Wegen Trans-Männern im Frauensport: Wenn ein Trans die Trans-Gruppen verärgert

Jenner spricht Klartext: Trans-Männer im Frauensport seien unfair.

Last updated on Mai 14th, 2021 at 02:34 am

„Caitlyn Jenner“ erfüllt eigentlich alle Voraussetzungen, um als Ikone der LGBT+-Bewegung gefeiert zu werden. Der ehemalige Zehnkampf-Olympiasieger von 1976 im kanadischen Montreal und Vater von sechs Kindern erklärte sich 2005 zur Frau und erwirkte eine Namensänderung (bei seiner Geburt 1949 hieß er William Bruce Jenner). Stattdessen ist er bei der Regenbogen-Gemeinschaft soeben zum Symbol für Diskriminierung geworden. Was hat er verbrochen? Er hat gesagt, dass Trans-Personen nicht an Sportwettbewerben teilnehmen sollten, die Frauen vorbehalten sind.

Eine Frage der Fairness

„Es ist unfair“, verkündete Jenner gegenüber dem Nachrichtenportal Tmz. „Es ist eine Frage der Gerechtigkeit, deshalb bin ich gegen die Teilnahme von Transfrauen, die aber biologisch gesehen  Männer sind, im Frauensport.“ Eine derartige Aussage, und dazu noch aus dem Munde einer Trans-Person, hat in den USA für viel Aufsehen gesorgt. Und zwar so viel, dass „Jenner“ inmitten der anhaltenden Kontroverse auf das Thema zurückgekommen ist und auf Twitter erklärt hat, dass „wir den Mädchensport in unseren Schulen schützen müssen“.

Die Wissenschaft

Jenners Aussagen spiegeln auch die von den Bundesstaaten Mississippi und Florida erlassenen Verbotsbeschlüsse wider. Insbesondere die Verordnung, die in Florida in Kraft treten soll, wurde von ihren Gegnern als „grausam und schrecklich“ bezeichnet. Und doch zeigt die Wissenschaft – wenn es eines Beweises bedarf -, dass die sportliche Leistung von Männern im Durchschnitt besser ist als die von Frauen. Eine Studie, die von Sport Medicine veröffentlicht und von der britischen Zeitung The Guardian aufgegriffen wurde, geht ausführlich darauf ein. „Leistungsunterschiede von mehr als 20 % liegen in der Regel bei Sportarten und Aktivitäten vor, bei denen vor allem der Oberkörper eingesetzt wird“, heißt es in der Studie. Diese hat sogar aufgezeigt, dass 10.000 männliche Athleten ein besseres Ergebnis erzielen konnten als die aktuelle Olympiasiegerin im 100-Meter-Lauf.

Die Einwände

Einige argumentieren, dass die Hormonbehandlungen, denen sich Trans-Athleten unterziehen müssen, bevor sie gegen Frauen antreten dürfen, ihre Leistung angleichen würden. Doch die in Sport Medicine veröffentlichte Untersuchung zerschlägt selbst dieses Argument: Die Forscher haben nämlich herausgefunden, dass der Verlust an Körpermagermasse, Muskelmasse und Kraft nach zwölfmonatiger Einnahme von Medikamenten zur Testosteronreduzierung nur 5 % beträgt. Selbst wenn, so erklären sie, das Testosteron in signifikanter Menge unterdrückt wird, d.h. um ein Nanomol pro Liter (nmol/L), wird dennoch „der anthropometrische Vorteil von Muskelmasse/Muskelkraft nicht signifikant“ eingeschränkt.  

Sicht der US-Bundesstaaten

In Wirklichkeit steht „Caitlyn Jenner“ mit ihrer Meinung nicht alleine da. In insgesamt siebzehn US-Bundesstaaten wird über die Einführung von Regelungen diskutiert, um die Teilnahme von Trans-Personen an Frauenwettkämpfen zu verhindern. Und es sind nicht nur Republikaner. Sogar eine Abgeordnete der Demokratischen Partei, Tulsi Gabbard, hat in den letzten Monaten ein ähnliches Gesetz vorgelegt und ist dafür sofort unter Attacke geraten, besonders von Seiten ihrer Parteikollegen.

Vielleicht ist Jenner nicht gerade ein Paradebeispiel zum Thema Konsequenz, denn 2016 nahm er an einem Damen-Golfturnier teil, als eine Freundin ihn noch „Bruce“ nannte. Zudem mehren sich Kommentare, dass dieser Trans, der die Trans-Community verärgert hat, den Posten des republikanischen Gouverneurs in einem mehr oder weniger liberalen Kalifornien anstrebt, so dass es sich um einen geschickten Schachzug im Wahlkampf handeln könnte. Das stimmt wahrscheinlich. Aber was „Jenner“ über Trans-Personen in weiblichen Sportwettbewerben sagt, ist die Wahrheit – ob das nun ein Mann sagt, der ein Mann bleibt, oder eine Frau, die eine Frau bleibt, aber erst recht, wenn diese Aussage von einem Mann kommt, der sich als Frau fühlt.

Wie dem auch sei, ein wenig Licht ins Dunkel könnte ein Interview des bekannten TV-Moderators Sean Hannity bringen, denn „Caitlyn Jenner“ wird heute in einer Livesendung aus Malibu, Kalifornien um 18 Uhr Ortszeit vor die Kameras von Fox News treten.

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