwickelten. Shrier weist in ihrem Buch auch darauf hin, dass Geschlechtsdysphorie historisch gesehen nur bei einem „Bruchteil der Bevölkerung (etwa 0,01 Prozent) und fast ausschließlich bei Jungen vorkam“. In den letzten zehn Jahren haben sich diese Zahlen jedoch vervielfacht und hat sich das Verhältnis verschoben, so dass nun fast ausschließlich Teenie-Mädchen davon betroffen sind.
Das war keineswegs die Geschichte, die sie erzählen wollte, fährt Shrier im Interview fort. „Es war für mich keine persönliche Angelegenheit. Vielmehr ging ich anfangs davon aus, dieses Thema zu meiden“, sagt sie. Denn sie hatte bereits miterlebt, was der Wissenschaftlerin Lisa Littman passiert war. Für ihr Buch interviewte Shrier Littman, die 2018 einen Aufsatz zur sogenannten „rasch einsetzenden Geschlechtsdysphorie“ veröffentlicht hatte. In ihrem Artikel stützte sich Littman auf Aussagen der Eltern, um eine neue Kategorie von Geschlechtsdysphorie zu beschreiben: (meist weibliche) Teenager, die im Vorfeld keine Anzeichen von Geschlechtsdysphorie aufweisen; bei denen bereits psychische Gesundheitsstörungen vorliegen; die einen oder mehrere, gleichaltrige Freunde haben, die sich als Transgender identifizieren; und die, bevor sie ihre neue Transgender-Identität preisgeben, verstärkt auf sozialen Medien aktiv waren. In vielen Fällen berichten die Eltern zudem von einer Verschlechterung der seelischen Gesundheit ihrer Kinder nach deren Identifizierung als Transgender.
Für ihre These, diese neue Kategorie bedürfe möglicherweise einer eingehenderen Untersuchung, wurde Littman, bildlich gesprochen, an die Wand gestellt. Die Verlagszeitschrift PLOS ONE entschuldigte sich umgehend für das Fehlen eines Kontextes und versprach, die Methodik Littmans zu überprüfen. Die Brown University, an der Littman tätig war, entfernte eine Pressemitteilung zu besagtem Artikel von ihrer Website und veröffentlichte stattdessen eine Entschuldigung von Seiten des Dekans der Hochschule. Shrier betont, dass die von Littman interviewten Elternpaare sich überwiegend als Befürworter der LGBTQ-Rechte bezeichneten und dass die Elternbefragung eine traditionell bewährte Methode sei, um die Gesundheit von Kindern zu bewerten. Dennoch wurde Littman für ihren Artikel sowohl von den nationalen Medien als auch von ihrem Arbeitgeber geteert und gefedert.
Shrier hat ein ähnliches Schicksal erlitten. Nicht lange nach der Veröffentlichung löste ihr Buch dermaßen heftige Gegenreaktionen aus, dass Amazon dem Verlag Regnery mitteilte, sie würden zwar den Verkauf des Buches zulassen, jedoch die dazugehörige Werbekampagne blockieren. In einer E-Mail von Amazon an Regnery heißt es: „[Das Buch] enthält Elemente, die möglicherweise nicht für alle Zielgruppen geeignet sind, darunter auch Werbetexte/Passagen, die auf die Diagnose, Behandlung oder Infragestellung von sexueller Orientierung schließen lassen bzw. Anspruch darauf erheben. Aufgrund dessen wird diese Werbekampagne nicht gestattet“.
Es sei unangemessen, so Amazon, das Konzept der sexuellen Orientierung überhaupt in Frage zu stellen.
In der Einleitung des Buches geht Shrier auf den in den USA vorherrschenden ‚Sturm der Entrüstung’ ein, der die Opferidentifizierung in den Mittelpunkt stellt und dabei sämtliche kritische Auseinandersetzung in den Hintergrund drängt:
„Das ist eine Geschichte, die die Amerikaner hören müssen. . . Amerika bietet dieser Art von Massenbegeisterung einen fruchtbaren Boden, und zwar aus Gründen, die maßgebend mit unseren kulturellen Schwächen zu tun haben: Eltern werden übergangen; man vertraut zu sehr auf Experten; Andersdenkende in Wissenschaft und Medizin werden eingeschüchtert; angesichts wiederholter Angriffe muss die Redefreiheit kuschen; die gesetzlichen Regelungen des Gesundheitswesens bergen versteckte Risiken; eine Ära der Intersektionalität ist entstanden, welche zur Folge hat, dass der Wunsch nach einer Ausflucht aus einer dominanten Identität Individuen dazu ermutigt, in Opfergruppen Schutz zu suchen“.
Amerikas Massenhysterie in Bezug auf den Status solcher Opfergruppen ist so groß geworden, dass Medien und Bildungseinrichtungen alles daran setzen, die Debattenkultur gänzlich zu unterbinden. Stattdessen sollten sie gesunde Diskussionen zu diesen Themen anregen, beispielsweise inwiefern junge Mädchen ihren Körper dauerhaft und schwerwiegend verunstalten, oder zumindest verschiedene Meinungen dazu hören und diese Fragestellungen analysieren. Ihre Angst davor, als homophob oder transphob zu gelten, wiegt schwerer als das Leiden Tausender junger Frauen – welche am Ende die wirklichen Opfer einer hysterischen Kultur politischer Korrektheit sind.
Das ist nicht nur schädlich und gefährlich, sondern vergrößert womöglich das Leid echter Menschen.
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