Berlin wurde vom Lebensschutz erobert: Der „Marsch für das Leben 2021“ schloss am Samstag erfolgreich zum 17. Mal. Dieses Jahr machten sich über 4.500 Lebensschützer aus ganz Deutschland in die Landeshauptstadt auf, um kurz vor der Wahl Farbe für das Leben zu bekennen.
Vertreter der Katholischen Kirche, der Orthodoxen Kirche und der evangelischen Medien waren unter den Teilnehmern. Veranstalter war der Bundesverband Lebensrecht (BVL) ein Lebensschützer-Zusammenschluss von 15 Organisationen. Der Marsch für das Leben ist bundesweit die größte Lebensschutzkundgebung in Deutschland.
Ein Highlight war der Vortrag von Helmut Matthies, ehemaliger Chefredakteur der evangelischen Nachrichtenagentur idea. Er setzte die Abtreibung in den größeren politischen Kontext der jüngeren deutschen Geschichte und zog den Bogen zum Mauerfall:
„Schweres Unrecht in der DDR war auch, dass fast jedes zweite Kind abgetrieben wurde. […] Für den atheistischen SED-Staat war der Mensch vor der Geburt kein Mensch. Abtreibung gehörte zu der sozialistischen Familienplanung.“
„Wer falschparkt wird bestraft, wer aber sein Kind im Mutterleib töten lassen will, darf das unter ganz bestimmten Bedingungen,“ fügte er hinzu.
Bischof Rudolf Voderholzer war auch wieder mit dabei. Als einer der wenigen kirchlichen Würdenträger Deutschlands profilierte er sich im Einstehen für die Ungeborenen.
„[Der Marsch] ist eine der ganze wenigen Gelegenheiten, wo wir gesellschaftspolitisch für die Schwächsten der Schwachten machen tun. Ich möchte meine Stimme erheben für die, die noch keine Stimme haben,“ sagte er im Interview mit EWTN.
„Ich denke allein die Bemühungen uns zu stören und uns auf die unflätigste Weise zu beschimpfen zeigt ja doch, dass wir auf etwas Wichtiges und heiliges hinweisen. […] Papst Franziskus hat wiederholt gesagt, dass Abtreibung Mord ist, er spricht sogar von Auftragsmord…Man sieht, dass es dem Heiligen Vater sehr ernst ist,“ fügte er hinzu.
Die Gegendemonstration blieb natürlich nicht aus. An vorderster Stelle dieser „Allianz des Todes“ standen organisierte Chaoten und die Grünen, die zuvor Hetze und Fake-News über den Marsch verbreitet hatten: „‚Religiöse und Antifeministische‘ [gemeint waren die Lebensrechtler] würden ‚Schwangere und Menschen in Beratungszentren‘ bedrohen. […] Und ‚Man müsse ihnen ‚entgegentreten‘, was nichts anderes bedeutet als sich an den Störungen und Blockaden, die linksradikale Chaoten an diesem Tag organisiert haben, zu beteiligen,‘“ kommentierte die Aktion SOS Leben.
Einer der Teilnehmer, Jan Steenwerth, teilte seinen Eindruck mit iFamNews: „Für mich ist erfreulich, dass sich trotz aller Einschränkungen durch die Corona-Maßnahmen wieder mehr als 4500 Menschen, darunter sehr viele junge, aus ganz Deutschland versammelt haben um ein gemeinsames Zeichen für das Leben mitten in der Hauptstadt Deutschlands zu setzen. Viele Passanten fragten auch in diesem Jahr, was es mit dem Marsch auf sich habe, und die Reaktionen waren durchgehend positiv. Die Zahl der Gegendemonstranten während des Marsches war in diesem Jahr äußerst gering. Es dürften höchstens 200-300 gewesen sein. Das zeigt, dass es immer schwieriger wird, junge Menschen gegen das Leben zu mobilisieren.“
Politisch bekommen Lebensschützer in Deutschland nur wenig Rückhalt. Einer Bilanz der Tagespost kann man entnehmen, dass die CDU/CSU den Lebensschutz überhaupt nicht in ihrem Programm erwähnen. Für die SPD ist die Abtreibung „Grundversorgung“. Die FDP setzt sich für ein „objektives Beratsunnetzwerk“ und die Abschaffung des Paragraphen §219a der StGB ein. Für die Grünen soll die Abtreibung Teil der Arztausbildung werden und die Linke propagiert „reproduktive Gerechtigkeit“. Allein die AfD fördert eine „Willkommenskultur für Kinder“ und setzt sich aktiv für den Lebensschutz in ihrem Wahlprogramm ein. Die Partei nennt moralische und demographische Gründe für den Lebensschutz: „Die Gesellschaft muss in Familie, Schulen und Medien den Respekt vor dem Leben und ein positives Bild von Ehe und Elternschaft vermitteln. Diesen Bedarf erkennt man daran, dass seit Jahren in Deutschland jährlich rund 100.000 ungeborene Kinder getötet werden, was der Zahl der Einwohner einer Großstadt entspricht.“