Joe Bidens Ansprache bei der UNO: Rhetorik und Realität – ein Vergleich

Der US-Präsident spricht von der Stärkung „universeller Grundsätze“. Doch seine Amtshandlungen, insbesondere was Familienpolitik anbelangt, sprechen eine andere Sprache. Gewiss werden seine Taten und Worte „für kommende Generationen nachhallen“.

In seiner Ansprache während der 76. Sitzung der UNO-Generalversammlung am 21. September 2021 rief US-Präsident Joe Biden die Nationen der Welt auf, die „universellen Grundsätze“ hinsichtlich „Menschenwürde und Menschenrechte“, wie sie in den Gründungsdokumenten der Vereinten Nationen verankert sind, einzuhalten und zu stärken.

Werden wir die Menschenwürde und die Menschenrechte, auf deren Grundlage die Nationen in gemeinsamer Überzeugung – vor mehr als siebzig Jahren – diese Organisation gegründet haben, schützen und bewahren?

Werden wir die Grundprinzipien … des internationalen Systems, einschließlich der UN-Charta und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, einhalten und stärken? Oder werden wir zulassen, dass diese universellen Grundsätze im Streben nach blanker politischer Macht mit Füßen getreten und verzerrt werden?

Meines Erachtens wird die Art und Weise, wie wir diese Fragen zum jetzigen Zeitpunkt beantworten – ob wir uns für den Kampf um unsere gemeinsame Zukunft entscheiden oder nicht – noch für kommende Generationen nachhallen.

Im weiteren Verlauf seiner Rede ging Biden nachdrücklich auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte und die grundlegende Rolle der darin festgelegten Rechte ein.

Die Vereinigten Staaten werden sich für die demokratischen Werte einsetzen, die uns als Nation und als Volk ausmachen: Freiheit, Gerechtigkeit, Chancengleichheit und der Glaube an die universellen Rechte aller Menschen.

Das ist fest in unserer DNA als Nation verankert. Und, was noch wichtiger ist, es ist auch fest in der DNA dieser Organisation, der Vereinten Nationen, verankert. Das vergessen wir manchmal.

Ich zitiere die Einleitung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte: „Die gleichen und unveräußerlichen Rechte aller Mitglieder der Gemeinschaft der Menschen bilden die Grundlage von Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.“

Das Gründungsethos der Vereinten Nationen stellt die Rechte des Einzelnen in den Mittelpunkt unseres Systems; diese eindeutige Sichtweise darf nicht ignoriert oder falsch interpretiert werden.

Der Präsident appellierte zudem eindringlich an seine Zuhörer, sich die Vision und die Werte der Gründung der UNO zu eigen zu machen und die unverzichtbare Einigkeit der Menschheit zu erneuern.

Meine Damen und Herren, dies ist ein Moment, in dem wir uns unseren Vorgängern ebenbürtig erweisen müssen; sie haben mit visionärem Denken, Wertevorstellungen und entschlossenem Glauben an unsere gemeinsame Zukunft die Vereinten Nationen gegründet, den Kreislauf von Krieg und Zerstörung durchbrochen und die Voraussetzungen für mehr als sieben Jahrzehnte relativen Friedens und wachsenden globalen Wohlstands geschaffen.

Nun müssen wir wieder zusammenkommen und bekräftigen, dass die uns verbindende Menschlichkeit weitaus wichtiger ist als jegliche äußere Spaltung oder Meinungsverschiedenheit.

Ach, Herr Präsident, wenn Ihre Rhetorik doch nur mit der Realität übereinstimmen würde!

Wenn Sie doch nur die Vision und die Werte der weisen Verfasser der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 beherzigen würden, deren gesamtes Verständnis der Menschenrechte auf der Anerkennung der einzigen mit Rechte versehenen Gruppe beruht: „Die Familie ist die natürliche Grundeinheit der Gesellschaft und hat Anspruch auf Schutz durch Gesellschaft und Staat“ (Artikel 16).

Es wäre schön, wenn Sie sich an dieselbe Wahrheit halten würden, wie sie in der Charta der Familienrechte des Vatikans formuliert ist: „Die Familie hat ihre Grundlage in der Ehe, dieser innigen Lebensgemeinschaft in gegenseitiger Ergänzung von Mann und Frau“, und „als natürliche Gemeinschaft vor dem Staat und jeder anderen Gemeinschaft besteht und aus sich heraus Rechte besitzt, die unveräußerlich sind“.

Wenn Sie doch nur auf das Oberhaupt Ihrer Kirche, Papst Franziskus, hören würden, der mit ähnlichen Worten erklärt hat, dass „die Komplementarität zwischen Mann und Frau … die Grundlage von Ehe und Familie“ bildet und das optimale Umfeld „für die Entwicklung und den affektiven Reifeprozess des Kindes“ schafft, was „ein einzigartiges, natürliches, grundlegendes und schönes Gut für die Menschen, die Familien, die Gemeinschaften und die Gesellschaft“ darstellt.

Wenn Sie doch nur an der Wahrheit festhalten würden, die in Artikel 25 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte zum Ausdruck kommt, wonach „Mütter und Kinder Anspruch auf besondere Fürsorge und Unterstützung haben“; sowie an die einstimmige Verkündung der Vereinten Nationen knapp ein Jahrzehnt später: „Die Menschheit schuldet dem Kind das Beste, das sie zu geben hat“, und „soweit irgend möglich“ sollte jedes Kind „in der Obhut und unter der Verantwortung seiner Eltern aufwachsen“, um den „besonderen Schutz und die besondere Fürsorge“ zu erhalten, auf die alle Kinder Anspruch haben und die ihnen mit „Liebe und Verständnis“ vermittelt werden, so dass es sich „körperlich, geistig, moralisch und gesellschaftlich gesund und normal und in Freiheit und Würde entwickeln kann.“

Erinnern Sie sich an die einleitenden Worte in Artikel 1 der Allgemeinen Menschenrechtserklärung: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“. Und erinnern Sie sich an Mutter Teresa, die in diesem Sinne Folgendes an den Obersten Gerichtshof schrieb: „Ich habe keine neue Lehre für Amerika. Ich möchte Sie nur daran erinnern, dem treu zu bleiben, was Sie einst die Welt gelehrt haben. Ihre Nation wurde auf der These gegründet – sehr alt als moralisches Gebot, aber verblüffend und innovativ als politische Einsicht -, dass das menschliche Leben ein Geschenk von unermesslichem Wert ist und dass es verdient, immer und überall mit der größten Würde und dem größten Respekt behandelt zu werden.“

Präsident Biden, Sie haben zugegeben, dass wir die Werte Freiheit, Grechtigkeit, Chancengleichheit und den Glauben an die universellen Rechte aller Menschen „manchmal vergessen“ – Werte, die, wie Sie richtig sagen, fest in der DNA Amerikas und der Vereinten Nationen verankert sind.

Mit allem Respekt, Herr Präsident, bitten wir Sie, sich daran zu erinnern, was die Unabhängigkeitserklärung über das vom Schöpfer verliehene Recht eines jeden Menschen auf Leben und Freiheit lehrt; sich ebenfalls an Mutter Teresas Lehre zu erinnern, was geschieht, wenn das Leben der Schwächsten unter uns durch Abtreibung ausgelöscht wird: „Amerika braucht nicht erst meine Worte, um zu verstehen, dass die Entscheidung in Roe v. Wade eine großartige Nation deformiert hat….  Eine Nation, ein Volk, eine Familie, die das zulässt, die das akzeptiert, das sind die Ärmsten der Armen.“

Wir bitten Sie dringend, sich daran zu erinnern, was die Allgemeine Menschenrechtserklärung über die grundlegende und unverzichtbare Rolle der natürlichen Familie lehrt, eine Wahrheit, die auch Papst Franziskus zum Ausdruck gebracht hat: „Jede Gefährdung der Familie ist eine Gefährdung der Gesellschaft selbst…. Die Zukunft der Menschheit geht über die Familie. Schützt also eure Familien! Seht in ihnen den größten Schatz eures Landes und nährt sie stets.“

Und wir bitten Sie eindringlich, sich an Ihre eigene Mahnung zu erinnern, dass das „Gründungsethos der Vereinten Nationen“ nicht ignoriert, falsch interpretiert oder „im Streben nach blanker politischer Macht mit Füßen getreten und verzerrt“ werden darf, und dass wir uns alle erheben und „uns als ebenbürtig“ mit der Gründergeneration der UN erweisen müssen. Wir bitten Sie, genau das zu tun, und wir erinnern Sie daran, dass unser heutiges Handeln, wie Sie selbst sagen, „noch für kommende Generationen nachhallen wird“.

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