Originell zu sein ist an sich keine Tugend, und wenn man sich aus einem Chor heraushält, läuft man stark Gefahr, unbeliebt zu werden. Aber wie soll man sich zu den „Hosanna“-Chören für Mario Draghi im Netz sonst verhalten? Die Verliebtheit bestimmter Kräfte, die erst gestern zur Mehrheit der Regierung gehörten, in bestimmte Kräfte, die sie erst gestern aus der Opposition heraus beschimpften, ist schon verblüffend – aber Italien in der Zeit des „Drachen“ (Dragho auf Italienisch bedeutet „Drachen“) ist nun einmal so.
iFamNews ist eine Mischung aus Nachrichten und Interessenvertretung. Wir streben danach, transversale Ausrichtungen zu arrangieren, die sich auf potenziell alles beziehen, was mit Leben, der Familie und alldem zu tun hat, was wir gerne die authentischen Freiheiten der Person nennen, die unverfügbare Güter bleiben. Für jeden. Nicht einmal ich selbst verfüge über mein Leben, meine Familie oder die Freiheiten, die zu meinem Menschsein gehören. Das Leben – eigentlich könnte ich es sogar wegnehmen – habe ich mir nicht selber gegeben und es entzieht sich einem oft dem eigenen Einfluss.
Dieser Gedanke hat sich bei mit eingeschlichen, seit dem ich 2018 einen Film des isländischen Regisseurs Baltasar Kormákur gesehen habe, der Stay with Me heißt oder im Originaltitel „Adrift“ heitßt – also „treibend.“ Es ist ein ergreifender und mächtiger Film, der wie das Meer und das Leben ist. Nicht einmal der pater familias steuert die Familie, er regiert sie allenfalls. Und Freiheiten, natürlich Freiheiten, wenn man sie nicht hat, kann man sie sich nicht geben, wie Don Abbondio sagen könnte.
Das Leben, die Familie und die wahre Freiheit des Menschen sind so fundamental und entscheidend, dass es einem den Atem raubt. Sie können nicht mit ihnen spielen. Mit denen kann man nicht scherzen.
Nun weiß man bei uns, iFamNews, nicht, ob sich unter Mario Draghis rotem Umhang ein blauer Anzug mit einem großen „S“ (für Superman) auf der Brust befindet oder nicht. Aber auch das embrassons-nous des italienischen Verfassungsbogens zieht Ratlosigkeit hinter sich. Es gibt Parteien, die sich ewigen Hass geschworen haben, die eine Anthologie von Beleidigungen ausgetauscht haben und die sich gegenseitig bekämpft haben, manchmal sogar unter Missachtung der nicht verhandelbaren Prinzipien, und jetzt tun sie sich zusammen.
Gründe für Misstrauen gibt es genug. Unabhängig von allen anderen Überlegungen, die wir in der Zukunft anstellen können und werden, betrachtet iFamNews heute, am Vorabend des Beginns einer neuen technokratischen Regierung, den schamhaft den wilden Haufen, der jetzt Handküsse an den neuen „Chef“ Italiens abgibt. Es erinnert an eine Walzerrunde in der italienischen Politik, wo nun einmal mehr einem neuen Kavalier eine „Runde“ gewährt wird.