Molly, ein 27 Jahre altes Baby

Eine surreale Geschichte um eingefrorene Embryonen. Wo sind die Fürsprecher der Vergessenen?

Menschlicher Embryo

Bild von Dr. Elena Kontogianni von Pixabay

Molly ist ein Mädchen, das in Tennessee auf die Welt gekommen ist. Sie ist noch nicht einmal anderthalb Monate alt und hält bereits einen recht außergewöhnlichen Rekord: Sie wurde aus einem Embryo geboren, der das historische Rekordalter von 27 Jahren erreicht hat und am 14. Oktober 1992 eingefroren wurde. Ein erwachsener Säugling, sozusagen.

Anfang dieses Jahres adoptierten Tina und Benjamin Gibson, die seit 10 Jahren verheiratet sind, das Kind. Und so trug Tina das Baby aus, das Ende Oktober auf die Welt kam. Jetzt ist Mama Tina 28 Jahre alt, was bedeutet, dass sie genauso alt ist wie ihre Tochter Molly. Diese hat jedoch nicht ihren oder Bens Chromosomensatz.

Da sie keine Kinder bekommen konnten, suchten Tina und Benjamin nach 10 Jahren Ehe nach Alternativen und stießen dabei auf zwei „Zwillingsschwestern“, die als Embryonen von einem anonymen Paar gespendet worden waren. Das Paar hatte diese Embryonen befruchtet, eingefroren und dann im National Embryo Donation Center eingelagert, einer gemeinnützigen Organisation in Knoxville, Tennessee, wo Millionen andere Embryonen aufbewahrt werden. Das Paar, das die Embryonen ursprünglich gezeugt hatte, beschloss, sie nicht „verwenden“ zu wollen und stellte sie stattdessen als Spende zur Verfügung.

Das erwachsene Baby Molly hat nun auch ihre Schwester Emma im Guinness-Buch übertroffen, das andere erwachsene Baby, das ebenso 1992 als Embryo eingefroren worden war. An sich wären Molly und Emma Zwillinge, da es sich um embryonale Zwillinge handelt, aber aufgrund von Kryokonservierung erlangt der Begriff „Zwillinge“ jetzt eine ganz neue Bedeutung: Das heißt, zwei Menschen können Zwillinge sein, obwohl sie zu unterschiedlichen Zeitpunkten und von zwei verschiedenen Müttern geboren worden sind.

Tatsächlich übersteigt die Berichterstattung tagtäglich unsere Vorstellungskraft. Angesichts solcher Entwicklungen sollte man, was die Würde des Lebens anbelangt, nicht in Schweigen verharren. Wo sind die Fürsprecher der Letzten? Wo sind die Kämpfer, die menschliches Leben vor der Kommerzialisierung verteidigen?

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