„Gegen wen sind Sie geimpft?“

Die Kinder haben bereits genug unter den körperlichen und seelischen Folgen dieser Epidemie zu leiden, ohne dass zusätzlicher Druck und möglicherweise ungerechtfertigte Diskriminierung hinzukommen.

Jedes Mal, wenn wir nach den Ferien (Weihnachten, Fasching, Ostern,…) wieder in die Schule gehen, hören wir häufig, dass die Lehrer in der Klasse gefragt haben, welche Kinder geimpft sind und welche nicht.

Diesbezüglich einige Bemerkungen: Ohne eine Bewertung oder Stellungnahme zur Impfung abgeben zu wollen, die ich als eine ausschließlich persönliche Angelegenheit und eine Frage der persönlichen Freiheit betrachte, auf die ich mich nicht einlassen will, beschränke ich mich darauf, zwei Gedanken auf pädagogischer und menschlicher Ebene zu äußern.

Erstens gibt es kein pädagogisches Kriterium, wenn man die Geimpften und die Ungeimpften vor ihren Mitschülern in einer Angelegenheit, die im Übrigen nicht von ihnen abhängt und für die sie keine Verantwortung tragen, öffentlich herausstellt.

Und zweitens weiß ich angesichts der sozialen Spannungen und der kollektiven Hysterie, die sich vor allem in den Tagen vor den Feierlichkeiten um die Ungeimpften und ihre vermeintliche Verantwortung für die Ansteckung ausgebreitet hat, nicht, ob sich die Schulen und Lehrer der Folgen bewusst sind, wenn Kinder von ihren Eltern aufgefordert werden, nicht mit Ungeimpften zu spielen, oder wenn sie selbst beschließen, Ungeimpfte aufgrund dessen, was sie zu Hause oder im Fernsehen gesehen haben, zu schikanieren. Oder auch, dass die Nichtgeimpften ihre Meinung äußern, Kritik üben oder Ablehnung gegenüber den Geimpften empfinden, wenn sie zu Hause abfällige Bemerkungen darüber gehört haben.

Es ist, gelinde gesagt, offensichtlich unverantwortlich, ob die Frage nun ohne Böswilligkeit aus reiner Neugier gestellt wird oder nicht. Denn wenn die Absicht besteht, die Ungeimpften auszusondern, sie an anderer Stelle im Klassenzimmer unterzubringen oder irgendeine Maßnahme zu ergreifen, um zwischen den einen und den anderen aufgrund angeblicher Gesundheitskriterien zu unterscheiden, dann ist das nicht nur unverantwortlich, sondern sollte meiner Meinung nach ernsthafte Konsequenzen haben und sogar Gegenstand einer Klage sein.

Meines Erachtens gibt es schon genug Rücksichtslosigkeit, und die Kinder haben schon genug unter den körperlichen und seelischen Folgen dieser Epidemie gelitten, als dass sie jetzt auch noch grundlos unter Druck gesetzt und möglicherweise in der Schule diskriminiert werden.

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