An Karfreitag gedenken wir in ganz besonderem Maße der Erlösung des Menschen durch Christi Tod am Kreuz.
Im Kreuzesleiden zeigt sich die Liebe Gottes zum Menschen in seinem ganzen Ausmaß. Gott hat in Jesus Christus alles auf sich genommen, was einem Menschen an Bösem widerfahren kann: Verlassenheit, Verrat, Verleumdung, offener Hass, unrechtmäßige Gefangennahme und Verurteilung, Angespuckt werden, Verhöhnung, Gewalt und äußerste Folter, Hinrichtung und der Eindruck vollkommener Gottverlassenheit. Diesen einzigartigen Kreuzweg hat Christus auf Wunsch des Vaters für jeden einzelnen Menschen auf sich genommen: „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat“ (Joh 3,16).
Noch größer scheint die Liebe Gottes zu uns Menschen am Kreuz aber auf, weil wir Menschen durch unsere Sünden der Grund für all die Leiden sind, die Jesus am Kreuz für uns auszustehen hatte. Obwohl wir ihn noch nicht erkannt hatten und ihn durch unsere Sünden mit angespuckt, mit verleumdet, mit ans Kreuz geschlagen haben, hat er uns geliebt und die Leiden des Kreuzes auf sich genommen: „Gott aber hat seine Liebe zu uns darin erwiesen, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren“ (Röm 5,8). Wie wunderbar diese Liebe, die liebt, obwohl sie nicht nur nicht erwidert, sondern sogar mit Hass, Gewalt und Mord beantwortet wird.
Doch damit nicht genug. Im Kreuzesleid zeigt sich auch, wovor Jesus uns bewahrt hat: den ewigen Qualen der Hölle, die durch die Leiden am Kreuz ihren Ausdruck gefunden haben. Besonders eindrücklich hat dies Johann Sebastian Bach in der Matthäuspassion dargestellt. Er lässt in einem seiner Choräle singen:
Ich bin's, ich sollte büßen, an Händen und an Füßen gebunden in der Höll'. Die Geißeln und die Banden und was du ausgestanden, das hat verdienet meine Seel'!
Bedenken wir diesen Karfreitag in besonderer Weise die Größe der unverdienten Liebe Gottes, die im Leiden am Kreuz sichtbar wird.