Trump – der amerikanische „Gegenrevolutionär“

Trump hat dem Konservatismus eine neue Richtung gegeben. Was auch immer die Wahl bring, dieser neue Weg wurde eingeschlagen. Und das ist ein Sieg an sich.

Trump-Pence 2020

In den Vereinigten Staaten von Amerika steht heute (in Deutschland wird es spät in der Nacht sein) alles auf dem Spiel. Entweder wird Trump mit Mike Pence an seiner Seite wiedergewählt werden, oder Biden/Harris werden gewinnen, was eine vollständige politische Gegenrichtung bedeuten wird. All dies wird sich nicht nur auf Amerika auswirken…

Ein Außenseiter

Trump ist in Wirklichkeit ein Außenseiter. Er hatte nichts mit der GOP (der „Great Old Party“ – den Republikanern) und den Konservativen zu tun, aber er war clever. Er wusste, dass er die Situation ausnutzen konnte, also nutzte er seine Chance. Als Mann einer Minderheit (in den Vorwahlen 2016 erhielt er etwa ein Drittel der abgegebenen republikanischen Stimmen) und spalterisch, machte er zunichte, was mühsam aufgebaut worden war.

Die kulturelle Homogenität der GOP, die in der ersten Hälfte des Jahres 2016 unter großen Kosten über viele Jahre hinweg erreicht wurde, gab unter seinen Schlägen nach. Damals war der Feind der guten Republikaner innere Spaltung, mit Trump begann der Feind, von außen in die GOP einzudringen. Trump zielte in der Tat darauf ab, eine politische Kraft rückgängig zu machen, die, versöhnt mit den Hütern des authentischen Geistes der Nation, zum ersten Mal in der amerikanischen Geschichte die Wiederherstellung, die Rückkehr zum Anfang und zur Grundlage der amerikanischen historischen Erfahrung bedeutete.

Zu dieser Zeit bestand Trumps Stärke darin, echten Schwermut, Unbehagen und Schwierigkeiten auszunutzen und einem Teil der konservativen Wählerschaft der GOP einen gefälschten Konservatismus zu verkaufen, der auf die Revolution Barack Obamas mit einer eigenen Revolution mit umgekehrtem Vorzeichen antworten wollte. Obamas Revolution war eine Revolution der Zerstörung, Trumps Revolution war eine Revolution des Wiederaufbaus.

Die Schwäche von Trumps republikanischen Gegnern bestand darin, dass sie die streitbare Wachstumsphase noch nicht überwunden hatten und sich noch immer nicht vollständig bewusst waren, dass Trumps großer Erfolg in Wirklichkeit die klare Wahl zwischen Revolution und Gegenrevolution war.

Trump – der Kandidat des Konservatismus

Die Worthülsen „Populismus“ und „Souveränismus“ werden heutzutage missbraucht und haben deshalb an Sinn verloren, aber es besteht kein Zweifel, dass Trump einen wirklichen Wandel erwirkt hat. Für diejenigen, denen auch die wichtige Geschichte am Herzen liegt, die Konservatismus und GOP über die Jahrzehnte hinweg aufgebaut haben, ist die heutige amerikanische Abstimmung daher auch ein Referendum über den „Wirbelsturm“ Trump.

Es geht nicht darum, Trump „heilig zu sprechen“, sondern darum, diesen entscheidenden Punkt im Zusammenprall zwischen Revolution und Gegenrevolution zur Kenntnis zu nehmen, dessen volles Ausmaß erst nach Jahren vollständig zu verstehen sein wird.

Kurz gesagt, Trump, der unwahrscheinlichste und unmöglichste Kandidat von allen, hat die anfänglich zart sprießende amerikanische Gegenrevolution zu einem sicheren Ende geführt. Er hat sie zu ihrem Schicksal geführt. Ja, der Konservatismus ist nicht nur lebendig, er ist politisch reif, dank Trump, den Kandidaten, den er anfänglich liquidieren wollte. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal schreibe, aber ich bin wirklich davon überzeugt. Am Scheideweg zwischen Revolution und Gegenrevolution hat Trump den richtigen Weg eingeschlagen, was auch immer das für die Zukunft bedeuten wird.

Nun, der Unternehmer, der in die Politik ging, um die Konservativen und Republikaner zu vernichten, und sich stattdessen gezwungen sah, sich auf sie zu verlassen, hat gelernt, mit ihnen und für sie zu regieren, und durch alle Reibereien und Anecken ist er nun geläutert worden.

Er ist der Mann, der die schöne Geschichte des Konservatismus und der GOP keineswegs gestoppt hat, sondern auf eine Art und Weise fortgesetzt hat, wie man es sich nicht hätte vorstellen oder erträumen können.

Trump ist nicht der Feind des Konservatismus. Es ist vielmehr der Mann, der eine unvorhergesehene aber wichtige – sogar notwendige! – Entwicklung ermöglicht hat. Am Vorabend von Triumph oder Katastrophe ist das die realistische Sichtweise, derer es bedarf.

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