50 Jahren Ehescheidung: Die verheerende Bilanz

50 Jahre später: Abtreibung, Gender-Ideologie, Säkularisierung und sexuelle Freizügigkeit haben die Gesellschaft zerstört

Divorzio

Iage fro Pixabay

Last updated on Januar 21st, 2021 at 10:29 am

[Dieser Artikel erschien ursprünglich am 1. Dezember 2020 auf der Website von Alleanza Cattolica.]

Vor fünfzig Jahren wurde die Ehescheidung nach vielen Versuchen, die im ausgehenden 19. Jahrhundert begannen, auch in Italien Gesetz. Noch heute rechtfertigen Beobachter die Notwendigkeit und Richtigkeit des von den Abgeordneten Loris Fortuna (1924-1985) und Antonio Baslini (1926-1995) propagierten Gesetzes anhand einer Vielzahl erbärmlicher und dramatischer Fälle, die die Leser zu Tränen rühren. Dieselbe Technik wurde einige Jahre später angewandt, um 1978 das Gesetz zur Legalisierung von Abtreibung zu rechtfertigen: Wenn ein Problem auftritt, eliminiert man eine Person oder, wie Papst Franziskus sagt, mietet man einen Berufskiller.

Angesichts einer nicht näher bestimmten Zahl von Familiendramen, die aufgebauscht wurde, um die Verabschiedung des Gesetzes zu begünstigen, wurde aus juristischer Sicht das naturrechtliche Prinzip der „ewig währenden Ehe“ abgelehnt, jenes Prinzip der Unauflösbarkeit, das sich nicht aus dem katholischen Glauben ableitet, sondern aus der Natur der menschlichen Person und ihrer Beziehungen. Dies hatte nicht nur weitere dramatische Fälle zur Folge, insbesondere das Leid der Kinder, die sich in die zur Rechtfertigung des Scheidungsrechts herangezogenen Fälle einreihen, sondern es wurde dadurch auch der rechtliche und gesellschaftliche Wert der Einheit der Familie als Fundament der Gesellschaft und als Referenzmodell abgelehnt.

Ab diesem Datum, dem 1. Dezember 1970, zeichnet sich ein Prozess zur Untergrabung der grundlegenden Prinzipien gesellschaftlichen Lebens ab, die sicherlich mit der Verankerung des Glaubens in der italienischen Tradition zusammenhängen, wie z.B. die Unantastbarkeit des Lebens, die zentrale Stellung der Familie, welche auf der ewig währenden Ehe zwischen Mann und Frau gründet, die Freiheit in Bezug auf Kindererziehung und Religion. Diese Prinzipien sind jedoch nicht ausschließlich dem christlichen Glauben vorbehalten, sondern sind Teil eines Naturgesetzes, das im Herzen eines jeden Menschen geschrieben steht.

Ein Aspekt ist dabei entscheidend, denn die Schlacht, die in den folgenden vier Jahren bis zum Aufhebungsreferendum im Jahre 1974 folgte, wurde von den Scheidungsbefürwortern genau unter diesem Aspekt geführt: Ihrer Meinung nach wollten die Katholiken den Nicht-Katholiken ihre Vorstellung von der Ehe aufzwingen, quasi eine Art Aufzwingen des Glaubens. Viele Katholiken tappten in die Falle und plädierten im Referendum gegen eine Aufhebung des Gesetzes, das inzwischen aus einer Unterschriftensammlung unter der Leitung von Professor Gabrio Lombardi (1913-1994) verabschiedet worden war. Auf dem Spiel stand, wie die Befürworter des Referendums vier Jahre lang behauptete, nicht ein Sakrament der Kirche, das für die Gläubigen in jedem Fall weiterhin gültig bleiben würde, sondern eine zivile Institution, denn die Familie sei keine Institution, die nur Katholiken betreffe.

Im Referendum von 1974 wurde das Scheidungsgesetz bestätigt, bei 90% Wahlbeteiligung stimmten 59% dafür. Und es enthüllte aller Welt, dass das italienische Christentum definitiv aufgehört hatte zu existieren, auch wenn es noch „Teile“ oder „Überreste“ der Gesellschaft gab, die weiterhin in der christlichen Tradition lebten.

Um diese „Überreste“ zu verteidigen, nahm die kürzlich gegründete Alleanza Cattolica bei dieser Gelegenheit ihre öffentliche Tätigkeit auf, indem sie Unterschriften für den Aufruf zum Referendum sammelte und sich dann aktiv an der Kampagne zum Referendum beteiligte. Letztere war von einer besonders schweren internen Krise in der katholischen Welt gekennzeichnet, die sowohl auf das mangelnde Engagement der Christdemokraten, mit Ausnahme von Amintore Fanfani (1908-1999) zurückzuführen ist, vor allem aber auf das öffentliche Engagement pro Scheidung von Seiten einer Gruppe Intellektueller und Exponenten des katholischen Assoziationismus, was die Einheit der Kirche in einem unanfechtbaren Punkt ihrer Lehre zerriss.

Das Ergebnis des Referendums öffnete nicht nur allen die Augen dafür, dass die Katholiken zu einer kulturellen Minderheit geworden waren, sondern zeigte auch auf dramatische Weise die Spaltung innerhalb der Kirche selbst in grundlegenden Fragen, was man bereits zwei Jahre zuvor, 1968 nach der Veröffentlichung der Enzyklika Humanae Vitae des heiligen Paul VI., beobachtete hatte.

Fünfzig Jahre später stellt nun der Säkularisierungsprozess anhand der Verbreitung der Genderideologie die sexuelle Identität der Person in Frage. Dies geschah durch die Legalisierung der Abtreibung (1978) und die jüngsten Gesetze zum Lebensende (Nr. 219/2017) und zu zivilen Vereinigungen (Nr. 76/2016). In dieser Zeit entstand eine wichtige, mutige und nicht zu bremsende Bewegung zum Schutz von Leben und Familie. Diese setzt sich aus verschiedenen Akteuren zusammen, die in vielen unterschiedlichen Bereichen des öffentlichen Lebens tätig sind und nicht nur für die Gründe zum Schutz von Leben und Familie kämpfen sondern auch durch konkrete Unterstützung, Leben und Familien zu retten helfen. Diese beiden Phasen – der Kampf gegen ungerechte Gesetze und die Aufklärung, warum Leben und Familie so wichtig sind, scheinen – neben konkreten Hilfeleistungen – immer notwendiger zu werden, um das Wenige, das noch zu retten ist, zu verteidigen und um das viele Verlorengegangene auf lange Sicht und mit viel Geduld wiederherzustellen.

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