Paris wurde Zeuge eines einzigartigen und zum Nachdenken anregenden Anblicks, als Pro-Life-Aktivisten in einer gewagten Kommunikationsaktion auf die Straße gingen. In der Nacht vom 24. auf den 25. Mai machten sich Mitglieder der Vereinigung Les Survivants auf den Weg, um die weithin zugänglichen Vélib-Fahrräder der Stadt mit bunten Aufklebern zu verzieren, die das Leben und die Kindheit feiern. Mit dieser kreativen Geste sollte die Aufmerksamkeit der Pariser Bürger geweckt und ein Dialog über die Unantastbarkeit des Lebens angeregt warden, wie The European Conservative berichtet.
Im Schutze der Dunkelheit klebten kleine Gruppen von drei Aktivisten, die strategisch in Sektoren aufgeteilt waren, akribisch Aufkleber auf die Rückseite der Vélib-Fahrräder. Das auffällige Design zeigte einen Embryo, der sich zu einem niedlichen Baby und schließlich zu einem kleinen Kind auf einem Fahrrad entwickelt. Begleitet wurden die Bilder von einem aussagekräftigen Slogan, der lautete: „Was wäre, wenn du es hättest leben lassen?“
Am nächsten Morgen wachten die Pariser auf und sahen eine Stadt mit mehr als 1 300 Fahrrädern, die durch diese einzigartige Aufkleberkampagne verwandelt worden waren. Der Verein Les Survivants übernahm offen die Verantwortung für die Initiative, indem er die Adresse seiner Website deutlich auf den Aufklebern angab. Auf ihrer Website veröffentlichte die Organisation eine Presseerklärung, in der sie die Beweggründe für ihre mutige Aktion erläuterte.
In der Erklärung wurde die Freude und das Abenteuer der Kindheit hervorgehoben und auf die ersten aufregenden Momente verwiesen, in denen ein Kind lernt, Fahrrad zu fahren. Sie forderte die Vélib-Fahrer auf, sich an die aufregenden Erlebnisse ihrer eigenen Kindheit zu erinnern und ermutigte sie, ungeborenen Kindern die Möglichkeit zu geben, das gleiche Glück im Leben zu erleben. Die Botschaft des Vereins drehte sich um den Gedanken, dass das Leben selbst ein Abenteuer ist und dass jedes ungeborene Kind die Chance verdient, daran teilzuhaben.
Die gut gestalteten und nahtlos integrierten Aufkleber führten dazu, dass viele Pariser die Kampagne zunächst für eine offizielle Werbemaßnahme hielten, die von der Pariser Stadtverwaltung unterstützt wurde. Dieser Irrtum löste jedoch eine Kontroverse aus und zog den Zorn feministischer und abtreibungsbefürwortender Verbände, darunter Family Parenthood, auf sich. Sie kritisierten die Kampagne als „konservatives“ und „rechtsextremes“ Manöver.
Als Reaktion auf die Empörung haben das für den Betrieb der Fahrräder zuständige Unternehmen und der Pariser Stadtrat angekündigt, dass sie gegen die ihrer Meinung nach unentgeltliche Werbemaßnahme klagen werden. Der Pariser Stadtrat Sylvain Raifaud drückte seine Verzweiflung aus, während die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo die Kampagne als „Schande für unsere Republik, für Paris und seine Werte“ bezeichnete. Die Stadtverwaltung hat versprochen, Maßnahmen zu ergreifen, um solche Vorfälle in Zukunft zu verhindern. Der spontane Charakter der nächtlichen Aktion stellt jedoch eine Herausforderung für die Bekämpfung ähnlicher Aktionen dar.
Trotz des gewagten und illegalen Charakters der Kampagne steht die Vereinigung Les Survivants fest hinter ihren Bemühungen. Sie sind sich der rechtlichen Folgen der Kampagne bewusst, glauben aber, dass sie ein notwendiges Mittel ist, um ihre Stimme zu erheben und ihre Botschaft zu vermitteln. Alix, die Vertreterin von Les Survivants, erklärte: „Der öffentliche Raum wird von einer einzigen Stimme monopolisiert, und wir möchten etwas anderes vorschlagen.“
Diese Aufkleber-Kampagne macht deutlich, wie schwierig es ist, einen öffentlichen Diskurs zum Thema Leben in der Hauptstadt zu führen. Im Jahr 2020 wurde eine Werbekampagne der Vereinigung Alliance Vita, die von der Werbeabteilung der Pariser Verkehrsbetriebe genehmigt und bezahlt wurde, von den Bahnhöfen und der Metro zurückgezogen, weil die Pariser Stadtverwaltung den Einwand erhob, die Slogans seien „abtreibungsfeindlich“. Die umstrittenen Plakate zielten darauf ab, die Bedeutung der Achtung von Mutterschaft, Vaterschaft und Leben zu betonen – eine Einstellung, die mit den Ansichten des sozialistischen Bürgermeisteramtes kollidierte.