Spitze des Eisbergs: Eklatanter Angriff auf das Christentum

Der Bericht des LGBT-Aktivisten Neil Datta zu sexueller und reproduktiver Gesundheit handelt eigentlich davon, wie man die LGBT- und Abtreibungsagenda vorantreibt. Seine Schlussfolgerung ist, dass besonders eine Gruppe ein besonders großes Problem darstellt: Die Christen.

In seinem kürzlich erschienenen Bericht Tip of the Iceberg: Religious Extremist Funders against Human Rights for Sexuality and Reproductive Health in Europe 2009 – 2018, [Die Spitze des Eisbergs: Religiöse extremistische Geldgeber gegen Menschrechte für Sexualität und reproduktive Gesundheit in Europa 2009-2018] stellt das Europäische Parlamentarische Forum für sexuelle und reproduktive Rechte (EPF) überheblich fest:

„Obwohl sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte (SRGR) schon immer umstritten waren, wurde ihre Ablehnung lange Zeit als natürliche Reaktion auf den sozialen Fortschritt in sogenannten ‚traditionellen‘ Gesellschaften angesehen, als eine Eigenart des polarisierten politischen Systems der Vereinigten Staaten bzw. als eine lokal begrenzte Verschrobenheit einiger historisch ‚konservativer‘ europäischer Länder.“

Das schreibt der LGBT-Aktivist Neil Datta in seinem Bericht und mahnt die radikale Linke eindringlich, die Anhänger traditioneller Werte ernsthaft unterschätzt zu haben. Infolgedessen muss sie nun „umso aufmerksamer sein hinsichtlich des Aufkeimens einer neuen Bewegung, die eine Reihe von scheinbar nicht miteinander verknüpften Themen ins Visier nimmt, darunter die allgemein bekannten Punkte Abtreibung und LGBTQI-Rechte aber auch die Bestrebungen zur Gleichstellung der Geschlechter.“  So stellt der Bericht fest, dass „enge Allianzen zwischen religiösen Extremisten [sprich: traditionellen Christen] zu bestehen scheinen. Über alle religiösen und geografischen Grenzen hinweg fließt Geld in Organisationen, die immer noch behaupten, gegen das Gespenst der ‚Gender-Ideologie‘ zu kämpfen … Der Geldreichtum dieser Traditionalisten wird eingesetzt, um ihre progressiven Gegner zu verunglimpfen und zu bremsen und um Kommunikationsmaßnahmen, Lobby-Arbeit sowie Gerichtsverfahren zu finanzieren. Ihr Ziel ist es, die Bewegung, die einen aufgeklärten Ansatz zu Sexualität und zum menschlichen Körper hat, einzuschüchtern.“

Datta greift in seinem Bericht zahlreiche säkulare Persönlichkeiten und Organisationen an, die sich für ein traditionelles Moralverständnis einsetzen (d.h. die Moral, die bis in die 1960er Jahre im Westen vorherrschte und die auch heute noch in den meisten Teilen Afrikas, Asiens und Lateinamerikas gilt). Seine heftigste Attacke jedoch richtet sich (wie im Titel angedeutet) gegen die bestehenden Kirchen und mit ihnen verbundene Organisationen.

Im Bericht wird gleich zu Beginn festgestellt, dass es ausschließlich Christen und christliche Organisationen sind, die gegen die radikale feministische und LGBT-Agenda in Europa kämpfen. Datta schreibt: „Die religiösen Akteure, die sich in Europa im Anti-Gender-Aktivismus engagieren, sind alle christlichen Ursprungs und sind ihrer Glaubenszugehörigkeit entsprechend organisiert, nämlich: katholisch, protestantisch und orthodox.“ Um nicht potenzielle religiöse „Extremisten“ anderer Glaubensrichtungen auszuschließen, fügt er hinzu: „Bislang haben nicht-christliche Glaubensgemeinschaften keine signifikante Rolle gespielt, obwohl unter einigen dieser Gemeinschaften gender-feindliche Ansichten weit verbreitet sein könnten.“ Aha… ist das etwas eine Anspielung auf die konservativen muslimischen Gemeinschaften in Europa? Mit Sicherheit wäre in Dattas Bericht die volle Panik ausgebrochen, würde die anwachsende muslimische Bevölkerung Europas, die in moralischen und genderspezifischen Fragen deutlich konservativer ist als die europäische Gesamtbevölkerung, ebenfalls gegen die radikale feministische und LGBT-Agenda ins Feld ziehen.

Gegen welche religiöse Institution richtet Datta seinen ersten Schlag? Natürlich gegen das Bollwerk der traditionellen Moral in der heutigen Welt: die katholische Kirche. So schreibt er: „Die wichtigste religiöse Institution ist die katholische Kirche und die vielen Bewegungen, Strömungen und Gemeinschaften innerhalb des Katholizismus.“  Logisch. Da die katholische Kirche seit ihrer Gründung vor fast 2000 Jahren unbeirrt das Leben und die traditionelle Familie verteidigt hat, ist es nur natürlich, dass Datta sie als erstes angreift.

Dattas erster Angriffspunkt auf die katholische Kirche ist deren formale Vertretung bei der EU in Form der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Union (COMECE), die sich aus Mitgliedern der nationalen Bischofskonferenzen aller EU-Länder zusammensetzt. „Die COMECE profitiert von einem privilegierten Zugang zu den Entscheidungsträgern in der EU durch den Dialog mit den Kirchen, religiösen Vereinigungen oder Gemeinschaften, philosophischen und nicht-konfessionellen Organisationen, der in Artikel 17 der EU-Verträge vorgesehen ist“, schreibt er. Als ungeheuerlich bezeichnet er die Erklärung der COMECE vor dem EU-Parlament im Februar 2021 im Zusammenhang mit den Abtreibungsbeschränkungen in Polen: „Wir möchten diese Gelegenheit nutzen, um noch einmal zu betonen, dass die katholische Kirche, die Frauen in Lebenssituationen, die sich aufgrund einer schwierigen oder ungewollten Schwangerschaften ergeben, zu unterstützen sucht, den Schutz und die Fürsorge für das ungeborene Leben fordert.“ Unglaublich, dass die Kirche so etwas sagt!

Zweitens greift Datta die Organisationen an, die mit der katholischen Kirche in Verbindung stehen und traditionelle Ansichten vertreten. Er greift die in Italien gegründete Bewegung Communione e Liberazione an, die in über neunzig Ländern existiert und sich der Aufgabe verschrieben hat, Katholiken zu helfen, ihren Glauben in Gemeinschaft mit anderen Katholiken zu leben. Er attackiert die Knights of Columbus, eine der größten internationalen katholischen Bruderschaften (mit fast 2 Millionen Mitgliedern) und weltweit führendes Beispiel für Philanthropie und Wohltätigkeit. Einem schlecht informierten Dan Brown im Da Vinci Code gleich, greift Datta selbstverständlich auch das Opus Dei an, dessen Mission darin besteht, Katholiken im Ausleben ihres Glaubens zu helfen, und das Mitglieder in beinahe 100 Ländern hat. In der Tat, schreibt Datta, verbreite das Opus Dei „die Agenda des Vatikans durch die Präsenz seiner Mitglieder in säkularen Regierungen und Institutionen und durch seine breitgefächerten akademischen, medizinischen und gemeinnützigen Aktivitäten.“ Doch weshalb geht Datta so hart mit diesen kirchennahen Organisationen ins Gericht? Weil ihre Mitglieder in Einklang mit ihrem katholischen Glauben ihr Leben leben und ihr Geld ausgeben.

Drittens kritisiert Datta die katholische Kirche für die Zusammenarbeit der katholischen Bischöfe und Geistlichen mit gewissen säkularen Organisationen, die in Europa für traditionelle Moral und Familienwerte kämpfen (z.B. Agenda Europe, Citizen Go und One of Us). Offenbar ist es falsch, dass Kirchenvertreter mit Organisationen zusammenarbeiten, die die Standpunkte der Kirche vertreten.

Im nächsten Abschnitt des Berichts wird auf die protestantischen Kirchen und Organisationen geschossen. Zunächst stellt Datta fest, dass viele der großen protestantischen Kirchen (z.B. Anglikaner in England, Lutheraner in Skandinavien usw.) ihre christlichen Überzeugungen auf dem Altar der sexuellen Revolution geopfert haben und daher „gute“ Christen sind: „In europäischen Ländern mit einer protestantischen Geschichte hat sich die protestantische Kirche so weit entwickelt, viele der sozialen Neuerungen zu akzeptieren, die von den Traditionalisten abgelehnt werden.“ Aber es gibt immer noch Widerstand unter den Protestanten: „Allerdings haben kleine traditionalistische protestantische Gemeinschaften in Europa überlebt, die in der Anti-Gender-Mobilisierung aktiv waren.“  Insbesondere greift Datta die Europäische Christliche Politische Bewegung (ECPM) an, „die einzige europäische politische Partei, die sich zum Ziel gesetzt hat, christlich-demokratische Politik in Europa von einem explizit christlich-sozialen Standpunkt aus zu betrachten und zu betreiben.“ Die ECPM setzt sich aus Mitgliedern verschiedener christlicher Konfessionen zusammen, doch spielen die Protestanten innerhalb der Partei die wichtigste Rolle. Eine Aktivität der ECPM, die Datta besonders missfällt, ist die „Organisation von Gebetsfrühstücken in ganz Europa mit dem Ziel, die Beziehungen zwischen christlichen Abgeordneten zu verbessern und parteiübergreifende Bündnisse auf der Grundlage christlicher Werte zu bilden.“ Schon wieder greift Datta Christen für ihre christlichen Überzeugungen an.

Schließlich geht Datta zu den konservativen amerikanisch-protestantischen Organisationen über, die ihren Machtbereich in Europa ausbreiten. Besonders hebt er die Billy Graham Evangelistic Association hervor. Sie sponsern große Kundgebungen und andere Veranstaltungen, um Menschen zu Christus zu führen. Welcher Sünde macht sich diese Organisation schuldig? Nun, es handelt sich um die amerikanische Organisation, die in Europa das meiste Geld zugunsten traditioneller christlicher Glaubensinhalte ausgegeben hat.

Zum Schluss nimmt Datta die orthodoxe Kirche ins Visier. „Ein wichtiger Neuzugang in der Anti-Gender-Mobilisierung sind die orthodoxen Christen, vor allem die russisch-orthodoxe Kirche“, schreibt er.  Warum ist dies für einen Radikalen wie Datta von Belang? Weil „die meisten orthodoxen Kirchen zum Thema sexuelle und reproduktive Rechte eher konservative Positionen vertreten. Zum Beispiel verurteilt die [Russisch-Orthodoxe Kirche] offiziell in seinen Grundlagen der Sozialdoktrin der Russisch-Orthodoxen Kirche (2000) Homosexualität und lehnt Abtreibung und Verhütungsmittel, die Abtreibungsmittel enthalten, ab. In vielen Ländern mit orthodoxer Mehrheit hat sich die Kirche zunehmend in der Anti-Gender-Mobilisierung engagiert – zum Beispiel lehnten die bulgarische und moldawische orthodoxe Kirche die Konvention von Istanbul ab; die georgische und rumänische orthodoxe Kirche lehnten die Gleichstellung von LGBTQI ab; und die [russisch-orthodoxe Kirche] forderte ein Abtreibungsverbot, um das Bevölkerungswachstum anzukurbeln.“

Abgesehen davon, dass er die Überzeugungen der orthodoxen Kirche selbst angreift, geht Datta auch gegen mehrere verschiedene russisch-orthodoxe Wohltätigkeits- und Bildungsorganisationen vor, weil diese mit konservativen russischen Oligarchen in Verbindung stehen. Die Tatsache, dass diese Organisationen wertvolle Arbeit in Russland leisten, ist für Datta irrelevant. Erneut: Datta attackiert die orthodoxe Kirche und die ihr angeschlossenen Organisationen, und zwar weil sich die orthodoxen Christen wie orthodoxe Christen verhalten. Wenn doch nur die Orthodoxen etwas mehr wie die „guten“ Christen der großen protestantischen Kirchen sein könnten, die ihre religiösen Überzeugungen zugunsten der radikalen feministischen und LGBT-Agenda aufgegeben haben …

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