Assistierter Suizid untergräbt die Ausübung der ärztlichen Tätigkeit

Unter dem Motto „Deadly, Not Dignified“ kam die Generalversammlung der Katholischen Konferenz in Maryland zusammen

Image by Liz Ma

Im nordamerikanischen Bundesstaat Maryland organisierte die Catholic Conference, die die öffentliche politische Stimme der drei dortigen katholischen Diözesen vereint, Anfang Oktober eine Veranstaltung zum Thema Euthanasie unter dem Motto Deadly, Not Dignified [zu Deutsch: Tödlich, nicht würdevoll].  Es wurde vor allem darauf aufmerksam gemacht, wie „einflussreiche Aktivisten aus anderen Bundesstaaten versuchen, den ärztlich assistierten Suizid in Maryland einzuführen“. „Das Recht auf Leben ist das erste und grundlegende Menschenrecht“: Diese Aussage aus dem Apostolischen Schreiben Evangelii Gaudium ist ein grundlegendes und unumstößliches Prinzip, das selbstverständlich auch den amtierenden Papst inspiriert. Es liefert die Basis für die Arbeit der Catholic Conference mit dem Ziel „der höchsten Achtung menschlichen Lebens und des größtmöglichen Engagements für Gerechtigkeit und Frieden“.

Deadly, Not Dignified“ wurde organisiert, um „die Rechte der Behinderten zu schützen und die Gefahren des assistierten Suizids zu erörtern“, vor allem im Hinblick auf die Bekämpfung aktueller Bestrebungen, diese todbringende Neuheit auch im Bundesstaat Maryland einzuführen.

Sich selbst das Leben zu nehmen, selbst wenn ein Arzt dabei hilft, ist keine medizinische Versorgung

Während der verschiedenen Webinare, die am 5. Oktober auf Englisch und am 14. Oktober auf Spanisch stattfanden, kamen zahlreiche Experten zu Wort.

Die Ärztin Dr. Marie Alberte Boursiquot, Internistin und ehemalige Vorsitzende der Vereinigung katholischer Ärzte, sagte: „Die Medizin ist ein ehrenwerter Berufsstand. Ärzte sind der Ausübung der Medizin und dem Schutz menschlichen Lebens verpflichtet. […] Sich selbst das Leben zu nehmen, auch wenn ein Arzt dabei hilft, ist nicht Teil der medizinischen Versorgung. Der ärztlich assistierte Suizid schadet dem Patienten, dem Arzt-Patienten-Verhältnis und untergräbt das Vertrauen in die Medizin“, da das Konzept des assistierten Suizids „das Bewusstsein vermittelt, dass bestimmte Leben entbehrlich sind“. Auch der Begriff der „unheilbaren Krankheit“ ist umstritten: Ein zuckerkranker Jugendlicher, der eine Insulintherapie verweigert, könnte beispielsweise als „unheilbar krank“ eingestuft werden, obwohl Diabetes eine behandelbare und kontrollierbare Krankheit ist.

Anita Cameron, Leiterin des Minderheitenschutzprogramms bei Not Dead Yet, einer Organisation für die Rechte von Menschen mit Behinderungen, die sich gegen die Legalisierung des „assistierten Suizids“ und der Euthanasie als tödliche Formen der Diskriminierung einsetzt, erklärte mit Nachdruck: „Gesetze zum assistierten Suizid sind gefährlich“, denn selbst Ärzte „irren sich manchmal“, was die Diagnose unheilbarer Krankheiten oder die Prognose der Lebensdauer kranker Patienten anbelangt. Cameron veranschaulichte ihre Aussage anhand eines Beispiels aus der eigenen Familie: Ihrer Mutter war eine Lebenserwartung von weniger als einer Woche diagnostiziert worden, doch in Wirklichkeit lebte sie noch 12 Jahre. Besorgniserregend ist auch der Zustand der Gebrechlichkeit, insbesondere bei behinderten Menschen, deren Leben – häufig auch von Ärzten – als „minderwertig“ eingestuft wird.

Die forensische Psychiaterin Annette Hanson wies auf die Gefahr einer „Suizidansteckung“ hin, die durch die Propaganda der „Recht-auf-Sterben-Bewegung“ noch verschärft werde. „Die Erkenntnis, dass ihr Arzt ganz legal tödliche Medikamente verschreiben kann, verstärkt in einer Person, die unter Paranoia oder ähnlichen psychischen Problemen leidet, die Wahnvorstellungen. Das wirkt sich äußerst negativ auf die psychiatrische Behandlung aus“. Hanson nannte das Beispiel der Vereinigung Compassion and Choices, die sich für die „Ausweitung der Möglichkeiten eines barmherzigen Todes“ einsetzt. Die Organisation nutzt auf ihrer Website die Geschichte von Brittany Maynard aus, einer 29-jährigen Hirntumorpatientin, die nach Oregon gezogen war, um legalen Zugang zum assistierten Suizid zu erhalten. Brittany lebte zuvor in Kalifornien, wo Euthanasie inzwischen – auch aufgrund dieser Propaganda – legalisiert wurde, ebenso wie in sieben weiteren US-Bundesstaaten. Diese Art von Propaganda birgt die Gefahr, die Schwächsten zu treffen, indem sie die gesetzlich genehmigte Beseitigung von Kranken als „Heilmittel“ für chronische Krankheiten, einschließlich psychischer Erkrankungen, verkauft und zur Normalität macht.

Ärztlich assistierter Suizid veranlasst Versicherungen, die Krebsbehandlung zu verweigern

Besonders schwerwiegend ist der Vorwurf, dass bestimmte Versicherungsgesellschaften in jenen US-Bundesstaaten, wo der „assistierte Suizid“ bereits gesetzlich erlaubt ist, so weit gehen, dass sie keine Policen für Krebsbehandlungen mehr abschließen, sondern stattdessen anbieten, für die Vorbereitungen der Selbsttötung zu zahlen.

Diese Mittel sind jedoch nicht die Antwort auf das Leiden von Menschen, die aufgrund einer Krankheit nicht mehr in der Lage sind, ihre gewohnten Tätigkeiten auszuüben oder ihre Körperfunktionen zu kontrollieren, und sich somit ihrer Würde beraubt fühlen: die, kurz gesagt, eine „Last“ für die Gesellschaft sind. Solche Situationen erfordern liebevolle Pflege und Unterstützung, die Bestätigung der persönlichen Würde und das Bewusstsein, niemals eine Last zu sein: Die Alternative zur Euthanasie heißt Palliativmedizin.

Sogar die American Medical Association ist gegen den „assistierten Suizid“ und bezeichnet ihn als „unvereinbar mit der Rolle des Arztes als Heiler“.

Maryland verdient „die beste Schmerzbehandlung und hochwertigste Krankenpflege, keine Suizidmedikamente“. Aus diesem Grund verfolgt das „Maryland Catholic Advocacy Network“ die Situation aufmerksam und verbreitet Nachrichten, Warnhinweise und Updates zu den diesbezüglichen Aktivitäten im US-Kongress. Und es folgt dabei einem ganz einfachen Prinzip: „Kein Schmerz ist unerträglich“.

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