Tagebuch eines entstellten Italien

Der Coronavirus fordert viele, zu viele, Opfer. Alles Freiwillige.

Last updated on März 27th, 2020 at 09:13 am

Eine „Meme“ geht wie ein Gespenst in der Po-Ebene um. Es handelt sich um ein verändertes Filmplakat des bekannten Films I am Legend, von Francis Lawrence aus dem Jahr 2007, frei nach (mit vielen Unterschieden!) dem gleichnamigen Roman des amerikanischen Schriftstellers Richard Matheson (1926-2013). Man sieht den Protagonisten in einer post-apokalyptischen Welt, aber der Hintergrund ist ein Mailand in Ruinen, verlassen, versinnbildlicht durch sein unverwechselbares Symbol des Duomos. Und der Schriftzug lautet nicht „I am Legend“, sondern „Ich bin ein Lombarde“. Es löst ein Schmunzeln aus, aber ernst ist es doch. In diesem Film glaubt die Menschheit, in einem Delirium von Allmacht, endlich Gott – wenn es ihn überhaupt gibt – überwunden und eine allwirksame Medizin entwickelt zu haben, die alle Krankheit heilt. Aber im Moment des großes Sieges und der Heilung, zeigt sich das Erz-Böse und es folgt die absolute Krankheit, die die Menschen in Vampire verwandelt, die schlimmsten Parasiten, und so wird für immer die Geschichte verändert.

„Ich bin ein Lombarde“

Die Lombardei war seit jeher das Zugpferd Italiens. Wie die Region als erste einen Wirtschaftserfolg und allgemeine Effizienz erbracht hat, so leitet sie jetzt alle ins Dunkel einer Jahreszeit, die nach Tod riecht. Die Lombardei wurde als erste italienische Region abgeriegelt. Jetzt ist das ganze Land abgeriegelt, und die Geschichte hat sich bereits verändert. Das Coronavirus hat den Menschen bereits in einem Vampir verwandelt.

Nehmen wir als Beispiel die Pornographie, deren Konsum bereits explodiert ist. Der Konsum war schon vorher hoch, aber die Italiener in Quarantäne scheinen ihren Verstand verloren zu haben. Und es gibt jene, die sich darin suhlen. Die Webseite PornHub hat Premium-Inhalte für den ganzen Monat in ganz Italien freigeschaltet und die März-Einnahmen der Sektion ModelHub werden eingesetzt „um die Intensivstation des Krankenhauses San Raffalele in Mailand“ zu stärken. Bereits Ende Februar hat die Seite xHamster kostenlose Premium-Konten für die Nutzer der Lombardei und Venedigs zur Verfügung gestellt.

Drogen, Abtreibung, Euthanasie

Kommen wir auf Drogen zu sprechen. Das Dekret der Regierung hat das Land nach und nach verriegelt und es der Bevölkerung untersagt, das Haus zu verlassen, außer mit einer Deklaration in der Tasche und nur für das Notwendigste: Nahrung und Medizin. In den vielen Cannabis-Läden in Italien werden Getränke auf Cannabis-Basis verkauft, sie fallen also in die Kategorie der Läden für das Nötigste, sodass sie offen bleiben können, um Cannabis zu verkaufen.

Dann die Abtreibung. Es herrscht ein Gesundheitsnotstand in Italien, besonders in der Lombardei. Das Risiko des Zusammenbruchs des Landesgesundheitssystems ist hoch, wenn die Anzahl an Coronavirus-Erkrankten so hoch sein wird, dass durch ihre Einlieferung in Krankenhäuser die medizinischen Kapazitäten ausgeschöpft sein werden. In diesem Rahmen gibt es daher den Aufschub aller nicht unbedingt notwendigen chirurgischen Eingriffe, nicht dringender ambulanter Leistungen und im Allgemeinen aller aufschiebbaren Aktivitäten, um das Personal auf Covid-19 zu konzentrieren. Zu den suspendierten Diensten gehören auch alle gynäkologischen Operationen, einschließlich der Entfernung von Myomen, sowie alle medizinisch unterstützten Fortpflanzungspraktiken (Geburtshilfe ist zu Recht eine Ausnahme). Aber die Abtreibung geht weiter, sie wird nicht aufgehalten. Weil sie als Notfall eingestuft wird. So steht es mit klaren Worten im Gesetz des 22. Mai 1978 (Nr. 194) biedergeschrieben, die den Zugang zur Abtreibung entkriminalisiert.

Wie verhält es sich mit der Euthanasie? Am 6. März veröffentlichte die italienische Gesellschaft für Anästhesie, Analgesie, Wiederbelebung und Intensivmedizin (SIAARTI) ein Dokument mit dem Titel Empfehlungen der klinischen Ethik für die Zulassung zu Intensivbehandlungen und für deren Aussetzung unter außergewöhnlichen Bedingungen des Ungleichgewichts zwischen Bedürfnissen und Ressourcen. Die Debatte zu diesem Thema ist noch im Gange, da viele befürchten, dass die „Empfehlungen“ inakzeptable Auswahlkriterien wie das Alter des Patienten und eine angeblich positivistische „Lebensqualität“ enthalten. Der Ethikkodex soll in dieser Kategorie Aufschluss geben, aber leider hat die Nationale Föderation der Orden von Chirurgen und Zahnärzten in jüngster Vergangenheit den Ethikkodex auf sensationelle Weise an das Urteil 242/2019 des Verfassungsgerichts angepasst, das assistierten Selbstmord erlaubt.

Italien ist also schon von der Krankheit befallen, die alle Menschen in Vampire verwandelt. Italienische Ärzte und Freiwillige verhalten sich wie Helden, die von den Balkonen der unter Quarantäne gestellten Städte gelobt und begrüßt werden. Die Leute wollen Positivität, sie wollen raus. Das wäre das Schönste. Also, was folgt ist unser „kleiner“ großer Vorschlag für ein Land, das heute in die Knie gezwungen ist: morgen – sobald der Coronavirus-Sturm vorbei ist, denn der Coronavirus-Sturm wird vorüber gehen – müssen wir uns alle verpflichtet sehen, das Leben zu verteidigen; immer und trotzdem, gleichmäßig und stetig, um das Abschlachten unschuldiger Menschenleben zu verhindern, was die Abtreibung ist, die Sterbehilfe zu bekämpfen und die unschuldigen Menschen zu verteidigen, die sich noch in ihrem embryonalen Zustand befinden.

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