Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, hat in einem Beitrag für die „Christ & Welt“-Beilage der Die Zeit gefordert, „dass der medizinische Eingriff eines Schwangerschaftsabbruchs flächendeckend ermöglicht wird.“
So fehle insbesondere im ländlichen Raum – unabhängig seiner konfessionellen Prägung – die „gynäkologische Versorgung.“ „Eine Reflexion darüber, wie das Angebot sichergestellt werden kann, steht an – was auch die Schulung von Ärzt*innen (sic!) in der Ausbildung umfasst.“
Stetter-Karp bezeichnet Abtreibungen euphemistisch als „medizinischen Eingriff“ und „gynäkologische Versorgung“, trat aber an anderer Stelle in ihrem Beitrag gleichzeitig dafür ein, „dass ein Schwangerschaftsabbruch nicht als reguläre medizinische Dienstleistung betrachtet wird.“ Mit ihrer Forderung nach Abtreibungsschulungen für Ärzte schließt sie sich den Äußerungen der grünen Bundesfamilienministerin Lisa Paus an, die erst kürzlich öffentlich dafür eintrat, Abtreibungen in die Ärzteausbildung aufzunehmen (IFamNews hatte berichtet).
Das ZdK nimmt für sich in Anspruch, die Vertretung aller deutschen katholischen Laien zu sein. Gleichwohl werden die Vertreter und Präsidenten des ZdK nicht von den deutschen Katholiken gewählt. Das ZdK hat rund 230 Mitglieder, die von der Arbeitsgemeinschaft der katholischen Organisationen Deutschlands, von den Diözesanräten und als „Einzelpersönlichkeiten“ gewählt werden. Gewöhnliche Laien – derer es in Deutschland, Stand 2021, rund 21,6 Millionen gibt – können indes nicht Mitglied des ZdK werden und sind daher nicht gerecht repräsentiert.
Doch die katholischen Laien wollen die anti-katholische Forderung Stetter-Karps nicht stehen lassen. So rief bereits einen Tag nach der Äußerung Stetter-Karps ein katholischer Laie eine Rücktrittsforderung an die Präsidentin ins Leben, die als Petition mitgezeichnet werden kann. Diese wurde Mitte Juli bereits von rund 2.000 Menschen unterzeichnet. Auch die konservative Kirchenreform-Initiative Maria 1.0 forderte mittlerweile den Rücktritt Stetter-Karps, da sich diese „offensichtlich nicht mit zentralen Inhalten katholischer Positionen identifiziere“.
Zuvor hatte auch der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Matthias Kopp, Stetter-Karp kritisiert. Dieser hatte gegenüber dem katholischen Internetportal kath.net erklärt:
„Die von ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp vorgetragene Position zur Notwendigkeit eines flächendeckenden Angebots von Schwangerschaftsabbrüchen widerspricht der Haltung der Deutschen Bischofskonferenz. Statt einer flächendeckenden Möglichkeit für Abtreibungen brauchen wir ein flächendeckendes qualifiziertes Beratungsangebot für Frauen.“ Die katholische Kirche gehe „mit dem rechtlichen und gesellschaftlichen Umgang mit dem Thema Schwangerschaftsabbrüche nicht konform“ und lehne “Abtreibungen grundsätzlich ab.“
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