In einem Op-ed für die Los Angeles Times diese Woche argumentiert Nicholas Goldberg, dass Kaliforniens umstrittener „End of Life Option Act“ – der in bestimmten Fällen die Euthanasie erlaubt – auf Demenz- und Alzheimer-Patienten ausgeweitet werden soll.
Der „End of Life Option Act“, so Goldberg, „hat nicht zu den Horrorszenarien geführt, die die Gegner heraufbeschworen hatten“, und hat stattdessen über 1200 todkranken Menschen erlaubt, ihr Leben friedlich zu beenden. Goldberg ist der Ansicht, dass das Gesetz auf mehr Menschen ausgeweitet werden sollte, z.B. auf Demenz- und Alzheimer-Patienten, und dass „die politischen Entscheidungsträger auch Menschen mit bestimmten degenerativen Krankheiten oder solche, die unter chronischen Schmerzen leben, berücksichtigen sollten“.
Goldberg führt dann das Beispiel seiner eigenen Großmutter an, die vor ihrer Alzeheimer-Diagnose sehr deutlich gemacht hatte, dass sie sterben wollte, wenn ihr das Sprechen, Lesen unmöglich würde und ihr Gedächtnis versage. Und doch waren ihre schlimmsten Befürchtungen genau der Zustand, in dem sie sich jahrelang befand. In einem Bett liegend, unfähig zu sprechen, zu lesen, sich zu erinnern, aber auch unfähig, sich anzuziehen, sich zu ernähren oder die Toilette zu benutzen. Wir müssen akzeptieren, so Goldberg abschließend, dass „der Kampf um die Verlängerung des Lebens“ nicht immer die beste Option ist und dass es „Schicksale gibt, die schlimmer sind als der Tod“.
Mit dieser Aussage bin ich einverstanden. Eine Konsequenz der erstaunlichen medizinischen Fortschritte des vergangenen Jahrhunderts ist, dass das menschliche Leben oft über den Punkt hinaus fortbesteht, an dem die Menschen, die es leben, es sich vielleicht wünschen würden. Aber ich glaube auch von ganzem Herzen, dass es einen gravierenden Unterschied zwischen der Aussetzung lebenserhaltender Maßnahmen und der aktiven Hilfe für jemanden, der sich das Leben nehmen will, gibt.
Befürworter der Euthanasie prangern gerne das Argument des „rutschigen Abhangs“ an – dass das Zulassen einer Form der sorgfältig kontrollierten, überwachten und scheinbar barmherzigen Euthanasie dann zu einer immer liberaleren Praxis oder sogar zu Missbräuchen führen wird. Aber die Erfahrungen von Ländern wie Belgien und den Niederlanden, die als erste die Euthanasie legalisiert haben, liefern diesem „slippery slope“ starke Argumente.
Die Niederlande waren 2001 das erste Land der Welt, das die Euthanasie legalisiert hat. (Vor dieser Zeit war Euthanasie zwar illegal, wurde aber doch durchgeführt und selten strafrechtlich verfolgt). Die Praxis sollte in Fällen „unaufhörlichen und unerträglichen Leidens“ erlaubt werden, wenn „keine vernünftige Alternative“ bestehe. Rob Jonquierre, heute Exekutivdirektor der Internationalen Föderation für das Recht auf Sterbebegleitung, erklärte damals gegenüber dem Buhttps://ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2566446/pdf/11436481.pdflletin, dass Ärzte zwar einen Anstieg der Sterbeverlangen feststellen könnten, dass er jedoch keinen „massiven Anstieg“ der Euthanasiezahlen erwarte. Und doch habe sich im Zeitraum von 2007 bis 2017 die Zahl der durch Euthanasie gestorbenen Niederländer verdreifacht. Seither erlauben die Niederlande auch die Euthanasie von Minderjährigen, von Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen wie chronischen Depressionen und in jüngster Zeit auch von Menschen mit fortgeschrittener Demenz (in Fällen, in denen die Person zuvor den Wunsch geäußert hatte, sterben zu wollen).
Das Demenz-Urteil betraf die Tötung einer 74-jährigen Frau im Jahr 2016, die den Wunsch geäußert hatte, durch Euthanasie zu sterben, bevor sie in ein Pflegeheim eingewiesen werden musste. Dennoch äußerte sie auch den Wunsch, selbst auf diesen Zeitpunkt hinzuweisen, „solange ich noch bei Sinnen bin und wenn ich denke, dass die Zeit reif ist“. Sie tat dies nie, und schließlich trafen andere die Entscheidung für sie – man gab ihr ein Beruhigungsmittel in ihren Kaffee. Sie wachte jedoch auf und musste niedergehalten werden, während die Ärzte den Eingriff beendeten.
Wenn es um Fälle geht, bei denen es buchstäblich um Leben und Tod geht, können wir nicht vorsichtig genug sein. Wir können nie wissen, ob die Niederländerin an einen Ort gekommen ist, an dem sie ihr Leben genossen hat, auch nicht in einer scheinbar verminderten geistigen und körperlichen Kapazität. Wir können nie wissen, ob andere um sie herum, unabhängig von ihren geistigen Fähigkeiten, Freude an ihrer Gegenwart hatten. Euthanasie löst die Feststellung aus, dass bestimmtes Leben, das von Leiden heimgesucht wird, weniger lebenswert ist als anderes Leben.
Leiden, so das Argument, sei etwas, das um jeden Preis vermieden werden müsse.
Was aber, wenn wir mit dieser Einstellung unrecht haben?
Was, wenn es tatsächlich ein letzter Weg zur Versöhnung, zur Heilung, zur Demut oder zur Besserung unserer Seelen sein kann?
Zu Herrn Goldbergs Geschichte von seiner Großmutter biete ich meine eigene Leidensgeschichte an. Mein Vater, der die meiste Zeit seines Erwachsenenlebens Alkoholiker war, erlitt 1989 einen schrecklichen Lkw-Unfall, bei dem sein Becken und einige seiner Wirbel zerquetscht wurden. Er erholte sich körperlich so weit, dass er gehen und an den meisten Aktivitäten teilnehmen konnte, aber sowohl seine Schmerzen als auch sein Alkoholismus wurden mit den Jahrzehnten schlimmer. Es gab viele, viele Male, da er andeutete, er glaube, es wäre besser, tot zu sein. Seine Schmerzen seien zu stark. Es schien keine Hoffnung auf irgendeine Art von Genesung zu geben – weder mental, körperlich noch emotional. Seine Taten verursachten Schmerzen bei den Menschen um ihn herum. Und dann, im April 2019, traf er plötzlich die Entscheidung, mit dem Trinken aufzuhören. Gegen das Bitten seiner Familie tat er dies auf kalten Entzug, ohne medizinische Hilfe – und es kostete ihn vier Tage später das Leben.
Eine Autopsie wurde durchgeführt. Ich ging davon aus, dass der Bericht zeigen würde, dass er in seinen letzten Stunden „aufgegeben“ und etwas getrunken hatte. Als der Gerichtsmediziner mir telefonisch mitteilte, dass der toxikologische Bericht keine Spuren von Alkohol in seinem Körper gefunden hatte, brach ich schluchzend zusammen. In diesem Moment war ich in der Lage, jahrzehntelange Schmerzen zu verzeihen. Mein Vater war in der Lage gewesen, den Dämon zu besiegen, der ihn besessen hatte und er ermöglichte seiner Familie ein viel besseres Vermächtnis zu hinterlassen, eine Geschichte der Hoffnung.
Hätte mein Vater Zugang zur Euthanasie gehabt, um seinen chronischen Schmerzen oder seiner psychischen Krankheit (Alkoholismus) zu entkommen, wie anders wären dann die Erinnerung und das Vermächtnis, die wir heute haben? Wie anders hätte er sich am Ende gefühlt, wenn er gewusst hätte, dass die Krankheit ihn geschlagen hatte?
Wir können niemals, niemals das Ende der Geschichte kennen oder die Heilung, die sie bringen kann. Wir tun uns und anderen Unrecht, wenn wir so tun, als ob wir es wüssten.